TransferWarum Wunschtrainer Nagelsmann zum Wagnis für den FC Bayern werden könnte

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Nagelsmann und Flick

Vor gut einem Jahr noch zu Gast in München: Julian Nagelsmann (l.) mit Bayerns Trainer Hansi Flick

Die Rekordablöse, die der FC Bayern wohl für Julian Nagelsmann zahlen wird, ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Dass die Bayern sich offenbar genötigt fühlen, knapp doppelt so viel Geld für einen Fußballtrainer auszugeben wie der bisherige Rekordhalter FC Chelsea, der 2011 etwa 15 Millionen Euro für André Villas-Boas hinlegte.

Was die Dringlichkeit ihres Anliegens verdeutlicht: Gesucht wird ein deutschsprachiger Trainer, der bald verfügbar und dessen Werk größer ist als das zum Beispiel von Niko Kovac. Und der überdies für fähig befunden wird, in dieser Aristokratie namens FC Bayern München die Füße still und den Mund geschlossen zu halten. Herausgekommen sein soll schon vor längerem der Wunschtrainer Julian Nagelsmann. Den wollen sie haben an der Säbener Straße, den können sie jetzt haben, also nehmen sie sich ihn – so einfach können die Dinge auch sein beim FC Bayern. Dass man damit den größten Konkurrenten um die Vorherrschaft im Deutschen Fußball auf entscheidender Stelle schwächt, hat die Entscheidung sicher nicht erschwert.

Nun dürfte zwar die Höhe der Ablöse angesichts des durch Champions-League-Aus und Geisterspiele leicht ausgedünnten Festgeldkontos der Bayern schon relevant sein. Gemessen an Spielertransfers fällt sie aber doch kaum auf. Abwehrspieler Lucas Hernández kostete seinerzeit wohl etwa das Dreifache.

Ausgeprägte Taktik-Besessenheit

Die Summe ist auch deshalb zu vertreten, da die Art des Fußballs, für den Nagelsmann steht, recht präzise der des FC Bayern entspricht. Hohe Ballbesitzanteile zum Beispiel, die aber nicht um ihrer selbst willen erspielt werden, sondern immer drei Funktionen haben, wie Nagelsmann mal sagte: „Eine höhere Wahrscheinlichkeit für Torabschlüsse, das bessere Personal-Verhältnis fürs Gegenpressing und dem Gegner das Gefühl zu geben, er könne kontern, obwohl er nicht kontern kann“. Er sprach sogar mal von „Lockbällen auf die Sechs“. Nagelsmanns Taktik-Besessenheit gilt als ähnlich ausgeprägt wie die Pep Guardiolas, der unter anderem daran in München scheiterte. Was nutzte der penibelste Plan, der dominanteste Fußball, wenn er so kompliziert war, dass er am Ende doch nicht aufging? Und nur ums Aufgehen geht’s eben an der Säbener Straße. Deshalb könnte Nagelsmann auch ein Wagnis sein für den FC Bayern. 

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