Das Spiel bei Holstein Kiel ist abgehakt. Nach dem Sieg geht der Blick von Bayer Leverkusen zu den Bayern, zum Titelkampf und der Champions League. Rekorde und rüde Fouls interessieren am Rande.
Fußball-BundesligaBayer denkt weiter: „Wollen Bayern auf den Sack gehen“

Bayer-Trainer Xabi Alonso wies dem Leverkusener Team den Weg zum Bundesliga-Auswärtsrekord.
Copyright: Gregor Fischer/dpa
Inmitten von Rekorden, Debatten um Schutz von Spielern und bevorstehenden Highlight-Wochen vergaß Fußball-Gentleman Xabi Alonso für einen Moment die Gepflogenheiten. Als die Pressekonferenz nach dem Bundesligaspiel bei Holstein Kiel beendet war, stürmte der Trainer von Bayer Leverkusen vom Podium und ließ seinen Kollegen Marcel Rapp verdutzt zurück. Alonso wäre aber nicht Alonso gewesen, wenn er seinen Fauxpas nicht bemerkt hätte, zurückkehrte und sich doch noch von Rapp formvollendet verabschiedete.
Alonsos schneller Abgang wirkte, als habe er das souveräne 2:0 beim Tabellenletzten ebenso schnell abgehakt. „Dieser Sieg war wichtig nach zwei Unentschieden in Leipzig und in Wolfsburg. Wir wollten wieder das Gefühl haben, auswärts zu gewinnen“, sagte er.
Das hatten er und sein Team in der Vergangenheit oft genug. Die Bestmarke von 28 Auswärtsspielen ohne Niederlage war für den Spanier dennoch eher eine Randnotiz, auch das rüde Foul an Bayer-Star Florian Wirtz und die anschließende Diskussion, wie Top-Spieler besser geschützt werden können, regten den 43-Jährigen nicht auf.
Bayern im Blick
Alonso und die Spieler des deutschen Meisters schauen eher auf die nahe Zukunft, auf das Titel-Duell mit Bayern München und die Achtelfinale-Spiele in der Champions League gegen den Rivalen aus dem Süden.
„Wir wollen den Bayern bis zum Ende auf den Sack gehen“, sagte Mittelfeldspieler Robert Andrich im ZDF - auch wenn er einräumte, dass der Rückstand kaum aufzuholen sei.
Spannender sind da die beiden anstehenden Champions-League-Gipfel. „Ich denke, in beiden Spielen ist sehr viel Feuer drin. Ich denke, kurz vor den Spielen wird noch etwas mehr Feuer hereingebracht“, sagte der Nationalspieler bei Sky. Auf die Frage, ob Bayer Favorit sei, antwortete er mit einem Lächeln: „Ich gebe mal an Bayern ab.“
Dass die Leverkusener für das Bundesliga-Topspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Frankfurt und den anschließenden Königsklassen-Duellen mit den Bayern mit ihrem Ausnahmespieler Florian Wirtz planen können, war nicht selbstverständlich.

Leverkusens Florian Wirtz (l) wurde von Kiels Magnus Knudsen in einer anderen Szene böse gefoult.
Copyright: Gregor Fischer/dpa
Das Foul von Kiels Magnus Knudsen gegen den Nationalspieler hatte die Bestmarke der Leverkusener von 28 Auswärtsspielen ohne Niederlage beinahe in den Hintergrund gerückt. „Das Spiel war okay. Es gab Fair Play“, gab sich Alonso moderat. „Okay, vielleicht bis auf die eine Aktion“, räumte er ein.
Mit Fair Play hatte „die eine Aktion“ in der zwölften Minute in der Tat nichts zu tun: Knudsen trat völlig sinnfrei Wirtz übel gegen den Knöchel. Knudsen (23) fand seine Aktion allerdings völlig im Rahmen. „Es war ein normales Tackling und nichts weiter“, meinte er.
Foul sorgt für Debatte
Am Ende hatten beide Spieler Glück: Knudsen, weil er von Schiedsrichter Daniel Schlager nur die Gelbe Karte statt der vertretbaren Roten Karte gesehen hatte. Und Wirtz, weil er durch den Tritt nicht verletzt wurde.
Das Foul ließ die Diskussion wieder aufleben, ob gerade Top-Spieler besser geschützt werden müssen. „Für mich ist es Rot“, regte sich Sky-Experte Dietmar Hamann im Studio auf. „Ich wünsche mir mehr Schutz, nicht nur für Flo, sondern für alle Spieler“, meinte Alonso.
„Ich finde, es muss ein gutes Zwischenmaß geben“, sagte Wirtz' Teamkollege Andrich. Natürlich wisse man, „dass Flo brutal gut ist im Eins-gegen-Eins und brutal gut auch im Zwei-gegen-Eins oder Drei-gegen-Eins und dass die Gegner häufig sich halt nur mit einem Foul zu helfen wissen.“ Bei Sky sagte er, Wirtz spiele auch ein bisschen mit dem Feuer, „weil er weiß, dass er brutal gut“.

Meinungsstarker Leverkusener: Robert Andrich (r)
Copyright: Gregor Fischer/dpa
Er denke schon, wenn man auf den Körper geht, „dann muss man als Schiedsrichter ihn schützen“, sagte Andrich. Er ist sich aber sicher: „Flo kann sich auch ganz gut wehren.“
Bayers Auswärtsgeheimnis: Effizient und stabil
Und dann war da noch der Auswärtsrekord. „Was bedeutet das? Wir haben eine Top-Top-Mentalität entwickelt“, erklärte Alonso zu der Bestmarke für ihn und den Verein. „Den Rekord zu haben, ist nicht das Wichtigste und wir bekommen keine Medaille für diesen Rekord, aber er bedeutet, dass wir sehr effizient und sehr stabil sind.“
Die letzte Niederlage in der Fremde erlebten Alonso und seine Spieler am 34. Spieltag der Saison 2022/23 beim 0:3 beim VfL Bochum. Seitdem kassierten die Leverkusener insgesamt nur einen Misserfolg in der Bundesliga: das 2:3 gegen RB Leipzig am 31. August - in der Heimat. (dpa)