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Champions LeagueBesser ohne Messi und Mbappé? Paris und das Ziel Henkelpott

Lesezeit 3 Minuten
Das PSG-Team ist in der Champions League für den großen Coup bereit

Das PSG-Team ist in der Champions League für den großen Coup bereit

Die Champions League ist die große Obsession von Paris Saint-Germain. Ausgerechnet ohne die ganz großen Namen sieht es damit so gut aus wie vielleicht noch nie.

Seit 14 Jahren läuft Paris Saint-Germain dem großen Ziel Champions-League-Triumph hinterher. Mehr als 2,2 Milliarden Euro haben die Clubbesitzer aus Katar seitdem in neue Spieler investiert. Doch vor dem ersten Halbfinal-Spiel beim FC Arsenal in London (Dienstag, 21.00 Uhr/Prime Video) zeigt sich auf paradoxe Weise: Wirklich reif für den ersehnten Titel scheint Frankreichs Serienmeister ausgerechnet erst in dieser Saison zu sein, in der mit Kylian Mbappé auch der letzte Megastar nach Neymar und Lionel Messi den Club verlassen hat.

„Barça und PSG schweben aktuell über allen anderen“, sagte der deutsche Weltmeister Sami Khedira in einem „Kicker“-Interview. Beim 4:1-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen seinen Heimatclub VfB Stuttgart habe er sich „ein bisschen in diese (Pariser) Mannschaft verliebt. Das Momentum, erstmals den Titel zu gewinnen, war für PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi selten besser als diesmal.“

Nur der Name zählt - das ist vorbei

Der frühere Tennisprofi aus Katar ist eine der einflussreichsten Figuren des Fußball-Geschäfts. Präsident von PSG, Chef der europäischen Club-Vereinigung ECA, Mitglied des Exekutivkomitees des europäischen Verbands UEFA, Chef des TV-Senders beIN Sports.

Jahrelang gab er das viele Geld seines katarischen Sports-Investment-Fonds QSI so aus, als säße er in der Hauptstadt Doha an einem Computer-Managerspiel. Ibrahimovic, Neymar, Messi, Mbappé: Nur der Name zählte. Alles andere schien bei der Kaderplanung egal.

PSG-Trainer Luis Enrique nach dem Gewinn der französischen Meisterschaft.

PSG-Trainer Luis Enrique nach dem Gewinn der französischen Meisterschaft.

Neue Philosophie unter Enrique

Das ständige Scheitern in der Champions League und die Verpflichtung des Trainers Luis Enrique 2023 warfen diese Strategie aber über den Haufen. Der eigenwillige Spanier predigt auch in Paris, was er schon beim FC Barcelona und bei der spanischen Nationalmannschaft immer vorgab: „Wir wollen Spieler, die hungrig sind.“ Alle anderen sortiert er knallhart aus - selbst wenn sie wie der frühere Frankfurter Randal Kolo Muani erst anderthalb Jahre zuvor für knapp 100 Millionen Euro geholt worden waren.

Im Ergebnis hat PSG nun kein All-Star-Team mehr, sondern einen spannenden Kadermix: aus Hochbegabten wie Désiré Doué (19) und Warren Zaire-Emery (19). Aus immer noch sündhaft teuren Transfers wie Khvicha Kvaratskhelia (SSC Neapel) oder João Neves (Benfica Lissabon). Und aus einer stattlichen Reihe ehemaliger Bundesliga-Stars wie Achraf Hakimi (Borussia Dortmund), Willian Pacho (Eintracht Frankfurt), Lucas Hernández (Bayern München) oder Ousmane Dembélé (Borussia Dortmund).

„Für mich ist er aktuell der beste Trainer der Welt“, sagte Al-Khelaifi nach dem Achtelfinal-Erfolg gegen den FC Liverpool über Luis Enrique. „Er hat die Vision. Er hat den Plan für die Zukunft. Dass jeder für jeden arbeitet, für den Sieg, für die drei Punkte, für die Offensive, für die Defensive: Das ist der neue Stil.“

Ohne Nebengeräusche geht es bei PSG allerdings auch in der neuen Zeit nicht. Mit Ex-Star Mbappé streitet man sich auch neun Monate nach dessen Weggang zu Real Madrid noch vor Gericht über ausstehende Gehaltszahlungen. Eine Summe von 55 Millionen Euro ließen Mbappés Anwälte erst Anfang April auf den Konten des Clubs pfänden.

Gerüchte über Katar-Ausstieg

Im Februar drohte das Emirat Katar sogar kurzzeitig seinen Ausstieg bei Paris Saint-Germain an. Hintergrund sind Ermittlungen der französischen Justiz gegen Al-Khelaifi wegen Beihilfe zur Bestechung und zum Amtsmissbrauch in einer mehrere Jahre alten Affäre der Unternehmensgruppe Lagardère.

Der PSG-Präsident weist die Vorwürfe zurück und weiß selbst genau, dass dieses Jahr wohl der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Rückzug wäre. Denn so nah wie in diesen Wochen war er dem ersehnten Champions-League-Triumph seit dem verlorenen Corona-Finale 2020 gegen Bayern München nicht mehr. (dpa)