Eintracht Frankfurt ist der bisher letzte deutsche Europapokal-Sieger - und könnte der nächste werden. Der Gründonnerstag war in den vergangenen Jahren ein besonders gutes Omen.
Europa LeagueMacht der Bilder: Tottenham als zweites Barça für Frankfurt?

Jubel im Camp Nou: Frankfurt kommt in Barcelona weiter.
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Auf so einen Europapokal-Abend fiebern sie bei Eintracht Frankfurt seit knapp drei Jahren hin. Fast 60.000 Zuschauer, ein teures Starensemble als Gast und die Chance, mal wieder ein Stück Clubgeschichte zu schreiben: Das Europa-League-Viertelfinale gegen Tottenham Hotspur wird für das Team von Trainer Dino Toppmöller zum vorläufigen Saisonhöhepunkt - und zur vorletzten Etappe auf dem geplanten Weg ins Endspiel in Bilbao.
Hellmann: „Das ist doch wundervoll“
Am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) setzen die Hessen neben ihrer Qualität auf dem Rasen vor allem auf zwei Faktoren: das eigene Publikum und die Macht der Bilder, die beim historischen Europa-League-Triumph 2022 vor allem in Barcelona und in Sevilla entstanden sind.

Monolog auch ohne Frage: Axel Hellmann.
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„Jetzt müssen wir diesen Wahnsinnsschritt gehen. Tottenhams Kader ist 800 Millionen Euro wert, das ist doch wundervoll. Das ist genau das, wo sich jeder ins Schaufenster stellen kann“, sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann, der sich in den vergangenen Wochen noch einmal genüsslich den Film vom Titeljahr angesehen hat.
Das für die Eintracht äußerst glückliche 1:1 im Hinspiel lässt beiden Clubs alle Chancen. Aber das Rückspiel ist in der Europa League eine Frankfurter Domäne: 2019 reichte ein 2:0 gegen Benfica Lissabon zum Halbfinal-Einzug, 2022 ein furioses 3:2 vor 30.000 Frankfurter Fans im Camp Nou beim großen FC Barcelona. Das Kuriose: Beide Spiele fanden - wie auch die Partie gegen Tottenham - am Gründonnerstag kurz vor Ostern statt.
Der 21. Mai ist das große Ziel
„Jetzt ist Crunchtime, jetzt musst du über diese Schmerzgrenze gehen“, forderte Toppmöller, auf den das bislang größte Spiel seiner noch jungen Karriere wartet. Ein Sieg gegen die offensivstarken Londoner um Heung-min Son - und die Tür ins Finale von Bilbao am 21. Mai ist ganz weit offen. „Das Stadion wird entflammt sein, das Stadion wird laut sein, das Stadion wird Wucht haben. Wir müssen auch unseren Teil dafür geben“, sagte Eintracht-Boss Hellmann.

Toppmöller steht vor dem größten Spiel seiner Karriere.
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Der 53 Jahre alte Funktionär taucht nur noch ganz selten in der sogenannten Mixed Zone für Interviews auf. Vor dem Showdown gegen Tottenham war mal wieder so ein Moment. Dann braucht Hellmann nicht einmal eine konkrete Frage, um minutenlang druckreife Botschaften in die Notizblöcke der Journalisten zu diktieren. So wie diese hier: „Donnerstag muss es richtig knallen.“
Vor dem knackigen Endspurt ist die Eintracht auf dem Weg zu einer der besten Spielzeiten in der Vereinsgeschichte. In der Bundesliga ist dank Platz drei die Königsklassen-Teilnahme greifbar, in Europa ist wie vor drei Jahren in Sevilla erneut die Qualifikation für ein großes Endspiel möglich.
Halbfinale gegen norwegischen Außenseiter?
Und auch wenn Sportvorstand Markus Krösche zuletzt beim souveränen 3:0 gegen Heidenheim zuletzt eine zu lasche Einstellung und temporär einen Sommerkick beklagte, sind die Vorzeichen gut.
Schlüsselspieler wie Torhüter Kauã Santos, Abwehrchef Robin Koch und Torjäger Hugo Ekitiké befinden sich in absoluter Hochform. Und das Remis ist eine ordentliche Ausgangslage für 90 oder 120 Minuten vor eigenem Publikum. Der brasilianische Schlussmann Santos, der den verletzten Kevin Trapp derzeit bestens vertritt, rettete der Eintracht im Hinspiel ein Remis trotz klarer Unterlegenheit.

Glänzte im Hinspiel besonders: Kauã Santos.
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„Wenn englische Mannschaften von der Insel gehen, haben sie nicht diese Qualität. Das müssen wir nutzen“, behauptete Hellmann. Er sei „abgrundtief“ von einem Sieg über die Londoner überzeugt. In einem möglichen Halbfinale könnte es gegen Norwegens Außenseiter FK Bodo/Glimt gehen - gemessen am ehemaligen Königsklassen-Finalisten Tottenham wäre das eine eher machbare Aufgabe.
Tottenham in der Liga nur 15.
Für Krösche brauchte es eine „deutlich andere Leistung“ als gegen Heidenheim, als nur das Ergebnis glänzte. Denn Tottenhams 15. Platz in der Premier League täuscht. Das Team des umstrittenen Cheftrainers Ange Postecoglou hat die Liga längst aufgegeben und will nun über den internationalen Titel per Abkürzung zurück in die Königsklasse.
Dementsprechend ist bei den Spurs alles auf die Partie in Frankfurt ausgerichtet. Und die Offensive um Son, Englands Nationalspieler James Maddison sowie Bayern-Leihgabe Mathys Tel hat riesiges Potenzial - das zeigen auch die 60 Liga-Tore, die nur von Tabellenführer Liverpool und Manchester City überboten werden.
Auch für die Eintracht hat das Spiel enormen Stellenwert. „Ich weiß, was es den Menschen bedeutet, was es dem Club bedeutet, was es der Stadt bedeutet, ins Halbfinale einzuziehen. Und dann alle Möglichkeiten zu haben, den Blick nach Bilbao zu richten“, sagte Hellmann. (dpa)