Schafft die DFB-Elf erstmals den Einzug ins Final-Four-Turnier der Nationenliga? Und das auch noch gegen den Angstgegner? Der Bundestrainer steht vor wichtigen Personalentscheidungen.
Nations-League-ViertelfinaleNagelsmann muss knifflige Fragen in der Italien-Woche lösen

Nach 16 Monaten Länderspielpause wieder im Einsatz für Deutschland: Leon Goretzka.
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Julian Nagelsmann musste lange ausharren, bis er endgültig Gewissheit über seinen schon zuvor arg geschwächten Kader für das große Nations-League-Viertelfinale gegen Italien hatte. Denn am Sonntagabend waren noch sieben der nominierten Fußball-Nationalspieler beim intensiven Bundesliga-Topspiel VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen im Einsatz.
Die gute Nachricht: Keiner hat sich beim rasanten Leverkusener 4:3 verletzt. Weitere Ausfälle blieben dem Bundestrainer erspart. Nagelsmann kann heute im Teamquartier in Dortmund mit allen 23 Spielern rechnen, die er berufen hatte.
Worum geht es gegen Angstgegner Italien?
Bei der vierten Auflage der Nations League will das DFB-Team um Kapitän Joshua Kimmich unbedingt erstmals in die Final-Four-Endrunde einziehen. Am Donnerstag (20.45 Uhr/ARD) findet in Mailand das Viertelfinal-Hinspiel statt. Nur 72 Stunden später fällt im ausverkauften Dortmunder Stadion die Entscheidung.
„Es sind zwei Spiele, die wir absolut positiv gestalten müssen“, verkündete Nagelsmann forsch vor dem Länderspiel-Klassiker. Es ist eine Ansage auch mit Blick auf das Fernziel Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko.
Portugal (2019), Frankreich (2021) und Spanien (2023) heißen die bisherigen Nations-League-Sieger. Vorbild sind die Spanier, die ein Jahr nach dem Gewinn der Nations League in Deutschland Europameister wurden. Das Final Four würde bei einem Erfolg gegen die Italiener vom 4. bis 8. Juni in München und Stuttgart ausgetragen; also eine Art Mini-EM ein Jahr nach der Heim-EM.
Wer ersetzt Wirtz und Havertz in der Offensive?
Kein Kai Havertz, kein Florian Wirtz, kein Niclas Füllkrug - bei der Torproduktion muss Nagelsmann ohne diese „Qualitätsspieler“ Kreativität beweisen. Einziger verbliebener Fixpunkt in der Offensive ist Bayern-Magier Jamal Musiala. Dazu sollte der Gladbacher Tim Kleindienst als Mittelstürmer ganz vorn gesetzt sein.

Setzt Bundestrainer Julian Nagelsmann in der Offensive auf Leroy Sané?
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Erster Nachrücker für die verletzten Stammkräfte Wirtz und Havertz dürfte Bayerns Leroy Sané sein. Der Stuttgarter Deniz Undav ist leistungsmäßig gerade „nicht am Peak“, also in Bestform, wie Nagelsmann nachdenklich anmerkte. Für Undav spricht seine Quote (3 Tore in 5 Länderspielen).
Vielleicht hätte Nagelsmann in dieser Situation doch Nick Woltemade als Neuling berufen sollen. Wie gut der 23 Jahre alte Stuttgarter gerade drauf ist, zeigte er gegen Leverkusen nicht nur bei seinem Tor. „Ich will weiter mein Ding machen“, sagte Woltemade danach bei DAZN. Er will nachlegen und dranbleiben. „Ich denke, dann wird die Einladung irgendwann kommen.“
Ist Rückkehrer Goretzka gleich wieder erste Wahl?
16 Monate liegt das 57. Länderspiel von Leon Goretzka zurück. Nach dem 0:2 gegen Österreich sortierte Nagelsmann ihn aus. Und jetzt? Soll der beim FC Bayern wieder zur Stammkraft aufgestiegene Goretzka die Mittelfeldprobleme im DFB-Team lösen.

Nach 16 Monaten Länderspielpause wieder im Einsatz für Deutschland: Leon Goretzka.
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Youngster Aleksandar Pavlovic ist am Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt und fällt aus. Die Routiniers Pascal Groß und Robert Andrich sind weit entfernt von der EM-Verfassung 2024. Das veranlasste Nagelsmann zur Kehrtwende beim 30-jährigen Goretzka: „Leon ist sportlich in einer sehr guten Phase.“ Beide führten „ein klärendes Gespräch“ und schufen eine neue Arbeitsbasis.
Baumann oder Nübel: Wer ist die Nummer eins?
Marc-André ter Stegen, den Nagelsmann nach der EM zur neuen Nummer eins nach Manuel Neuers DFB-Rücktritt ausgerufen hatte, fällt seit Monaten verletzt aus. Das Wechselspiel im Tor zwischen Hoffenheims Oliver Baumann und dem Stuttgarter Alexander Nübel bei den letzten vier Länderspielen endet nun.
„Stand jetzt ist geplant, dass wir für die beiden Spiele eine Nummer eins haben“, kündigte Nagelsmann an. Zählt der letzte Eindruck? Baumann hing beim 0:1 seiner Hoffenheimer gegen St. Pauli beim Gegentor mit drin. Der 34-Jährige gab sich „eine Teilschuld“, mehr nicht. Zu seinen DFB-Chancen sagte er: „Das wird es nicht beeinträchtigen für mich meiner Meinung nach.“
Nübel kassierte gegen Leverkusen gleich vier Tore. Schuld war er nicht, aber ein gutes Gefühl bringt der 28-Jährige ebenfalls nicht mit zum DFB-Team. (dpa)