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Fußball-Bundesliga„Stürmische Zeiten“ für Leipzig und Marco Rose

Lesezeit 3 Minuten
Traumdebüt für Hoffenheim: Trainer Christian Ilzer

Traumdebüt für Hoffenheim: Trainer Christian Ilzer

Der eine Trainer feiert ein Traum-Debüt, der andere gerät immer mehr in die Bre­douil­le: Nach dem 4:3 zwischen Hoffenheim und Leipzig herrscht Erleichterung bei der TSG und Alarmstimmung bei RB.

Trotz der brenzligen Lage bei RB Leipzig gratulierte Marco Rose mit einem breiten Lächeln bei der Pressekonferenz erst mal seinem ihm wohlbekannten Trainer-Kollegen. „Christian, herzlich willkommen in der Bundesliga und herzlichen Glückwunsch zum ersten Bundesliga-Sieg“, sagte der 48-Jährige zum strahlenden neuen Hoffenheimer Chefcoach Ilzer, der beim wilden 4:3 gegen die Sachsen ein glanzvolles Debüt feierte. 

In Österreich waren Rose (früher FC Red Bull Salzburg) und Ilzer, der vom Double-Gewinner Sturm Graz als Nachfolger von Pellegrino Matarazzo in den Kraichgau kam, schon ein paar Mal aufeinandergetroffen. Er habe immer zu Rose aufgeschaut, sagte der 47-jährige Ilzer: „Cooler Typ. Wirklich ein sehr, sehr guter Trainer, der jetzt eine schwierigere Phase hat.“

Letzteres war noch eine freundliche Replik. RB lag vor 28.023 staunenden Zuschauern dreimal in Führung, blieb jedoch am Ende zum vierten Mal hintereinander in einer Pflichtpartie sieglos, fiel vom zweiten auf den dritten Tabellenplatz zurück und hat nun bereits acht Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München. Und das vor der nächsten Champions-League-Herausforderung am Dienstag bei Inter Mailand. In die Königsklasse waren die Leipziger mit vier Niederlagen gestartet. 

Marcel Schäfer: „Die Uhr tickt“

Rose vermisste nach jedem Führungstor „ein Stück mehr an Energie, an Schärfe, an Gier“. Seiner weiter geschwächten Position ist er sich bewusst: „Das macht natürlich was mit einem Champions-League-Verein, das ist klar. Dementsprechend werden wir jetzt stürmische Zeiten in Leipzig haben.“

Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer nahm ausdrücklich die gesamte sportliche Leitung - also auch sich selbst - in die Pflicht. „Ich kann nur sagen, die Uhr tickt“, sagte er aber scharf in Richtung der Profis: „Man sollte weder ein Spiel wegschmeißen noch ein ganzes Jahr in seiner Karriere.“ Die Mannschaft gehe „sehr, sehr sorglos mit unserem Ziel um, mit unserer Situation“. 

Schäfer mahnte zudem mit zusammengepressten Lippen: „Nur, wenn wir jetzt zusammenhalten, können wir diese schwierige Phase überstehen. Wir sind jetzt gefragt, Lösungen zu finden, wir sind jetzt gefragt zu liefern.“ Rose sieht „neben dem Ergebnisproblem auch ein Leistungsproblem. Die Qualität ist ja da.“

Hoffenheims Joker sticht

Kapitän Willi Orban (15. Minute) und Antonio Nusa (19.) erzielten die Treffer für die Gäste. Dazu fabrizierte TSG-Verteidiger Stanley Nsoki (67.) ein Eigentor. Adam Hlozek (17.), Tom Bischof (50.) und erneut Hlozek (82.) gleichen jeweils aus, ehe Joker Jacob Bruun Larsen (87.) sogar noch das 4:3 gelang. So verbesserten sich die lange kriselnden Kraichgauer auf den 13. Platz.

Jacob Bruun Larsen zeigt RB Leipzig die lange Nase

Jacob Bruun Larsen zeigt RB Leipzig die lange Nase

Nach meist trostlosen Wochen spüren die Hoffenheimer Fans wieder Hoffnung und boten ein bis dato einmaliges Bild im weiten Rund: Wie bei einem Konzert schalteten die Zuschauer ihre Taschenlampen auf den Smartphones ein. „Das war verrückt“, meinte der starke Ex-Leverkusener Hlozek. 

„Für mich ist es natürlich ein Debüt mit einem Ende, wie man es sich schöner gar nicht vorstellen kann. Ein emotionales Spiel, eine Achterbahnfahrt“, sagte der überglückliche Ilzer. „Ich mag das Gesicht, das die Mannschaft gezeigt hat, vor allem die Mentalität. Am Ende war es ein wunderschöner Tag für alle.“ Außer für die Leipziger. (dpa)