Die Gehörlosen-Futsal-Nationalmannschaft hat sich für die WM in Brasilien qualifiziert. Der Verband hat jedoch kein Geld, um die Reise zu finanzieren.
Verband zahlt Reise nichtGehörlosen-Futsal-Nationalmannschaft bittet um Spenden für WM-Teilnahme
Es ist der Traum vieler Sportlerinnen und Sportler: eine Weltmeisterschaft. Albtraum dagegen ist, wenn die sportliche Qualifikation glückt, die Reise aber aus anderen Gründen nicht angetreten werden kann. So geht es derzeit den Spielerinnen der deutschen Gehörlosen-Futsal-Nationalmannschaft.
Im November dieses Jahres steigt in Brasilien die Weltmeisterschaft und das deutsche Team möchte der Favoritenrolle gerecht werden. Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband hat allerdings kein Geld für die Reisekosten der Spielerinnen. Diese wurden vom Staat dermaßen gekürzt, dass sich der Verband dazu entschlossen hat, nur den Herrenbereich zu finanzieren. Das Frauen-Team fühlt sich im Stich gelassen.
Traum von WM-Teilnahme via Spendenaktion
„Wir wollen unseren Traum aber nicht aufgeben und haben eine Spendenaktion ins Leben gerufen“, berichtet Claire Alfes. Sie ist bereits seit 2015 deutsche Nationalspielerin im Gehörlosensport, erst im Fußball, dann auch im Futsal. Angefangen hat bei ihr alles im heimischen Garten: „Mein Papa hat mir das Fußballspielen beigebracht, bevor ich quasi laufen konnte.“ Inzwischen ist die gebürtige Kölnerin, die seit der Geburt zu 80 Prozent hörgeschädigt ist, in mehreren Vereinen aktiv, spielt in hörenden und gehörlosen Teams.
„Bei den Gehörlosen ist Futsal sehr beliebt“, erzählt die Medizinstudentin. Der große Unterschied liege darin, dass die Spielerinnen verbal nicht miteinander kommunizieren, sondern ausschließlich gebärden. „Wir müssen viel mehr Blickkontakt halten. Wir können zum Beispiel ja nicht gewarnt werden, wenn eine Gegenspielerin von hinten kommt“, erklärt die 26-Jährige. Auch um zu wissen, wo die Mitspielerinnen sich auf dem Feld befinden, ist es wichtig, ständig den Blickkontakt zu halten. „Dadurch haben wir viel mehr Spielübersicht.“
DFB: Keine Frauen-Futsal-Nationalmannschaft
Neben einer finanziellen Unterstützung, um an großen Turnieren teilnehmen zu können, wünscht sich die Kölnerin vor allem mehr Förderung im sportlichen Bereich. „Dass wir zum Beispiel mehr Lehrgänge pro Jahr machen können. Wir kommen aus ganz Deutschland und drei Wochenenden sind da nicht genug“, sagt Claire Alfes. Zeit, um neue Spielerinnen zu sichten oder sich als Team zu finden, bleibe da kaum.
Auch der DFB leiste keine Unterstützung für die Spielerinnen der Gehörlosen-Futsal-Nationalmannschaft. Futsal werde generell stiefmütterlich behandelt. So gibt es derzeit überhaupt keine Frauen-Nationalmannschaft für Hörende, obwohl diese bereits versprochen wurde. Stattdessen habe der DFB jüngst eine U19-Auswahl der Herren ins Leben gerufen.
In Brasilien würde das deutsche Team um Claire Alfes, zusammen mit Brasilien, Spanien und England, zu den Favoriten gehören. Die 26-Jährige glaubt fest daran, um den Titel mitspielen zu können: „Wir haben viele junge gute Spielerinnen dazubekommen. Ich habe großes Vertrauen in die Mannschaft.“
Rund 25.000 Euro haben die Spielerinnen der Gehörlosen-Futsal-Nationalmannschaft bereits zusammen sammeln können, knapp 60.000 Euro werden benötigt, um die Reise nach Brasilien finanzieren zu können. Claire Alfes hat die Aktion sogar schon im Podcast von Toni und Felix Kroos „Einfach mal luppen“ vorstellen können. Die beiden haben versprochen, zu helfen. Unterstützt werden können die Spielerinnen der deutschen Gehörlosen-Futsal-Nationalmannschaft online über das Portal „go fund me“.