Kommentar zu Klinsmanns KündigungSchöne Grüße aus der Welt der Investorenklubs
- Klinsmann veröffentlichte bei Facebook sein Kündigungsschreiben, ohne den Verein zu informieren.
- Der Schwabe war nur 76 Tage im Amt, ließ aber Spieler für 76 Millionen Euro verpflichten.
- Keine gute Nachricht für alle, die Jürgen Klinsmann für einen Profi halten. Ein Kommentar.
Köln – Die „Deutsche Presse-Agentur“ (dpa) hatte am Dienstagmorgen Schwierigkeiten, ihren Augen zu trauen. Auf der verifizierten Facebook-Seite des Fußballtrainers Jürgen Klinsmann sei eine Rücktrittserklärung des 55-Jährigen als Trainer von Hertha BSC veröffentlicht worden, verbreitete der Dienst, und weiter: „Die dpa bemüht sich um eine Bestätigung der Echtheit des Eintrags.“
Klinsmann gehackt?
Tatsächlich sprach einiges dafür, dass der Schwabe Opfer eines Hackerangriffs geworden war, mindestens. Zum Beispiel, dass er seine Rücktrittserklärung mit einem schmissigen „HaHoHe – euer Jürgen“ unterschrieben hatte, was doch arg nach Satire klang. Oder dass er am Montag noch in einer Live-Diskussion bei Facebook Fragen der Hertha-Fans beantwortet hatte.
Der Blick gehe nach dem 1:3 gegen Mainz nach vorn: „Am Dienstag kommen die Jungs frisch zurück aufs Gelände, und dann legen wir den vollen Fokus auf den SCP!“, hatte Klinsmann angekündigt. Die Jungs erschienen dann auch. Jürgen Klinsmann nicht mehr. Denn der Rücktritt war tatsächlich echt, und das ist keine gute Nachricht für alle, die Jürgen Klinsmann für einen Profi halten.
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Dem Verein hatte Klinsmann nicht Bescheid gegeben. Als eine Art Begründung schrieb er, ihm fehle das „Vertrauen der handelnden Personen“, daher könne er seiner „Verantwortung nicht gerecht werden“. Er wolle also verantwortungsvoll arbeiten. Er komme nur nicht dazu.
Herthas Investor Lars Windhorst ließ wissen, er habe seit Montag Bescheid gewusst, um wenig später korrigiert zu werden: Windhorst sei nun doch überrascht gewesen. Das passte dann auch besser zu Klinsmanns Äußerungen vom Montag.
76 Tage war Klinsmann im Amt und hat in dieser Zeit etwa 76 Millionen Euro Transferausgaben verursacht. Trainieren wird er seine neuen Spieler nun nicht mehr, und man kann nicht unbedingt sagen, Klinsmann habe Strukturen geschaffen, die nun ohne ihn einen Erfolg nach dem anderen bringen werden. Allerdings hätte die Hertha wissen müssen, dass Klinsmann ausschließlich zu seinen Bedingungen arbeitet. Die Erklärung für das Aus ist einfach: Offenbar hat ihm etwas nicht gepasst. Vielleicht wollte er mehr Geld? Mehr Macht? Auf jeden Fall mehr von irgendwas. Für sich.
Absurde Ankündigung
Absurderweise kündigte Klinsmann an, seine Aktivitäten im Aufsichtsrat der Berliner fortsetzen zu wollen. Im Aufsichtsrat würde Klinsmann die Menschen kontrollieren, die er nun mit seinem Abschied im Alleingang vor den Kopf stieß, weil er kein Vertrauen spüre.
Was einerseits ein aberwitziger Gedanke ist, andererseits aber auch wiederum nicht, wenn er einen Verein betrifft, der sich in die Hände eines Investors begeben hat.