KommentarDem verlorenen Kölner Florian Wirtz gehört in der Nationalelf die Zukunft
Köln – Die Nominierung eines Profis für die Nationalmannschaft muss in der Geschichte des deutschen Fußballs noch keinen Abdruck hinterlassen. Die Liste der Männer, die sich nach einer Berufung stolz in den Kreis der Besten begeben haben, um dann nie eine Sekunde mit dem Adler auf der Brust gespielt zu haben, ist lang und voller Vergessener. Frank Greiner (1. FC Köln), Sean Dundee (Karlsruher SC) und Yves Eigenrauch sind nur einige Spieler in dieser Halle der nicht erfüllten Hoffnungen, um die Florian Wirtz einen großen Bogen machen wird. Alles an diesem jungen Fußballer ist ungewöhnlich: Dass er nach 39 Profi-Spielen von Joachim Löw berufen wurde. Dass er noch 17 Jahre alt ist. Und am meisten: Wie gut er Fußball spielen kann.
Florian Wirtz von Bayer 04 Leverkusen hat viele Gewissheiten außer Kraft gesetzt, die für junge Fußball-Profis gelten. Ihm muss man nicht das Rampenlicht ersparen. Er muss auch nicht vor Erwartungen geschützt werden. Wirtz ist der jüngste Leistungsträger, den eine deutsche Top-Mannschaft je hatte. Die Abhängigkeit eines Kaders mit einem Transferwert von fast 400 Millionen Euro von diesem hageren 17-Jährigen ist atemberaubend. Und die Furchtlosigkeit, mit der der sich in Fußball-Schlachten wirft, ohne von seinem riesigen Balltalent einzubüßen, hat in der rund einhundertjährigen Geschichte des DFB nur wenige Vorbilder.
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Seine Berufung erfordert, anders als bei Jamal Musiala vom FC Bayern, nicht einen Funken Fantasie. Sie ist alleine das Ergebnis aktueller Leistung. Es ist nicht einmal entscheidend, ob Florian Wirtz zum EM-Kader gehören wird, mit dem Joachim Löw seine letzte Mission für die Nationalmannschaft antritt. Wenn er gesund bleibt, gehört dem Jungen aus Pulheim-Brauweiler, der zehn Jahre lang vom 1. FC Köln ausgebildet wurde, bevor ihn der Klub an Bayer 04 verlor, die Zukunft. Das ist keine Prognose, sondern eine Feststellung.