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KommentarMesut Özil als Vorbild – der Fall ist erledigt

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Mesut Özil (2)

Fußballer Mesut Özil

  1. Am Sonntag hatte Mesut Özil auf Twitter nacheinander drei lange Stellungnahmen veröffentlicht.
  2. Erst rechtfertigte er sich für die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, dann kritisierte er Sponsoren und die Medien und gab zuletzt seinen Rücktritt bekannt.

Schade eigentlich. Der schöne Gedanke war dann doch nur eine schön ausgemalte Illusion. Während der EM-Qualifikation 2010 wurden die Nationalmannschaft und namentlich Mesut Özil als Vorbild für gelungene Integration gefeiert. Acht Jahre später wirken Özils Verteidigung seines Foto-Termins mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan und sein Rücktritt aus der Nationalelf wie eine Säure-Attacke auf dieses Selbstbild der Mehrheitsgesellschaft.

Özils Erklärung klingt einnehmend, wenn er auf die Hochachtung vor seinem familiären Erbe verweist. Er solle nie vergessen, wo er herkam, habe seine Mutter ihn gemahnt. Was aber hindert ihn, sich auch daran zu erinnern, wo er hingekommen ist? Dass von Deutschland nur der DFB und die Abrechnung mit dessen Präsidenten übrig bleiben, mag als Verweigerung gegenüber der Özil zugedachten Rolle des WM-Sündenbocks angehen. Aber als Signal an alle Deutschen, die nicht Reinhard Grindel sind, hat es etwas von umgewendetem Chauvinismus.

Mesut Özil ist nicht bloß ein Fußballer

Das ist umso bedenklicher, als Özil sagt, was viele (türkischstämmige) Migranten offenbar ganz ähnlich empfinden: in Deutschland nicht angenommen und damit auch nicht angekommen zu sein. Genau deshalb ist es borniert, zu behaupten, die Wahlkampf-Fotos mit Erdogan hätten nichts mit Politik zu tun, und überhaupt sei er ja bloß Fußballer.

Özil Erdogan

Mesut Özil (l.) mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan

Den fatalen Narzissmus einer Auslagerung ganzer Lebensbereiche aus der gesellschaftlichen Sphäre hat Klaus Mann in seinem Roman „Mephisto“ durchgespielt, wo der Schauspieler Hendrik Höfgen so tut, als wäre er „nur ein Künstler“, auch wenn er sich den Nazis andient. Özil hätte schon im Mai wissen können, dass solch eine Spaltung der Persönlichkeit nicht funktioniert. Im Licht der folgenden Diskussion hätte er es wissen müssen. Sich dem bis heute zu verweigern ist ein Ärgernis und ein Affront. Mesut Özil als Vorbild – der Fall ist erledigt. Schade eigentlich.

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