Uwe Seeler ist eine Ikone des deutschen Fußballs. Ein Dokumentarfilm stellt sie eindrucksvoll vor.
Dokumentarfilm über Uwe SeelerDer Mann, der ohne Krone glänzt
Die letzte Szene des Films zeigt Uwe Seeler vor dem gigantischen Abguss seines rechten Fußes, der ihn um ein vielfaches überragt. Dieses kolossale Denkmal steht vor dem Hamburger Stadion, in dem Seeler, der großartige Mittelstürmer, seine sportliche Heimat hatte. Und in das seine Fans zu seinen aktiven Zeiten vor allem wegen ihm gepilgert sind, dem bodenständigen, freundlichen, verbindlichen, sportlich enorm erfolgreichen Idol, das sie „Uns Uwe“ nannten, weil er, wie sie sagen, für uns gespielt hat. Und dann erzählt Seeler lächelnd: „Hier drin gibt es ein Geheimfach, da habe ich mein Geld versteckt.“
Doku: Uwe Seeler war „tapfer und mutig wie ein Löwe“
Filmemacher Uli Weidenbach hat also ein ausgefallenes Finale für seine Dokumentation über den großen Hamburger gewählt, keine Friedhofsbilder, was nahegelegen hätte, weil Seeler am 21. Juli 2022 gestorben ist. Auch das ist eine Qualität in der Erzählung über einen Mann, dessen Lebensgeschichte schon sehr oft verfilmt wurde. Das Neue an dem Film – Titel: „Uns Uwe“, er läuft am kommenden Samstag ab 23.45 Uhr im ZDF – sind die gesammelten Aussagen, die Weidenbach aus Gesprächen mit Seeler zusammenbindet, die er 2006 und 2016 mit dem Fußballer geführt hat. Hinzu kommen Protagonisten aus Seelers HSV-Zeit. Einer von ihnen, Günter Schiefelbein, drückt mit einem einzigen Satz aus, was Seeler auf dem Platz und daneben auszeichnete: „Er glänzte ohne Krone.“ Und zudem war er, wie Bobby Charlton sich erinnert, der Kapitän der englischen Weltmeister-Mannschaft von 1966, „tapfer und mutig wie ein Löwe“.
Charlton vor die Kamera bekommen zu haben und ihn über „Juwi Siler“ sprechen zu lassen, ist ein Coup des Filmemachers Weidenbach. Ebenso die Idee, den Zeitzeugen Wolfgang Overath als Gesprächspartner zu organisieren. Der einstige Star des 1. FC Köln kommt in solchen Dokumentationen viel zu selten zu Wort, dabei kann nicht nur viel zu dem Mythos beitragen, der den Volkshelden Uwe Seeler umrankt. Passend zu aktuellen Lage der Nationalmannschaft ist zudem eine Aussage des Philosophen Gunter Gebauer, der feststellt, dass einen solchen Typen wie Seeler, auf den man sich einfach immer verlassen konnte als Mannschaft, gar nicht mehr gibt.
„‚Uns Uwe‘ Seeler – Deutschlands Fußballheld“, ZDF, Sonntag, 18. Juni 23.45 Uhr und in der Mediathek.