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Viele Spiele auch in KölnEine Verletzung trübt die deutsche Euphorie vor der Handball-EM

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Verletzt im letzten Testspiel vor der EM: Rechtsaußen Patrick Groetzki.

Verletzt im letzten Testspiel vor der EM: Rechtsaußen Patrick Groetzki.

Das deutsche Handball-Team muss bei der Heim-EM auf Patrick Groetzki verzichten. Das trübt den 35:31-Erfolg gegen Portugal im letzten Test vor der EM.

Das letzte Testspiel vor dem Beginn der Handball-Europameisterschaft am Mittwoch war gewonnen, 35:31 gegen Portugal, die Stimmung in der Kieler Halle war bestens, doch parallel dazu lag schon die Vorahnung einer schlechten Nachricht über der Szenerie. Patrick Groetzki, Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen, hatte sich beim Ansatz eines Sprungwurfes in der 23. Minute verletzt.

Die letzten Minuten des Länderspiels hatte er schon nicht mehr auf der Bank gesessen, sondern in einem Auto, das ihn in ein Krankenhaus brachte. „Eine erste radiologische Untersuchung ergab, dass die alte Fußverletzung, die Groetzki bis Anfang Dezember außer Gefecht gesetzt hatte, wieder aufgetreten ist“, teilte der Deutsche Handball-Bund noch am Samstagabend mit.

Daraus ergibt sich eine Konsequenz: Groetzki fällt für die EM im eigenen Land aus, Bundestrainer Alfred Gislason verliert damit einen wichtigen Spieler. Ohne Groetzki startet das deutsche Team somit am Mittwoch in Düsseldorf gegen die Schweiz in ein Turnier, das ab dem 18. Januar auch in Köln ausgetragen wird. Dort, in der Lanxess-Arena steigt am 28. Januar auch das Endspiel.

Ein Überblick über das erste sportliche Großereignis des neuen Jahres in Deutschland.

Das Eröffnungsspiel der EM findet am Mittwoch in der Düsseldorfer Fußballarena statt. Welcher Plan steckt dahinter?

Der DHB möchte ein Weltrekordspiel zum EM-Auftakt präsentieren. Zum Spiel gegen die Schweiz, das um 20.45 Uhr angepfiffen wird, werden um die 50 000 Zuschauer erwartet. Die bisherge Bestmarke wurde auch in einem deutschen Stadion erzielt: Am 6. September sahen 44 189 Handball-Fans das Spiel der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg in der Frankfurter Fußball-Arena. Mark Schober, der Vorstandsvorsitzende des DHB, zeigte sich „überwältigt“ von dem riesigen Interesse an dem Düsseldorfer Spiel, denn schon im Oktober waren über 50 000 Ticktes verkauft. „Das zeigt die Begeisterungsfähigkeit des deutschen Handballpublikums“, erklärte Schober.

Wie verlief die Vorbereitung des deutschen Teams?

Sie verlief vor allem reiseintensiv. Zu einem ersten Vorbereitungslehrgang empfing Gislason seine Spieler vom 27. bis 29. Dezember in Frankfurt. Am Neujahrstag traf sich das Team in Brunsbüttel und blieb dort bis zum 6. Januar, unterbrochen von zwei Länderspielen gegen Portugal am 4. Januar in Flensburg (34:33) und am Samstag gegen denselben Gegner in Kiel (35:31). Noch am Abend nach der zweiten Portugal-Partie zog der DHB-Tross weiter nach Köln, von wo aus er die Düsseldorfer Arena ansteuert. Die beiden nächsten deutschen Vorrundenspiele der Gruppe A gegen Nordmazedonien (Sonntag, 14. Januar) und gegen Frankreich (Dienstag, 16. Januar) sind nach Berlin vergeben worden. Sollte Gislasons Mannschaft die Vorrunde überstehen, ginge es für sie ab dem 18. Januar in Köln weiter.

Wie steht es um die Form der deutschen Mannschaft?

Am Donnerstag, beim knappen 34:33-Erfolg gegen Portugal, lief nicht viel rund, das deutsche Team ließ die Portugiesen in der Schlussphase noch einmal enorm aufkommen. Das stark durchgewechselte Team zeigte Konzentrationsschwächen und viele Fehlpässe. Am Samstag lief es schon viel besser. Die Stamm-Formation mit Torhüter Andreas Wolf, dem Mittelblock mit Julian Köster vom VfL Gummersbach und Kapitän Johannes Golla (Flensburg) sowie Spielmacher Juri Knorr zeigte sich als eine Einheit, die harmonierte und zu überzeugen wusste.

Viele Wechsel nach der Pause brachten wieder etwas Unruhe ins Spiel, die erst wieder wich, als Gislason erneut auf sein A-Team setzte. Aufällig war, wie gut sich Andreas Wolf von seinem Bandscheibenvorfall erholt hat. Er steht erst seit November wieder für seinen polnischen Verein Kielce auf der Platte. Gegen Portugal zeigte er in Kiel einige starke Paraden. Knorr war mit sechs Treffern und faszinierenden Zuspielen der erfolgreichste deutsche Torschütze. Auch Kai Häfner (Stuttgart, fünf Tore) zeigte sich im Rückraum treffsicher und in starker Form.

Das gilt auch für Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen), der mit drei wuchtig erzielten Toren aus der zweiten Reihe auf sich aufmerksam machte. „Die Mannschaft hat insgesamt vieles sehr gut gemacht“, stellte Gislason nach der Partie fest und lobte vor allem die zwischenzeitlich zu Testzwecken eingestreute 3:2:1-Abwehr als „phänomenal“. Das sehr handballkundige Publikum in Kiel, fast 10 000 Fans waren vor Ort, verabschiedete das deutsche Team mit stehenden Ovationen aus der Osteseehalle. „Das macht sehr große Lust auf nächste Woche“, sagte Häfner.

Wie kompensiert das Team den Ausfall von Patrick Groetzki?

Groetzkis Verletzung „trübt natürlich die ganze Stimmung, die ganze Euphorie“, sagte Golla am Samstag. Kai Häfner sprach sogar von einer „Katastrophe“. Groetzki war mit 34 Jahren und 172 Länderspielen der erfahrenste deutsche Spieler in Gislasons Kader. Der Bundestrainer will nun erst einmal abwarten, wie sich die Lage in seinem Team entwickelt. Derzeit hat er 18 Spieler nominiert, 16 dürfen nur auf dem Spielberichtsbogen in Düsseldorf erscheinen. „Vielleicht wird mir diese Entscheidung ja durch Verletzungen abgenommen“, sagt Gislason. Denn auch Linksaußen Rune Dahmke fehlte in Kiel angeschlagen. „Wir werden uns intern jetzt abstimmen, wie wir nach Patrick Groetzkis Ausfall reagieren werden. Wir haben bis zum 9. Januar Zeit, den offiziellen Kader zu melden“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer.

Wie steht es um die Chancen der deutschen Mannschaft bei der EM?

Weltklassespieler Juri Knorr, der neben Wolf und Golla zu den herausragenden Aktueren der deutschen Mannschaft zählt, sieht sein Team als „Wundertüte mit extrem viel Potenzial“. Im Sportstudio des ZDF sagte er außerdem: „Wir haben jetzt die Chance, in Deutschland etwas Besonderes, etwas Großes zu schaffen.“ Allerdings solle man auch ehrlich sein und anerkennen, „dass wir nicht die Superstars haben wie Dänemark oder Frankreich.“ Das Traumziel wäre das Erreichen des Halbfinales.

Wer sind die Topfavoriten des Turniers?

Das sind die üblichen Titelkandidaten wie Olympiasieger Frankreich, Weltmeister Dänemark, dazu Europameister Schweden und Spanien. Der Publikumseffekt hat eine nicht zu unterschätzende Wirkung, das ist ein Trumpf für das deutsche Team, dessen zweite Reihe allerdings nicht so glänzend besetzt ist wie etwa die der Dänen, die auch mit einem B-Team ein Titelkandidat wären. Die Dänen stellen mit Torhüter Niklas Landin und dem Linkshänder Mathias Gidsel herausragende Spieler. Bei den Franzosen ist der 39 Jahrealte Topstar Nikola Karabatic weiter dabei, der zum Abschluss seiner Karriere bei den Olympischen Spielen von Paris im Sommer auch noch einmal für Frankreich auflaufen möchte. Karabatic ist dreimaliger Olympiasieger und Europameister, den WM-Titel gewann er sogar vier Mal.