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Handball-EM„Kennen die Ticketpreise“ – Juri Knorr entschuldigt sich bei Kölner Publikum

Lesezeit 3 Minuten
DHB-Spielmacher Juri fordert von den Handball-Fans in Köln ein Höchstmaß an Unterstützung, um den Halbfinal-Coup gegen Dänemark zu schaffen.

DHB-Spielmacher Juri fordert von den Handball-Fans in Köln ein Höchstmaß an Unterstützung, um den Halbfinal-Coup gegen Dänemark zu schaffen.

Der DHB-Spielmacher forderte zudem für das Halbfinale gegen Dänemark „das Doppelte“ an Unterstützung.

Juri Knorr ärgerte sich mächtig. Der enttäuschende Auftritt beim Hauptrundenabschluss gegen Kroatien machte dem Mittelmann der deutschen Handballer schwer zu schaffen - auch wegen einer besonderen Person auf der Tribüne. „Meine Oma war heute in der Halle. Sie guckt nicht mehr so viele Handballspiele in der Halle und das ist einfach schade“, sagte der Spielmacher mit Blick auf die zweite Turnierniederlage (24:30).

Zwar zog Deutschland dank doppelter Schützenhilfe von Frankreich und Island erstmals seit acht Jahren wieder in ein EM-Halbfinale ein. Doch zusätzliche Euphorie konnte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) zwei Tage vor dem Halbfinal-Showdown gegen Dänemark nicht entfachen.

„Es tut mir ehrlich gesagt leid für jeden, der heute da war und sich Tickets gekauft hat“, hatte Knorr den 19.750 Fans in der Kölner Lanxess Arena direkt nach der Partie zugerufen. Wenig später sprach der 23-Jährige über eine „gewisse Verantwortung“, der er und seine Teamkollegen „jedem Einzelnen gegenüber, der hier in der Halle ist und uns nach vorne pusht“, besitze: „Wir sollten einfach wissen, wie dankbar wir sein können, jedes Spiel hier vor 20.000 Leuten zu spielen.“ Die Mannschaft kenne die Ticketpreise.

Dass der Einzug in die Medaillenspiele bereits kurz vor dem Anwurf festgestanden hatte, sei kontraproduktiv gewesen. „Wir sind im Halbfinale, aber vielleicht haben wir uns davor zu viel damit beschäftigt und im Kopf abgeschaltet“, räumte Knorr ein: „Das tut mir und uns allen extrem weh.“ Das sei „nicht die Mentalität“ gewesen, „mit der wir heute spielen wollten, aber wir haben es nicht besser gemacht“. So könne man „nicht noch einmal spielen“ und „auf die Art und Weise“ habe er eigentlich nicht ins Halbfinale einziehen wollen.

Die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) kämpft am Freitag (20.30 Uhr/ZDF und Dyn) gegen Dänemark um den Einzug ins Finale. Das zweite Endspiel-Ticket spielen Olympiasieger Frankreich und Titelverteidiger Schweden aus.

Handballer fordern gigantische Stimmung: „Das Doppelte“

Der Spielmacher forderte die Handball-Fans deshalb zu noch mehr Unterstützung auf. „Die Fans sind ein riesiger Faktor. Es war bisher gigantisch, aber wir brauchen noch mehr. Wir brauchen das Doppelte“ appellierte Deutschlands Spielmacher an die fast 20 000 Zuschauer, die am Freitag in der Kölner Lanxess Arena sein werden.

Deutschlands Handballer hoffen, dass der stimmungsvolle Kölner Handball-Tempel den unbesiegbar wirkenden Weltmeister einschüchtern könnte. „Jeder muss für uns brüllen. Jeder Einzelne muss für uns schreien und uns nach vorn peitschen“, sagte Knorr schon fast flehend.

Spielerisch ist die DHB-Auswahl an einem normalen Tag unterlegen. Der ernüchternde Auftritt im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Kroatien (24:30) machte zudem wenig Hoffnung auf einen EM-Coup gegen das mit Bundesliga-Profis gespickte Star-Ensemble. „Die Zuschauer müssen den Tag zu einem besonderen machen. Wir brauchen die Leute da draußen. Sonst haben wir keine Chance. Lasst uns zusammenstehen, gemeinsam als Halle“, sagte Knorr.

Linksaußen Rune Dahmke sprach von einer „perfekten Ausgangslage“ für die deutsche Mannschaft. „Du hast ein Halbfinale zu Hause vor ausverkauftem Haus. Und trotzdem hast du nicht den Druck auf deiner Seite. Das ist etwas Besonderes. Dass wir gegen die beste Mannschaft der Welt sagen können „Wir werfen alles rein und gucken mal was dabei rauskommt“ ist eine unvergleichliche Situation“, sagte der DHB-Profi. Dahmke befand: „Wenn du irgendwo eine Chance auf ein Wunder hast, dann in Köln.“

Knapp acht Millionen sahen DHB-Niederlage gegen Kroatien

Das Interesse am Turnier ist in Deutschland derweil ungebrochen groß. Das abschließende Hauptrundenspiel gegen Kroatien (24:30) verfolgten in der ARD 7,9 Millionen Menschen, der Marktanteil betrug 28,7 Prozent - eine Top-Quote. Auch bei den vorherigen sechs Partien hatte das DHB-Team immer die 7-Millionen-Marke geknackt, das Spiel gegen Ungarn (35:28) hatten am Montag sogar 8,45 Millionen Zuschauer im ZDF gesehen (29,3 Prozent Marktanteil). (oke, dpa, sid)