Arktis statt NHLRussischer Eishockey-Nationalspieler wird strafversetzt
St. Petersburg – Iwan Fedotow wollte sich mit seinem Wechseln in die National Hockey League (NHL) einen Traum verwirklichen. Statt in der besten Eiskockey-Liga aufzulaufen, sitzt der russische Nationalspieler nun in der Arktis fest – gegen seinen Willen.
Denn Fedotow wurde wegen angeblicher Wehrdienstverweigerung festgenommen und nach bisherigen Informationen auf eine Militärbasis auf die im Nordpolarmeer liegende Insel Nowaja Semlja strafversetzt. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf einen Informanten in den russischen Sicherheitsorganen. Inzwischen bestätigte der Kreml den Vorfall: „In unserem Gesetz gibt es eine Militärpflicht“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag, „daher sind jegliche emotionalen Kommentare dazu absolut unangebracht.“
Iwan Fedotow: Atominsel in der Arktis statt NHL
Demnach sei Fedotow am Freitag in St. Petersburg von Unbekannten festgehalten und in einen Kleinlaster verfrachtet worden. Zwei Tage später soll Fedotow dem Bericht zufolge zum Marinestützpunkt Seweromorsk, nördlich von Murmansk, gebracht worden sein.
„Voraussichtlich wird er seinen Dienst in einer der Militäreinheiten ableisten, die auf der Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer liegen“, wird ein anonymer Sprecher der russischen Sicherheitsorgane zitiert.
Die fast unbewohnte Inselgruppe liegt zwischen 470 und 1175 Kilometer jenseits des nördlichen Polarkreises. In den 1950er und 60er Jahren fanden vor Nowaja Semlja mehrere Tests mit Atomwaffen statt. Laut verschiedener Berichte lagern auf der Insel und in den Gewässern der östlich gelegenen Karasee immer noch große Mengen radioaktiven Mülls.
Verhaftung von Iwan Fedotow wegen Wechsel in die NHL?
Fedotow wollte ab der kommenden Saison für die Philadelphia Flyers in der NHL auflaufen. In abgelaufenen hatte der Goalie mit ZSKA Moskau den Gagarin Cup, die KHL-Meisterschaft, gewonnen. Sein Vertrag war Ende Juni ausgelaufen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Kolumnist Anton Orech vermutet, dass die Einberufung Fedotows als Vorwand diente, weil die russische Vereinsführung verärgert über die Wechselabsichten war. Als Spieler von ZSKA war der 25-jährige Fedotow offiziell Angehöriger der russischen Streitkräfte.
Sorge bei vielen Klubs wächst
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sind die Beziehungen zwischen der NHL und Russland belastet. Russische Spieler dürfen weiter in Nordamerika spielen, ihre wirtschaftlichen Kontakte nach Russland hat die Liga aber gekappt.
Inzwischen wächst bei vielen Klubs die Sorge, dass ihre russischen Stars Probleme bei der Rückkehr zur neuen Saison bekommen könnten. Deshalb rieten mehrere Klubmanager, aber auch Spielerberater den russischen Eishockeyprofis, den Sommer in Nordamerika oder in der EU zu verbringen. (pst)