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Nationalspieler Julian Köster im Interview„Handball-WM in Köln – das war Gänsehaut pur“

Lesezeit 7 Minuten
Julian Köster kam in Bielefeld zur Welt, zog aber mit seiner Familie schon im Kindesalter nach Brauweiler, wo er für den TuS GW Brauweiler spielte und am Abtei-Gymnasium das Abitur ablegte.

Julian Köster kam in Bielefeld zur Welt, zog aber mit seiner Familie schon im Kindesalter nach Brauweiler, wo er für den TuS GW Brauweiler spielte und am Abtei-Gymnasium das Abitur ablegte.

Handball-Nationalspieler Julian Köster über seine Karriere, die Heim-EM und die Stimmung in Köln.

Herr Köster, Sie sind durch Ihre Leistungen bei der Europameisterschaft 2022 in den Blick der Öffentlichkeit geraten. Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

Julian Köster: Der Sport hat schon immer viel Zeit in meinem Leben eingenommen. Bis dahin hatte ich im Verein nur in der Zweiten Liga gespielt, da war die Aufmerksamkeit nicht allzu so groß. Mit der EM wurde es deutlich mehr. Im Alltag hat sich allerdings gar nicht so viel verändert.

Die WM in diesem Jahr beendeten Sie mit der deutschen Mannschaft auf Platz fünf. Welches Ziel haben Sie für die EM im kommenden Januar in Deutschland, bei der Köln einer der Haupt-Spielorte sein wird?

Köster: Wenn man über Medaillen spricht, nennt man wohl zunächst die üblichen Verdächtigen wie Dänemark, Frankreich, Schweden und Spanien. Dennoch wollen wir zu Hause eine gute und erfolgreiche EM spielen. Wir haben eine ganz gute Gruppe erwischt, obwohl es gegen Frankreich schwierig wird. Allerdings sind auch die Franzosen schlagbar, wenn sie mal keinen perfekten Tag haben.

Was werden die Zutaten sein, um Deutschland ein Handball-Wintermärchen zu bescheren?

Köster: Zunächst brauchen wir einen guten, fitten Kader. Dann müssen wir in den Vorbereitungslehrgängen gut arbeiten. Für das Gefühl wird ein guter Start wichtig sein, dann können wir uns im Turnier steigern.

Welche Rolle spielt für Sie, dass ein großer Teil des Turniers in Köln stattfindet und damit vor Ihrer Haustür?

Julian Köster ist zwei Meter groß, im Angriff spielt er im linken oder mittleren Rückraum.

Julian Köster ist zwei Meter groß, im Angriff spielt er im linken oder mittleren Rückraum.

Köster: Ich lebe und studiere in Köln und bin in Brauweiler aufgewachsen, ich bin hier zu Hause. Ich habe 2019 bei der Weltmeisterschaft zwei Hauptrundenspiele gesehen und die Atmosphäre als Zuschauer erleben dürfen. Das war schon Gänsehaut pur, und ich hoffe, dass es als Spieler noch krasser wird, wenn man dann unten auf dem Spielfeld steht.

Die Lanxess-Arena ist mit großen Turnieren und den Final-4-Veranstaltungen um Champions League und DHB-Pokal Deutschlands inoffizielle Handball-Hauptstadt.

Köster: Hauptstadt ohne eigenen Verein ist allerdings etwas schwierig (lacht). Klar, die Halle ist ein toller Ort, um große Spiele auszutragen, da kommt jeder Handballer gern hin. Dennoch fehlt Köln für eine Handballhauptstadt der große Verein. Gummersbach ist der nächste Bundesligist, liegt aber schon ein ganzes Stück entfernt. Klar ist, dass Köln ein großartiger Spielort sein wird.

Sie haben Ihren Vertrag in Gummersbach verlängert und sind dort im Alter von 23 Jahren bereits Kapitän. Wie sind Sie in die Führungsrolle geraten?

Wenn ich mir meine Vorgänger anschaue, das sind große Namen – da sagt man nicht nein
Julian Köster, Kapitän des VfL Gummersbach

Köster: Zu dem Zeitpunkt hat uns unser damaliger Kapitän Timm Schneider verlassen. Daraufhin kam Gudjon Valur Sigurdsson (Kösters Trainer in Gummersbach, d. Red.) auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könne. Für mich ist es eine riesige Ehre, bei einem solchen Traditionsverein dieses Amt bekleiden zu dürfen. Wenn ich mir meine Vorgänger anschaue, das sind große Namen – da sagt man nicht nein. Viele VfL-Legenden sind noch regelmäßig in der Halle, sehen sich viele Spiele an. Das ist dann auch gelebte Tradition.

Hat der VfL schon zu Jugendzeiten eine Rolle für Sie gespielt?

Köster: Es war der große Verein in der Nähe, ich habe mir auch ab und zu Spiele angesehen. In der E-Jugend sind wir mit Brauweiler Kreismeister geworden, da durften wir zur Belohnung in der Lanxess-Arena mit den Profis einlaufen. Grundsätzlich war der VfL Gummersbach aber aus meiner Perspektive vor allem ein großer Rivale, weil ich in Dormagen gespielt habe. Das war in der Jugend immer unser Derby.

Sie haben kürzlich Ihren Vertrag in Gummersbach verlängert. Welche Perspektive hat man Ihnen dort aufgezeigt?

Köster: Der Verein hat mit dem Abstieg einen schweren Schlag verkraften müssen. Aber in den vergangenen Jahren ist es wieder steil bergauf gegangen. Es ist viel angestoßen worden, im Verein und im Umfeld. Ich bin überzeugt davon, dass es weiter aufwärts gehen wird.

Julian Köster beim Länderspiel gegen Spanien im April 2023

Julian Köster beim Länderspiel gegen Spanien im April 2023

Sie haben eine absolut solide Saison in der Bundesliga hinter sich. Wie wird das in Gummersbach wahrgenommen?

Köster: Ich habe schon eine Euphorie wahrgenommen; die Leute merken, dass beim VfL etwas passiert, nachdem es so lange bergabgegangen war. Man spürt das Interesse, merkt aber auch, dass Gummersbach schon ganz andere Erfolge gefeiert hat als einen Aufstieg in die Erste Liga. Darum ist es zwar eine tolle Momentaufnahme. Aber wir sind noch lange nicht am Ende unseres Weges.

Was fasziniert Sie am Handballsport?

Köster: Es ist ein sehr körperlicher Sport, es sind viele Emotionen im Spiel. Das macht es unfassbar spannend und nimmt einen mit. Das hat mir schon als kleiner Junge vor dem Fernseher gefallen. Es passiert so viel, für die Zuschauer wie für die Spieler auf dem Platz. Es gibt kein 0:0 – selbst ein Vier-Tore-Vorsprung in der 55. Minute bedeutet nichts. Es bleibt immer spannend bis zum Ende.

Gab es für Sie den Moment, in dem Sie bemerkt haben, dass Handball mehr für Sie ist als nur ein Hobby?

Ich bin großer Fan der Fußball-Nationalmannschaften, deswegen war ich jetzt auch bei den Frauen enttäuscht, als es so früh vorbei war. Ich hoffe, dass wir es im Winter besser machen
Julian Köster

Köster: Der Sport hat mir immer viel Freude bereitet, ich war ehrgeizig beim Training und wollte besser werden. Aber es kam insgesamt eher stückweise, das sieht man auch in meiner Entwicklung. Ich bin nicht als 17-Jähriger zum Champions-League-Sieger gegangen. Es kam Schritt für Schritt, von der A-Jugend in die Zweite Liga, dann der Wechsel von Dormagen nach Gummersbach.

Welche Rolle spielt der Handballsport nach Ihrer Erfahrung in Deutschland?

Köster: Das Interesse kommt immer in Wellen, ist mein Eindruck. Die Nationalmannschaft ist nach wie vor das größte Zugpferd. Wenn die bei großen Turnieren gute Leistungen bringt, ist anschließend auch das Interesse an der Bundesliga größer. Das flacht dann in der Regel wieder ab, vor allem, wenn im Sommer wieder ein Fußballturnier ist.

Im Januar wird dann wieder unausweichlich der Vergleich zwischen Handballern und Fußballern kommen.

Köster: Ich bin großer Fan der Fußball-Nationalmannschaften, deswegen war ich jetzt auch bei den Frauen enttäuscht, als es so früh vorbei war. Ich hoffe, dass wir es im Winter besser machen und über die Vorrunde hinauskommen.

Man hat bei Handballern immer das Gefühl, dass der Teamgeist besonders intakt ist.

Köster: Wir hatten schon bei der Weltmeisterschaft eine coole Truppe zusammen, in der sich jeder mit jedem wirklich gut verstanden hat. Das hat man dann in engen Spielen gesehen, würde ich sagen.

Julian Köster ist Kapitän der Bundesligamannschaft des VfL Gummersbach.

Julian Köster ist Kapitän der Bundesligamannschaft des VfL Gummersbach.

Was tun Sie gegen den Lagerkoller?

Köster: Wir haben immer eine Darts-Scheibe dabei, dann werden Pfeile geworfen. Im Winter ist auch vor unseren Turnieren immer die Darts-WM, dann kommen alle schon ein bisschen gehyped zum Lehrgang. Es kommt aber immer auf die Person an. Ich bin jemand, der zwischendurch seine Ruhe braucht und auch mal mit der Familie oder mit Freunden quatschen muss. Dann geht man aber wieder in den Aufenthaltsraum, redet über Handball oder schaut zusammen mit den Kollegen das Spiel des Gegners. Da ist aber jeder ganz unterschiedlich.

Wer besorgt die Dartsscheibe?

Köster: Gute Frage. Sie ist jedenfalls immer da, und das ist ja die Hauptsache. Einen Darts-Beauftragten gibt es meines Wissens nicht.

Was ist ihr Job in der Nationalmannschaft?

Köster: Ich bin einer der Jüngsten, darum darf ich ran, sobald es etwas zu tragen gibt.


Mehr als 250 000 Eintrittskarten sind schon vergriffen, die nächste Verkaufsphase startet: Ab Mittwochmittag (13. September, 12 Uhr) sind weitere Tickets für die Heim-EM der deutschen Handballer (10. bis 28. Januar 2024) zu erwerben. Bei diesen Kontingenten handelt es sich um Karten, die für die teilnehmenden Nationen geblockt waren und nun – vier Monate vor dem Start – in den freien Verkauf gehen.

Dazu gehören auch Tickets für die Spiele der deutschen Mannschaft (10. Januar gegen die Schweiz in Düsseldorf; 14. Januar gegen Nordmazedonien und 16. Januar gegen Frankreich, beide Berlin) In Köln gibt es am 18., 20., 22. und 24. Januar Hauptrundenspiele. heretoplay.com eventim.de