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Kein WeltrekordEliud Kipchoge läuft Marathon als erster Mensch in unter zwei Stunden

Lesezeit 3 Minuten
Kipchoge in Wien

Der Kenianer Eliud Kipchoge ist als erster Mensch einen Marathon in weniger als zwei Stunden gelaufen.

Wien – Eliud Kipchoge lief grinsend und scheinbar schwerelos auf die Ziellinie zu – und blieb auch danach nicht stehen. Mit der kenianischen Fahne um die Schultern jubelte der Olympiasieger den Hunderten Fans am Streckenrand zu, immer wieder streckte er die Arme Richtung Himmel. Als erster Mensch ist der 34-Jährige am Samstag in Wien einen Marathon in weniger als zwei Stunden gelaufen. Kipchoge brauchte für die 42,195 Kilometer – allerdings praktisch unter Laborbedingungen – fast magische 1:59:40,2 Stunden.

„Ich bin der glücklichste Mensch“, sagte Kipchoge im Ziel bei Eurosport. „Ich habe gezeigt, dass es kein Limit gibt, wenn man nur will.“ Ein Weltrekord ist die Zeit aber nicht. Der Rio-Olympiasieger lief unter anderem von 41 Tempomachern unterstützt durch die österreichische Hauptstadt, nur auf den letzten Metern war er allein. Der offizielle Weltrekord liegt bei 2:01:39 Stunden, aufgestellt von Kipchoge selbst 2018 beim Marathon in Berlin.

Lauf unter möglichst perfekten Bedingungen

Mit dem Erfolg vom Samstag hat der Kenianer seiner medaillenreichen Karriere die nächste, vielleicht schillerndste Bestmarke hinzugefügt. Der Chemiekonzern Ineos als Veranstalter hatte enorm viel Zeit und Geld in die Bemühungen investiert, Kipchoge bei der „ineos159challenge“ perfekte Bedingungen zu ermöglichen. Erst am Mittwoch wurde der Tag des Versuchs endgültig festgelegt, die Startzeit nach genauer Analyse der zu erwartenden Wetterbedingungen sogar erst am Freitag.

Dass Wien als Austragungsort gewählt wurde, lag unter anderem an dem geringen Zeitunterschied von nur einer Stunde zwischen Österreich und Kenia. So musste Kipchoge seine alltäglichen Gewohnheiten nicht großartig umstellen. Zudem war laut den Veranstaltern die Wahrscheinlichkeit für niedrige Temperaturen und niedrige Luftfeuchtigkeit am Morgen hoch. Kipchoge startete letztlich bei 9 Grad Außentemperatur auf der Reichsbrücke im vernebelten Wien.

Zwei-Stunden-Marke seit Jahren im Fokus

Die Strecke im Wiener Prater war zudem dank Asphaltierungsarbeiten in bestem Zustand, die vielen Bäume ringsherum boten Kipchoge und seinen Tempomachern zudem Schutz. Der Lauf wurde auf einem 9,6 Kilometer langen Rundkurs ausgetragen. Beim mehrfachen Wendepunkt wurde zur Schonung Kipchoges eine kleine Steilkurve geschaffen. Dadurch seien etwa 13 Sekunden einzusparen, hieß es vor dem Lauf. Kipchoge und die Tempomacher wurden auf der gesamten Strecke zudem von einem Auto begleitet, von dem aus per Laser eine Orientierungshilfe für die nötige Geschwindigkeit auf die Straße projiziert wurde.

Um die Marke zu schaffen, musste Kipchoge jeden der fast 42 Kilometer in durchschnittlich 2:51 Minuten zurücklegen. Das entspricht einer Geschwindigkeit von etwas mehr als 21 Stundenkilometern - eine Marathondistanz lässt sich für Hobbysportler selbst auf dem Fahrrad nicht selbstverständlich in diesem Tempo zurücklegen. „Ich laufe, um Geschichte zu schreiben“, hatte Kipchoge gesagt. „Ich will den Menschen zeigen, dass es keine Grenzen gibt.“ Einen Erfolg in Wien verglich er gar mit den ersten Schritten auf dem Mond.

Das Ziel, die Zwei-Stunden-Schallmauer zu durchbrechen, verfolgt der Kenianer, der 2003 vor seinem Wechsel auf die Marathon-Distanz Weltmeister über 5000 Meter geworden war, bereits seit einigen Jahren. Einen ersten Versuch absolvierte der Weltrekordler, der seine Strecke seit Jahren nach Belieben dominiert, 2017 bei einem vom Ausrüster Nike vermarkteten Rennen auf der Formel-1-Strecke in Monza (Italien). Er verpasste das Ziel jedoch denkbar knapp – für die 42,195 Kilometer brauchte er damals 2:00:25 Stunden. (dpa)