Haie-Trainer Uwe Krupp„Ich bin optimistisch, dass wir den Standort retten“
- Die Kölner Haie kämpfen in der Corona-Krise ums Überleben.
- Im Dezember soll die DEL-Saison beginnen – vermutlich ohne Zuschauer.
- KEC-Trainer Uwe Krupp verrät im Interview, warum er dennoch optimistisch ist.
Köln – Herr Krupp, Sie und Haie-Geschäftsführer Philipp Walter haben einen Appell an die Kölner gerichtet, mit der Botschaft, dass der Eishockey-Standort Köln durch die Corona-Krise stark gefährdet ist und der Verein Hilfe braucht. Seit Mittwoch werden virtuelle Unterstützungs-Tickets verkauft. Welche Resonanz haben Sie erlebt?
Ich glaube, der Appell ist angekommen und gut aufgenommen worden. Die Leute verstehen, dass unser Problem nicht selbst verschuldet ist, sondern durch die Umstände, also die Zuschauerrestriktionen in der Pandemie, verursacht wurde. Wenn du mit null Zuschauern spielen musst, was absehbar und wahrscheinlich die einzige Art zu planen ist, dann ist deine Haupteinnahme weg. Deshalb haben wir um finanzielle Unterstützung gebeten. Unser Hauptziel ist es, überhaupt eine Mannschaft an den Start bringen zu können.
Falls im Dezember die DEL-Saison mit den Haien beginnen sollte, worum ginge es dann für den KEC?
Von den Erwartungen, die wir normalerweise gehabt hätten, müssen wir uns etwas lösen. Die Personalplanung sieht so aus, dass es ein Aufbaujahr für das nächste Jahr sein wird. Wir werden viele Junioren aus unserem Nachwuchs einsetzen, wahrscheinlich die jüngste Mannschaft der Liga an den Start bringen. Wenn wir es schaffen zu spielen, können die jungen Spieler unter harten Wettkampfbedingungen Erfahrungen sammeln und ihre Entwicklungen damit voranbringen.
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Den Abstieg hat die DEL verschoben, es könnte also nichts Schlimmes passieren.
Insgesamt sehe ich eine Mannschaft, die so spielen kann, dass wir dem einen oder anderen Rivalen ein Bein stellen könnten. Ohne Ehrgeiz braucht man nicht anzufangen. Und du musst trotz allem optimistisch bleiben, darum geht es hier. Vor kurzem habe ich gelesen: Was ist der Unterschied zwischen einem Optimisten und einem Pessimisten? Der Optimist glaubt, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist, der Pessimist hat immer Recht.
Sie sind Optimist?
Ich glaube, dass wir einen Weg finden werden, mit diesem Virus zu leben. Und dass wir auf kurz oder lang auch Lösungen finden für den Profisport wie für alle anderen Bereiche. Dass es im Moment eine frustrierende Zeit für den Profisport ist, bleibt unbestritten. Du verbringst sehr viel Zeit damit, Konzepte und Pläne aufzustellen, wie du deinen Zuschauern und Fans ein sicheres Umfeld bei den Spielen bieten kannst. Das wird aber im Moment von der Politik überhaupt nicht anerkannt. Mit einem Beschluss, einer Pressekonferenz, wird alles über den Haufen geworfen.
Wie schaffen Sie es, die Haie-Profis in dieser Zeit bei Laune zu halten?
Die Spieler sind in einer ganz schwierigen Situation. In unserer Kabine ist eine Mischung aus Verunsicherung und Ärger zu spüren. Jeder hat individuell zu kämpfen, jeden trifft es etwas anders, alle verzichten auf Geld, um es möglich zu machen, dass wir spielen können. Wenn Köln sich so zu den Haien bekennt, wie sich unsere Mannschaft bekannt hat, dann bin ich optimistisch, dass wir es schaffen, den Eishockey-Standort Köln zu retten.
Sie haben selbst als Sechsjähriger in Köln mit dem Eishockey begonnen, spielt das in diesen Tagen eine große Rolle für Sie?
Ja. Wir reden über zwei verschiedene Dinge: Einmal die Teilnahme an der DEL, dass wir in diesem Jahr nicht ausgeschlossen sind. Die andere Sache: Wir müssen für die Junghaie eine Profimannschaft am Start haben. Da greifen viele Räder ineinander, es gibt viele Synergien. Ohne Profis gibt es auch keinen Nachwuchs.
Sie gehen zweimal in der Woche mit den Bambini der Junghaie aufs Eis, ihre Tochter Isabelle (5) und ihr Sohn TJ (6) sind dabei. Fühlen Sie sich an Ihre Anfänge erinnert?
Für einen Trainer wie mich, der in den letzten Jahren ausgiebig auf dem Profilevel agiert hat, ist es eine gute Sache sich zu erinnern, wie alles anfängt für einen Eishockeyspieler. Mit dem Engagement der Eltern, mit vielen idealistischen Freiwilligen, die ihre Zeit zur Verfügung stellen, um den Kindern den Einstieg ins Eishockey so positiv wie möglich zu gestalten. Genau das habe ich damals auch erfahren, als junger Spieler. Es ist alles in allem völlig anders als das, was ein Profitrainer sonst macht und sehr erfrischend.
Ihre Kleinen sind vermutlich stolz auf den Papa?
Die haben keinen richtigen Durchblick, was ich da mache. Dafür sind sie noch zu klein. Sie bringen es nicht zusammen. Ich stehe mit Anzug an der Bande, schieße aber nicht das Tor. Sie kriegen nur mit, dass ich irgendwie eine besondere Rolle habe.