Ausblick des KECKölner Haie haben kaum Spielraum für kommende Saison
Köln – Man könnte meinen, die Kölner Haie steckten in einer Zeitschleife fest. Die zuschauerlose DEL-Saison 2020/21 ist seit Sonntag für sie beendet, nur Rang sechs hat das Team von Trainer Uwe Krupp in der Nordgruppe belegt und die Playoff-Teilnahme verpasst. In einer Welt ohne Corona-Restriktionen würde der Verein nun vermutlich kräftig in den Kader investieren, um im nächsten Jahr wieder oben mitzuspielen. Doch das kann der KEC nicht, denn die Krise ist immer noch nicht beendet und der Klub in seinem Handeln genauso beschränkt wie vor der Saison.
3,5 Millionen Euro in Corona-Saison
Niemand weiß, ob am 9. September, wenn die nächste Spielzeit starten soll, wieder Zuschauer zugelassen sein werden. Und wenn ja, wie viele. Die Zahlungs- und Kündigungsfristen der gut 5000 Kölner Dauerkarten-Fans hat der KEC deshalb vorerst aufgehoben. Die Ticket- und Spieltagerlöse der Partien in der Lanxess-Arena beliefen sich vor Corona in der Saison 2019/20 auf 3,5 Millionen Euro – bei einem Schnitt von 13333 Besuchern.
Krupp beschreibt das Problem der Haie so: „Eishockey in der Pandemie kann mit dem Geschäftsmodell in Köln auf Dauer nicht funktionieren.“ Und er erklärt: „Die größte Problematik ist, dass der Handlungsspielraum im sportlichen Bereich von den wirtschaftlichen Grundbedingungen abhängt. So wie es jetzt ist, ohne Zuschauer, sind wir von allen Mannschaften am härtesten betroffen und haben damit in puncto Kaderplanung die schlechtesten Karten. Und solange es keine normalen Spieltage vor Fans gibt, wird sich das nicht ändern.“
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Die Arena mit ihrem Fassungsvermögen von 18500 Besuchern ist in guten Eishockey-Zeiten ein Segen für den Klub, in schlechten dagegen eine Last. Ungefähr eine Million Euro im Jahr kosten den KEC die Mieten für die Halle und das Deutzer Trainingszentrum, die 800 000 Euro an staatlicher Hilfe waren somit sofort verbraucht. Andere Vereine spielen dagegen in städtischen Anlagen oder in Arenen, die den Klubbesitzern gehören. Ihre Fixkosten sind somit viel niedriger als die der Haie.
Viele Abgänge geplant
Da Aufgeben keine Option ist, planen die Haie trotzdem ein neues Team. Geschäftsführer Philipp Walter sagt, der Verein werde „Transfers mit Augenmaß“ vornehmen, also keine hoch dotierten Verträge abschließen, solange das Zuschauerthema nicht geklärt ist. Es werden voraussichtlich einige neue Spieler benötigt, denn es deuten sich etliche Abgänge an: Stürmer Jason Akeson soll Gerüchten zufolge in Straubing anheuern, Angreifer Frederik Tiffels zieht es angeblich in die Schweiz.
Hannibal Weitzmann sucht dem Vernehmen nach einen Verein, bei dem er Torwart Nummer eins sein kann. Auch Verteidiger Dominik Tiffels dürfte gehen – wohin, ist unbekannt. Jungverteidiger Simon Gnyp (19) wechselt wohl nach Ingolstadt. Ob Defensivmann Pascal Zerressen bleibt, scheint offen zu sein. Auch sein Vertrag läuft aus, die Haie würden ihn vermutlich nur zu niedrigeren Konditionen verlängern, da die Leistungen des 28-Jährigen zuletzt nicht überzeugend waren.
Hätte Krupp freie Hand, so würde er wohl drei neue Stürmer, drei Verteidiger und zwei Torhüter verpflichten. Der kanadische Keeper Justin Pogge hat sehr enttäuscht, sein Vertrag läuft aber noch bis 2022. Ob es das Haie-Budget hergeben wird, einen Kontrakt aufzulösen, ist unklar. Dass die Haie Pogge als Ersatzkeeper halten und eine neue Nummer eins für das Tor suchen könnten, ist sehr unwahrscheinlich. Kein DEL-Verein vergibt eine seiner elf wertvollen Ausländerlizenzen an einen Back-up-Goalie. Falls es finanziell möglich sein sollte, würde sich der KEC wohl auch vom kanadischen Defensivmann Kevin Gagné trennen, der nicht in Krupps Spielkonzept passt. Bis Ende der Woche will der KEC die Abgänge offiziell bekannt geben.