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Kölner Haie im freien FallKEC auf Tuchfühlung zum Schwenninger Negativ-Rekord

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Die Kölner Haie lassen die Saison austrudeln.

Köln – Nach dem verlorenen Derby in Düsseldorf haben es die Kölner Haie in die landesweiten Schlagzeilen geschafft. Der Grund war allerdings kein schöner. Die KEC-Profis und ihr Coach Mike Stewart brauchten am Sonntag auf dem Weg zum Mannschaftsbus Polizeibegleitung – als Schutz vor einer Gruppe verärgerter, pöbelnder Fans. Es seien etwa 20 bis 25 Leute gewesen, berichtete KEC-Geschäftsführer Philipp Walter. Man habe mit ihnen gesprochen und sie weitgehend beruhigt. Insofern das möglich war angesichts der Lage, in die sich die Haie manövriert haben. Das 1:4 bei der DEG war die 15. Niederlage in Serie. Schon neun Pleiten nacheinander waren Vereinsrekord. Sieben Hauptrundenspiele stehen noch an – voraussichtlich mit Stewart. Denn der Kanadier darf trotz allem weitermachen, wie Walter am Montag erklärte.

Chance für die jungen Spieler

Es ist in dieser Saison kaum noch etwas zu retten für die Haie, der Rückstand auf Rang zehn, den letzten Pre-Playoff-Platz, beträgt zehn Punkte. Da sich die Mannschaft in einer resignierten Verfassung befindet, ist nicht damit zu rechnen, dass sie auf der Zielgeraden noch eine Aufholjagd hinlegen könnte. Stewart ließ am Montag bereits durchblicken, dass es Veränderungen im Team geben werde und junge Spieler zum Einsatz kämen.

Das Konzept der Haie ist nicht aufgegangen. Hauptgesellschafter Frank Gotthardt kürzte das Budget des KEC vor dieser Saison um etwa 600.000 Euro. Der Spieleretat gehört laut Walter trotzdem noch zu den Top Fünf der Liga. Einen herausragenden Stürmer oder Verteidiger verpflichteten die Haie aber nicht, denn ihr Star-Transfer sollte Coach Stewart sein. Er war wegen der Achtungserfolge, die er in fünf Jahren in Augsburg erzielt hatte, in der DEL heiß umworben und erhielt in Köln einen längerfristigen Vertrag, die Angaben über die Laufzeit schwanken zwischen zwei und drei Jahren. Dass die Haie aus finanziellen Erwägungen am Coach festhalten, hat Walter mehrfach verneint.

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Gehen musste vor zwei Wochen nur Sportdirektor Mark Mahon. Er hatte den aktuellen Kader jedoch nicht allein, sondern in Abstimmung mit Stewart zusammengestellt, wie beide während ihrer Zusammenarbeit stets betonten. Es scheint, dass die Entscheidungen bei den Haien, seit Frank Gotthard das Sagen hat, nicht rational, sondern emotional getroffen werden. Ein Rückblick.

Die momentane Lage erinnert stark an das Jahr 2015. Damals spielten die Haie mit Trainer Niklas Sundblad zwar nicht so desolat wie zurzeit. Als Tabellen-Elfter verpassten sie aber mit einem Rückstand von fünf Punkten auf den zehnten Platz die Playoff-Teilnahme. Sundblad durfte trotzdem bleiben und ein neues Team aufbauen, denn der Haie-Chef an ihn glaubte. Der Coach wurde schließlich im Januar 2016 wegen anhaltender Erfolglosigkeit entlassen. Es kam der Kanadier Corey Clouston, der nach zwei Jahren gehen musste. Schließlich wurde Peter Draisaitl KEC-Coach und blieb bis Januar 2019. Er wurde nach dem verlorenen Winter Game in Köln gefeuert, obwohl die Haie damals als Tabellen-Fünfter auf Playoff-Kurs lagen.

Nur zwei Playoffs ohne die Kölner Haie

Keiner dieser Trainer war so erfolglos wie Stewart. Seit der Saison 1994/95, Gründungsjahr der DEL, fanden die Playoffs erst zwei Mal ohne Beteiligung der Haie statt. Neben 2015 geschah es 2009, in dem Jahr der Fast-Insolvenz, bedingt durch den Abschied des früheren Haie-Gesellschafters Heinz-Herrmann Göttsch. Nachdem die Haie 2010 dank des Einstiegs des Koblenzer IT-Unternehmers Gotthardt gerettet waren, kam Uwe Krupp, der Aufbauarbeit leistete und zweimal, 2013 und 2014, mit dem KEC das Playoff-Finale erreichte. Im Herbst 2014 feuerte ihn Gotthardt nach einem schlechten Saisonstart mit sechs verlorenen Spielen.

Stewarts Haie treten am Mittwoch in Ingolstadt an. Sollten sie weiter verlieren, könnten sie mit 18 Pleiten nacheinander den Negativ-Rekord der Schwenninger Wild Wings und des EHC Freiburg aus dem Jahr 2003 einstellen.