AboAbonnieren

Haie-Trainer Krupp über DEL-Start„Wir werden Lehrgeld zahlen müssen“

Lesezeit 5 Minuten
Haie-Trainer Uwe Krupp BAUSE

Uwe Krupp

  1. Uwe Krupp (55) trainiert die Kölner Haie seit Februar 2020.
  2. Bereits von 2011 bis 2014 arbeitete der gebürtige Kölner als Haie-Coach, von 2005 bis 2011 war er Bundestrainer.

Herr Krupp, ist Ihre Haie-Mannschaft trotz der Mini-Vorbereitung fit für den DEL-Saisonauftakt am Donnerstag gegen die Düsseldorfer EG?

Die Jungs arbeiten gut und ziehen mit, die Stimmung ist gut, die Spannung auch. Ich bin optimistisch, dass wir mit einer guten Einstellung ins Spiel hineingehen werden.

Ihre Vorbereitung hat in der Corona-Krise aus Kostengründen nur 16 Tage gedauert, die DEG ist seit Wochen im Training und nahm, anders als die Haie, an dem Vorbereitungsturnier teil, das am Sonntag endete. Das dürfte ein Vorteil für die DEG sein.

Ich sehe uns generell – zumindest zu Beginn der Saison – eher in einer Außenseiter-Position. Trotzdem werden wir natürlich kämpfen und versuchen, unser Spiel durchzusetzen. Und anstatt lange darüber nachzudenken, wie es ohne Corona hätte sein können, werden wir hingehen und uns in die ersten Spiele hineinarbeiten. Dabei werden wir alles dafür tun, um uns so teuer wie möglich zu verkaufen. Wir wissen, dass unsere Lage nicht ideal ist und viele Sachen ursprünglich einmal anders geplant waren. Doch jetzt müssen wir uns reinhängen und mit den Bedingungen arbeiten, die wir haben.

Normalerweise finden Derbys in der Lanxess-Arena vor 16 000 Zuschauern oder mehr statt. Ohne Fans zu spielen, dürfte sicher eigenartig sein.

Dass wir keine Zuschauer haben, ist sehr, sehr schade. Unser Fokus, und da wiederhole ich mich, liegt aber nicht darauf, über Dinge zu jammern, auf die wir keinen Einfluss haben. Das wäre eine Verschwendung von wertvoller Energie. Es gibt halt einige Umstände, mit denen wir klarkommen müssen. Unser Fokus liegt seit Trainingsbeginn darauf, die Mannschaft auf eine harte Saison vorzubereiten. Ich gehe davon aus, dass ein paar Sachen schon ganz gut funktionieren werden, aber es sicherlich auch die ein oder andere Baustelle geben wird.

Das könnte Sie auch interessieren:

Sie konnten James Sheppard, Maury Edwards, Torwart Justin Pogge und zuletzt noch Mike Zalewski als erfahrene Profis verpflichten. Die anderen Neuzugänge sind Nachwuchsspieler. Kann man sagen, dass die Kölner Mannschaft unvollständig ist?

Ja, das ist eine ganz gute Beschreibung. Wir konnten unsere Kaderplanung aufgrund der Pandemie leider nicht abschließen. Dass wir jetzt noch Mike Zalewski dazu bekommen haben, ist ein glücklicher Umstand. Es war reines Glück, dass er den Wunsch hatte wieder für die Kölner Haie zu spielen. Und wir freuen uns natürlich darüber. Er ist ein guter Spieler, der unser junges Team mit seiner Erfahrung stabilisieren wird.

Was trauen Sie den vielen Nachwuchsspielern zu, die jetzt aufgerückt sind?

Für viele von ihnen sind es große Schritte. Sie gehen direkt vom Nachwuchsprogramm in die höchste deutsche Profi-Liga – und überspringen dabei zwei Klassen. Wir haben jetzt im Testspiel den 16-jährigen Verteidiger Leo Hafenrichter eingesetzt, der sein erstes Profispiel gemacht hat.

Heißt: Im Idealfall machen Sie aus der Not eine Tugend und bringen die Junioren weiter voran, als sie es mit einem üppiger ausgestatteten Kader getan hätten?

Das ist der Plan, wir müssen uns aber auch darauf einstellen, dass wir Lehrgeld zahlen werden. Daran führt kein Weg vorbei. Wir können die unerfahrenen Spieler nicht älter machen als sie sind, wir können nur versuchen, sie zu unterstützen und mit Hilfe unserer erfahrenen Spieler zu entwickeln, eine gute Mischung zu finden und gutes Eishockey zu spielen. Für die Kölner Haie bedeutet es, das wir hoffentlich auch einige Perspektiven für die Zukunft sehen.

Ist die Situation für Sie als Trainer eine interessante Herausforderung?

Auf jeden Fall sind die Bedingungen anders als im Februar als ich nach Köln gekommen bin. Vor Corona. Aber auch hier bin ich wieder bei dem Punkt, dass es nichts bringt zu jammern. Das ist alles Zeitverschwendung. Entweder du greifst das Ding an oder du verkriechst dich. Und ich habe die erste Option gewählt. Ich sehe es so: Dass wir als Kölner Haie es tatsächlich geschafft haben, trotz aller widrigen Umstände dabei zu sein und die Saison spielen zu können, ist schon super. Der Eishockey-Standort Köln bleibt damit erst einmal erhalten. Das war der wichtigste Punkt. Und jetzt machen wir uns bereit für eine DEL-Saison auf deren Start wir seit Monaten warten und uns riesig freuen.

Wie viele Spieler hätten Sie unter normalen Umständen noch verpflichtet?

Wahrscheinlich noch zwei oder drei Stürmer und mindestens einen Verteidiger. Aber da sind wir wieder bei der Heulerei, die ich nicht mag. Wir wissen, dass wir einige Hürden vor uns haben. Und dass sich die Arbeit, die wir in diesem Jahr leisten, hoffentlich in der Zukunft auszahlt.

Wie sieht Ihr Saisonziel aus?

Wir wollen uns in unserer Nordgruppe so gut wie möglich platzieren. Ich gehe davon aus, dass dort Berlin, Wolfsburg und Bremerhaven sehr stark sein werden. Mit etwas Entwicklung aber sehe ich eine Chance gegen Iserlohn, Krefeld und vielleicht Düsseldorf. Mehr kann man erst in ein paar Wochen sagen, wenn wir mal gegen alle gespielt haben. Sollten wir zu irgend einem Zeitpunkt Verletzungspech haben, kann das ganze Ding auch heikel werden. Aber zuerst geht es jetzt mal los und dann sehen wir weiter.

Gruppenvierter zu werden und das Viertelfinale zu erreichen, könnte möglich sein?

So wie ich die Division einschätze, wäre das ein echter Erfolg für uns.