Udo Kießling und Christian EhrhoffAlter Held trifft neuen Helden

Zwei große deutsche Eishockey-Spieler: Udo Kießling (l.) und Christian Ehrhoff.
Copyright: Rainer Dahmen
Köln – Udo Kießling (62) erscheint gut gelaunt und im himmelblauen Freizeit-Look im Haie-Trainingszentrum. Christian Ehrhoff (35) sieht dagegen mit seiner Designer-Brille und dem gebügelten Hemd wie immer aus wie ein junger Banker – und nicht unbedingt wie ein Eishockey-Profi. Auch er lächelt, die beiden Herren kannten sich noch nicht persönlich. Ein Händedruck, ein „schön, dich mal zu treffen“ – und wir gehen in medias res.
Beide spielten als Kinder und Jugendliche in Krefeld
Ein paar Gemeinsamkeiten zwischen zwischen Kießling und Erhoff liegen auf der Hand: Der eine ist ein Eishockey-Verteidiger und Nationalspieler, der andere war es. Der eine trägt in der DEL-Saison 2017/18, die am Freitag beginnt, erstmals das „C“ des Captains auf dem KEC-Trikot. Der andere war Haie-Kapitän in den glorreichen 80er Jahren. Weniger bekannt ist dies: Beide spielten als Kinder und Jugendliche in Krefeld, Udo Kießlings Vater Gerhard trainierte damals eine Zeit lang die Preussen.

Copyright: Rainer Dahmen
Es gibt aber auch Unterschiede, einen nennt Kießling: „Ich war nie ein großes Talent, und Christian ist ein Talent. Er fliegt übers Eis und ist schnell. Er hat gute Hände – und, und, und ...“ Er selbst, sagt Kießling, habe sich vieles hart erarbeiten müssen. „Ich habe extra trainiert, mehr und anders als die anderen. Nach dem Eis habe ich zum Beispiel Schusstraining auf die Garage gemacht, ich war ehrgeizig.“ Ehrhoff sieht es so: „Es reicht nicht, Talent zu haben. Man muss auch den Willen und Ehrgeiz haben, mehr zu tun als die anderen, um weiterzukommen.“
Beide brachten es weit. Kießling kam mit seinem Vater 1976 nach Köln und feierte im Jahr danach die erste seiner insgesamt sechs Meisterschaften mit dem KEC. Sein Trikot mit der Nummer 4 hängt heute unter dem Hallendach der Lanxess-Arena, kein anderer KEC-Spieler darf es mehr tragen.
Den Titel mit den Haien strebt Ehrhoff, aktuelle Nummer 10 des KEC, ebenfalls an. „Deshalb bin ich nach Köln gekommen, ich will in meiner Karriere noch Titel gewinnen“, sagt der Mann aus Moers am Niederrhein, der sich im Herbst 2016 dem KEC anschloss – nach einer 13 Jahre langen Laufbahn in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL), in der er es auf 862 Spiele brachte.
Ein Pionier in dieser Sache war Kießling; er bestritt ein NHL-Spiel – und zwar 1981 für die Minnesota North Stars, mit denen er auch dreieinhalb Wochen trainierte. „Für die NHL ist Europa damals gerade erst interessant geworden. Es gab ein paar Schweden, und die Nordamerikaner stellten fest: Huch, die können ja auch Eishockey spielen.“ Genauso wie die Deutschen. Kießling bekam ein Vertragsangebot von Minnesota, das er aber nicht annahm – denn: „Ich war damals schon 26 und für mein Empfinden etwas zu alt, um es zu wagen.“ So beließ er es bei dem einen NHL-Spiel. „Es war ein großes Erlebnis in meiner Karriere. Das, wovon ich als kleiner Junge geträumt habe, habe ich einmal gesehen.“ Nach Kießling setzte sich der Kölner Uwe Krupp, 1996 Deutschlands erster Stanley-Cup-Sieger, in der NHL durch. Mit der Nummer 4, denn Kießling war sein großes Vorbild.
Konstante Leistung in der NHL
Ehrhoff ging 2003 in die Eliteliga. In einer Zeit, als dort bereits viele europäische Spieler Fuß gefasst hatten. In San José, seiner ersten NHL-Station, spielte seit 1997 bereits der heutige Bundestrainer Marco Sturm. Und er half dem Neuling bei der Eingewöhnung. „Marco hatte die alltäglichen Probleme schon durchlebt und stand mir mit Rat und Tat zur Seite“, sagt Ehrhoff. Und wie schaffte er es, sich über so viele Jahre in der NHL zu halten? „Ich habe mich durchgesetzt und über einen langen Zeitraum konstant Leistung gebracht. So erarbeitet man sich einen Namen und eine Position.“
Meister bisher nur mit Krefeld
2011 hatte Ehrhoff sein erfolgreichstes Jahr, als er mit Vancouver das Stanley-Cup-Finale erreichte – und es in sieben Spielen gegen Boston verlor. Meister war er bislang nur 2003 mit den Krefeld Pinguinen. „Wenn man einmal das Gefühl hatte, nach dem letzten Saisonspiel als Sieger vom Eis zu gehen, dann will man es unbedingt wieder erleben“, sagt Ehrhoff. Kießling lächelt und meint: „Diesmal schafft ihr es!“ Es wird auch Zeit, denn die Kölner Haie warten seit 2002 auf den Gewinn einer deutschen Eishockey-Meisterschaft.