Australian OpenKölner Oscar Otte nach Sieg in Melbourne überglücklich
Melbourne/Köln. – Um 21.12 Uhr Ortszeit hatte Oscar Otte auf Platz fünf des Melbourne Park seinen Auftrag erfüllt. Der Kölner verwandelte gegen Tseng Chun Hsin aus Taiwan den Matchball zum 6:4, 6:3, 6:2-Sieg und zog erstmals in die zweite Runde der Australian Open ein. Das Los hatte es gut gemeint mit dem 28-Jährigen, der als 100. der Weltrangliste erstmals für das Hauptfeld des Grand-Slam-Turniers am anderen Ende der Welt qualifiziert war. Er war weder auf einen etablierten Spieler getroffen, noch auf einen, der mit dem Schwung einer überstandenen Qualifikation antrat. Die Nummer 187 der Weltrangliste hatte das Startrecht durch eine Wildcard erhalten und war nach einer gerade überstandenen Corona-Erkrankung chancenlos.
„Es war eine ungewohnte Situation für mich“, erklärte Otte nach dem Spiel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, „ich war zum ersten Mal Favorit bei einem Grand-Slam-Turnier. Deshalb war ich ein wenig angespannt, aber dafür habe ich es ganz solide gemeistert.“
Oscar Ottes Aufschlag wie immer stärkste Waffe
Wie immer war der Aufschlag mit Spitzengeschwindigkeiten nahe 220 km/h die stärkste Waffe für Otte, der 82 Prozent seiner ersten Aufschläge zu Punktgewinnen nutzte. Effektiv war Otte auch im Ausnutzen der Breakbälle (7 von 13), deshalb hatten auch die drei Breaks, die er selbst zuließ, keine schlimmen Folgen.
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Die Auswirkungen dieses Pflichtsieges waren für den Kölner in Zahlen messbar. Durch den Einzug in die zweite Runde sind ihm 154 000 australische Dollar, umgerechnet 91 000 Euro, sicher. Das sind fast zehn Prozent des gesamten Preisgeldes, das er in seiner gesamten Karriere gewonnen hat. Außerdem kletterte Otte im Live-Ranking der Weltrangliste auf Platz 83. Höher stand er in seiner langen Karriere, die ihn durch die Tiefen der Sattelite- und Challenger-Turniere führte, noch nie. Und die Reise muss nicht zu Ende sein, auch wenn der kommende Gegner von einem ganz anderen Kaliber ist als der Jung-Profi aus Taiwan.
Oscar Otte: „Das wird ein geiles Match“
Lorenzo Sonego, aktuell Nummer 27 der Welt, gilt als einer der talentiertesten Spieler überhaupt. Der Italiener ist groß, beweglich und hat ein außergewöhnliches Ballgefühl. Im Herbst 2020 hat er als Qualifikant Novak Djokovic mit einem glatten Zweisatz-Sieg aus dem ATP-Turnier in Wien geworfen. Oscar Otte sagt: „Das wird ein geiles Match.“ Er hat am Mittwoch in seinem 20. Match auf der großen ATP-Tour nichts zu verlieren.
Das gilt nicht für Alexander Zverev, der nach dem Rauswurf von Novak Djokovic aus Australien mit einem Turniersieg Platz eins der Weltrangliste übernehmen konnte. Sein Auftaktspiel gegen Landsmann Daniel Altmaier aus Kempen war typisch für einen Favoritenstart am Jahresbeginn. An einem erfolgreichen ersten Turniertag aus deutscher Sicht siegte Zverev 7:6 (7:3), 6:1, 7:6 (7:1). Wirklich konzentriert war der aktuelle Olympiasieger nur im zweiten Satz und den beiden Tiebreaks. Auf tiefschürfende Matchanalysen hatte er vor seinem Zweitrundenspiel gegen den gefährlichen Australier John Millman keine Lust. „Ich weiß, dass ich besser spielen muss, aber das Turnier ist noch lang“, sagte er im Sieger-Interview noch auf dem Platz. Immerhin kam er nie ernsthaft in Bedrängnis und hatte eine gut zweieinhalbstündige Prüfung gegen den nie aufgebenden Landsmann, dem Applaus spendete.
Den erfolgreichen deutschen Männer-Tag vervollständigten Dominik Koepfer (6:1, 3:6, 6:4, 6:1 gegen den Spanier Carlos Taberner) und Yannik Hanfmann (6:2, 6:3, 6:2 gegen den australischen Publikumsliebling Thanasi Kokkinakis) mit ihren Siegen. Qualifikant Hanfmann darf zum Lohn dafür in der zweiten Runde gegen Superstar Rafael Nadal spielen. „Das ist alles wie im Film“, schwärmte er. Chancenlos waren dagegen wie erwartet die Damen. Andrea Petkovic erlebte gegen Barobora Kreijcikova (Nummr 3 der Setzliste) einen rabenschwarzen Tag (2:6, 0:6). Tatjana Maria schlug sich gegen die an Nummer 5 gesetzte Griechin Maria Sakkari achtbar, unterlag dann aber doch verdient mit 4:6, 6:7 (2:7). (mit dpa)