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Berühmter Doping-SkandalKölner Radprofi Jörg Paffrath mit 54 Jahren gestorben

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Jörg Paffrath (vorne) 1995 bei einem Radrennen in Öschelbronn. Links hinter ihm ist der ehemalige deutsche Radprofi Jens Voigt zu erkennen. 

Köln – Die Geschichte des Jörg Paffrath gehört zu den tragischsten, die aus der Welt des Radsports überliefert sind. Als Jugendlicher galt er als besonders begabt und ausdauerstark, er träumte von einer Profikarriere, von Erfolgen und Ruhm. Berühmt ist Jörg Paffrath schließlich tatsächlich geworden, doch nicht als Bezwinger von Pässen und Gegnern.

Seine Dopingbeichte am 16. Juni 1997 erschütterte die Szene und die deutsche Sportwelt, die nur ein paar Wochen später Jan Ullrich als ersten deutschen Sieger der Tour de France feierte. Und von Doping nichts wissen wollte. Paffrath galt als Outlaw, dem man nicht glauben wollte. Am Sonntagabend nun wurde bekannt, dass Jörg Paffrath im Alter von 54 Jahren gestorben ist. Er lebte zuletzt in Neustadt an der Weinstraße und arbeitete als Gebäudereiniger.

Paffrath nahm täglich Doping-Cocktail zu sich

Konnte es wirklich wahr sein, was Paffrath in seiner aufsehenerregenden Beichte im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete? Dass er 24 verschiedene Medikamente im Laufe seiner Karriere schluckte und zum Teil auch spritzte? Dass dieser Cocktail des Verderbens zu seinem Tagesablauf gehörte wie die Aufnahme von Obst oder Nudeln? Dass er stets eine große Metallkiste mit sich führte, in der er all das Zeug lagerte, das ihn schneller machen sollte?

„Wie ein Hund an der Kette“ hieß der Titel des Geständnis-Berichts des damals 28-Jährigen, der sich bis zum Jahr davor als Profi bei Olympia Dortmund versucht hatte. Mit 25 gewann er die Bayern-Rundfahrt und stand an der Schwelle zum Durchbruch. Doch in den Tagen und Wochen danach war er seltsam nervös und konnte seine Leistung nicht bestätigen.

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Seine Hoffnung auf einen Vertrag bei einem renommierten Profiteam zerschlug sich. Dafür machte ihn ein dänischer Kollege darauf aufmerksam, dass es chemische Beschleuniger gebe, ohne die kein Profi fahre. Mit dem Zeug könne man „länger drauftreten“. Paffrath dachte bis zu jenem Moment, dass er mit der Formel Training, Ehrgeiz und solidem Lebenswandel weit kommen werde. Zumal ihn seine Jugendtrainer beim RC Adler Köln und beim RC Le Loup Köln „totgeschlagen hätten, wenn ich gedopt hätte“.

So beginnt, ganz typisch für fleißige Nachwuchsfahrer, die merken, dass sie trotz allen Ehrgeizes und immer heftigeren Trainingseinheiten nicht weiter kommen, die Doping-Karriere des Jörg Paffrath. Er nimmt Kontakt auf zu einem Profi, der mit leistungssteigernden Substanzen dealt. Glutokortekoide Urbason, Benesol und Celestan nimmt er gleich zu Beginn ein, Anabolikakuren folgen. Und als ihn eine Arzthelferin eingewiesen hatte, konnte er sich selbst Bentelan und Synacthen spritzen – Mittel, die schwer an Rheuma und Asthma Erkrankten helfen sollen, aber keinem gesunden Radfahrer. Warnungen ignoriert Paffrath. Stattdessen fällt ihm das Training leichter.

Die Menge der Substanzen, die er sich zuführt, vergrößert sich immer weiter, schließlich spritzt er sich auch Epo, den gefährlichen Beschleuniger, der das Blut verdickt. Mögliche Nebenwirkungen seines Dopingmissbrauchs wie Akne, Leberschäden oder Krebs ignoriert Paffrath.

Kölner Wegbegleiter: Paffrath ein „rachsüchtiger Choleriker“

„Alles, was Jörg Paffrath gemacht hat, hat er richtig gemacht, auch wenn es falsch war“, sagt Ralf Meutgens, ein Bekannter des Ex-Profis, der die Paffrath-Story für den Spiegel aufbereitet hatte. Dass Paffrath von Bekannten, zum größten Teil wider besseren Wissens, als Lügner bezeichnet wurde, „zeigt die Verlogenheit der gesamten Branche“, sagt Meutgens. Vor allem seine ehemaligen Kölner Wegbegleiter attackierten Paffrath hart, dort galt er als „rachsüchtiger Choleriker“. Lange Zeit durchlief Paffrath alle Doping-Kontrollen, ohne je erwischt zu werden. Erst 1996 war eine seiner Proben positiv. Es folgte eine dreimonatige Sperre.

Gegen Ende seiner Laufbahn hatte Paffrath immer stärkere Medikamente zu sich genommen, seine Mischungen wurden waghalsiger und irrer. Denn um sich von seinem Rausch herunterzudimmen, benötigte er auch Schlafmittel.

Kurz bevor er 1996 Vater einer Tochter wurde, überkam ihn die Angst davor, sich womöglich zu viel eingeworfen und gespritzt zu haben. Er fürchtete sich vor den Folgen seiner chemischen Mischungen, „vor Krebs und allem, was später folgt“. Diese Zweifel, seine sich anbahnende Vaterschaft und die Doping-Sperre veranlassten Paffrath 1996 dazu, seine Karriere zu beenden.

Der Bund Deutscher Radfahrer sah in der Causa Paffrath einen Image-Schaden und sperrte ihn mit exakt dieser Begründung lebenslänglich. Erst sein zweites Gnadengesuch hatte Erfolg, das war 2003.

Jörg Paffrath starb an den Folgen eines Krebsleidens.