AmateurfußballSchwarz-Weiß Köln verpflichtet Kampfsportler

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Ludwig Wolper (links) wechselt von Ossendorf zu Schwarz-Weiß Köln.

Ludwig Wolper (links) wechselt von Ossendorf zu Schwarz-Weiß Köln.

Der Bezirksliga-Aufsteiger holt Ludwig Wolper. Der 31-Jährige spielte einst für den 1. FC Köln und nimmt heute an MMA-Wettkämpfen teil. 

Schwarz-Weiß Köln hat den Sprung in die Fußball-Bezirksliga geschafft, mit Abdelkader Maouel allerdings seinen Top-Torjäger verloren. Der 36-jährige Deutsch-Algerier erzielte in der zurückliegenden Kreisliga A-Saison 42 Tore und beendete – wie angekündigt – aus gesundheitlichen Gründen seine torreiche Karriere. Sein potenzieller Nachfolger spielte einst für den 1. FC Köln und wechselt aus der untersten Spielklasse nach Vogelsang.

Schwarz-Weiß Köln erzielte 135 Tore in der Kreisliga A

Nach Jahren des Dahindümpelns hat sich der einst im Kölner Raum sportlich so angesehene Klub mit einer beeindruckenden Runde als Tabellenzweiter gemeinsam mit den Überfliegern von Bergfried Leverkusen für die Bezirksliga qualifiziert. Mit 135 Treffern stellte die Mannschaft von Trainer Frank Vones sogar die beste Offensive der Kölner Kreisliga A. Die Zocker-Truppe hat jedoch auch eine Achillesferse. Zwei Gegentore pro Spiel sind eindeutig zu viel. Eine Schwachstelle, die ihr in der dritthöchsten Liga am Mittelrhein zum Verhängnis werden könnte.

Vones bleibt gelassen. Er könne mit einem 5:4-Sieg mehr anfangen als mit einem schnöden 1:0. Er empfinde eine ungleich größere Freude, wenn sich seine Mannschaft in einen Rausch spiele und regelmäßig ein Feuerwerk abbrenne. „Aber natürlich ist auch mir klar, dass die Bezirksliga eine andere Hausnummer ist. Es wird eine schwierige Saison. Und wir werden vermutlich nicht jeden Gegentreffer mal ebenso korrigieren können. Deshalb sind Anpassungen geplant. Allerdings ohne unsere DNA zu verleugnen. Unser Spiel wird weiterhin offensiv ausgerichtet sein. Wir werden aber versuchen, die Lücken möglichst klein zu halten. Keine Frage: Defensiv müssen wir stabiler werden“, sagt Vones.

Dass er nach einer „kräftezehrenden und sehr anstrengenden Saison“ (Vones) der Mannschaft überhaupt noch vor- und dem Klub auch weiterhin zur Verfügung steht, ist ein Stück weit wohl auch seiner Gattin Melanie zuzuschreiben. „Ich wusste am Saisonende tatsächlich nicht, ob ich Schwarz-Weiß auch in der neuen Saison trainieren werde. Wenn man so sagen will, war ich total platt, mein Akku komplett leer“, so der 59-Jährige.

Frank Vones wurde von Ehefrau überzeugt, Trainer bei Schwarz-Weiß Köln zu bleiben

In der Zwischenzeit, mit etwas Abstand und einem folgenreichen Spaziergang an der Seite seine Ehefrau, waren die Zweifel aber schnell ausgeräumt. „Natürlich ist meine Frau wie immer der wichtigste Ansprechpartner und wir haben auch dieses Thema besprochen. Allerdings kam ich selbst kaum zum Zug. In diesem Spaziergang, der vielleicht 20 Minuten dauerte, hat nämlich über 19 Minuten lang nur sie geredet und mich überzeugt, weiterhin Trainer dieses Klubs zu bleiben. Sie meinte, dass ich ohnehin jeden Sonntag auf dem Fußballplatz sei und es somit keinen großen Unterschied mache, ob ich es als Trainer oder Zuschauer tue. Widerworte wären wohl zwecklos gewesen“, sagt Vones mit einem breiten Grinsen.

Für den Vorstand selbst sei ohnehin klar gewesen, dass Vones eine weitere Saison dranhängen werde. Nach Rücksprache hätte der erfolgreiche Trainer fast nebenbei erfahren, dass die Verantwortlichen über keinen Plan B verfügten. Vielmehr bekam er, Vones, den wohlwollenden Hinweis mit auf den Weg, solche Gedankenspiele fortan zu unterlassen. „Ich solle vielmehr drei Jahre vor einem solchen Entschluss den Verein schriftlich unterrichten“, so Vones und gab damit einen kleinen und wohl nicht ganz ernst gemeinten Einblick in ein offensichtlich humorig ablaufendes Vertragsgespräch. Am Ende habe er per Handschlag verlängert. Der Beginn der Saisonvorbereitung ist am 9. Juli. Testspiele sind gegen Erftstolz Niederaußem, Ahrweiler BC II, VfR Sinnersdorf, Germania Geyen, MSV Bonn, SC West Köln, SC Wißkirchen und SC Brühl angesetzt.

Ludwig Wolper kommt von Germania Ossendorf II

Mit dabei sein wird dann auch Ludwig Wolper, der in der abgelaufenen Saison in der Kreisliga D für Germania Ossendorf II in 18 Spielen 60 Tore erzielt hat. Der 31-jährige, der als Teenager einst für den 1. FC Köln spielte, sich dort allerdings aus disziplinarischen Gründen verabschieden musste, erklärte hierzu in einem Gespräch gegenüber dieser Zeitung, dass er seinerseits anderen Reizen erlegen sei, andere Dinge im Kopf gehabt habe und „ein ziemlicher Chaot“ gewesen sei.

„Er ist superfit und kann beinahe alles spielen. Sechser, Achter, Zehner, Neuner – und sogar Innenverteidiger. Er wird uns auf jeden Fall weiterbringen“, meint Vones. An zwei Spieltagen wird Wolper, der den Fußball eher als Ausgleich betreibt, aber fehlen. Denn seine große Leidenschaft gehört nämlich dem Kampfsport, wo er regelmäßigen an Wettkämpfen teilnimmt. Bevorzugt beim Mixed Martial-Arts. Das sogenannte MMA ist eine Vollkontakt-Kampfsportart, in der verschiedene Kampfkünste zum Einsatz kommen. Von Boxen über Karate und Ringen ist so ziemlich alles dabei, was Schmerzen bereitet. Wolper stört das nicht. Vones offenbar auch nicht. „Er ist einfach ein cooler Typ.“

Neben Wolper gehören Jonas Bockermann (RW Zollstock), Giovanni Valerio Carrieri (Deutz), Sergiu Leonard Burcea, Jean Marc Gnante, Christos Siggini (alle SC West Köln), Armando Marotta (Ford Niehl) und Oleksandr Bespalenko (SpVg. Porz) zu den weiteren Zugängen. Verlassen haben den Klub neben Maouel noch Andreas und Stefan Schüller (beide Weiler-Volkhoven II) sowie Eike Baehr (mit unbekanntem Ziel).

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