Faisal Neumann spricht über die Vorfälle nach dem Mittelrheinliga-Spiel und die Konsequenzen.
Klubchef über Tumulte nach Bonn-Spiel„Die jungen Spieler waren völlig überfordert und hatten teilweise feuchte Augen“
Im Anschluss an das Mittelrheinliga-Spiel zwischen dem FC Pesch und dem Bonner SC (0:0) kam es am 12. März zu Tumulten auf der Sportanlage des Kölner Fußballvereins. Offenbar hatten zwei BSC-Anhänger versucht, Spieler und Verantwortliche des FC Pesch zu attackieren. Sie sollen dabei Quarzhandschuhe getragen haben. Verletzt wurde letztlich niemand. Die Pescher erstatten Anzeige.
Im Interview spricht Faisal Neumann, Vorsitzender des Kölner Mittelrheinligisten, über den Vorfall und die Konsequenzen.
Herr Neumann, gibt es Neuigkeiten nach den Vorfällen im Spiel gegen Bonn?
Beide Vereine haben sich verständigt, dass solche Aktionen auf dem Platz nichts zu suchen haben. In einer gemeinsamen Erklärung werden die gemeinsamen Werte in den Fokus gerückt. Wir stehen für Fairplay, Toleranz, Antidiskriminierung und alle anderen Grundwerte sowie verantwortungsbewusstes Handeln für das Gemeinwohl. Ich bin mit dem Bonner Vorsitzenden Dirk Mazurkiewicz einig, dass diese Werte künftig sichtbarer sein sollen und wir Gewaltbereiten keine Plattform bieten. Wir sprechen dieselbe Sprache.
Was heißt das im aktuellen Fall konkret?
Es gibt keine Nebenschauplätze, der Brennpunkt liegt auf den Verursachern. Es gibt null Toleranz und eine transparente Aufklärung durch weitere Gespräche mit der Polizei und dem Verband. Eine Person ist wegen der verlorenen Geldbörse namentlich erfasst. Wir haben ein lebenslanges Hausverbot auf unserer Anlage verhängt. Die Anzeige wegen Körperverletzung wird nach Aussage der Polizei nicht rein symbolischer Natur. Versuchte Körperverletzung allein ist juristisch kein Tatbestand, die Quarzhandschuhe sind es schon.
Ist diese Attacke für sie ein Einzelfall?
Ich arbeite zwölf Jahre für den FC Pesch und habe persönlich so etwas noch nie erlebt. Es gab ja mal etwas Ähnliches im Amateurbereich bei Borussia Kalk, aber da haben sich Zuschauer geprügelt. Der Bonner SC ist als ehemaliger Regionalligist mit Profistrukturen in unserer Liga nicht die Regel. Da gibt es wohl auch eine andere Fanszene, die ihre Verbundenheit nach außen trägt. Wir sind ein Dorfverein, da sind sonntags vor allem Rentner und Schüler unsere Zuschauer.
Wie haben die Spieler reagiert?
Wir haben eine junge Mannschaft. Die 18 und 19 Jahre alten Spieler waren mit dieser Premiere völlig überfordert, emotional sehr angefressen und hatten teilweise feuchte Augen. Es kam auch die Diskussion auf, ob es überhaupt noch Sinn macht, Fußball zu spielen. Die älteren Teamkollegen haben es dagegen erstaunlich schnell abgehakt und vergessen.
Wie kann sich der FC Pesch künftig gegen solche Vorfälle wappnen?
Es ist schwierig. Ein Sicherheitsbeauftragter ist Wunschdenken, ich suche derzeit verzweifelt nach einem Zeugwart für die erste Mannschaft. Ich arbeite ja selbst ehrenamtlich hier. Der Jupp macht das bei uns ebenfalls an der Kasse und der Fritz an der Pommesbude. Wir haben die personellen und räumlichen Kapazitäten gar nicht, die zum Beispiel im Bonner Stadion existieren.
Zur Tagesordnung kann man aber doch nicht übergehen?
Tun wird auch nicht. Zum Beispiel haben wir bei den Juniorenderbys der U17 schon immer Freiwillige aus der U19 eingesetzt, die auf dieser Ebene in erster Linie ehrgeizige Eltern beruhigen müssen, die Feuerwehrzufahrt freihalten und das Falschparken verhindern. Einen regelmäßigen professionellen Security-Dienst für die Senioren können wir uns bei unserem Budget nicht leisten. Als ersten Schritt hängt aber ab sofort ein Baustellenband hinter der Auswechselbank, Trainer und Spieler sind jetzt besser geschützt. Ein separater Bereich für Gästefans hinter einem Tor ist nicht praktikabel. Dann müsste jeder aus dieser Zone begleitet werden, wenn er sich im Vereinsheim verpflegen will.
Was bleibt bei Ihnen persönlich hängen?
Ehrlich gesagt, der Frust über den Fußballverband. Der hat auf unserer Bitte noch nicht einmal Kontakt mit uns aufgenommen. Anderseits müssen wir für jeden E-Jugend-Trainer, der drei Minuten nach Spielende nicht die geforderten Daten im Netz eingegeben hat, ein Ordnungsgeld von fünf oder zehn Euro überweisen. Ich hätte mir Hilfe und Unterstützung gewünscht.