Der langjährige Profi spricht im Interview über sein letztes Karrierespiel, die emotionale Bindung zu Fortuna Köln und seinen neuen Job.
Hamdi Dahmani vor Karriereende„Fortuna Köln hat mich gepackt und ist zu meinem Verein geworden“
Herr Dahmani, am Sonntag werden Sie Ihr letztes Karrierespiel absolvieren. Mit der U 23 des SC Fortuna Köln treten Sie in der Mittelrheinliga in Bergisch Gladbach an. Sind Sie bereit für einen Abschied?
Rein körperlich? Mal gucken, ich habe muskuläre Probleme. Ich werde auf jeden Fall alles dafür tun, um auf dem Platz zu stehen. Auf mentaler Ebene geht es mir aber gut. Es war schon vorher klar, dass ich meine aktive Karriere nach der Saison beenden würde, das war mit dem Klub kommuniziert. Das Ende war also absehbar. Obwohl es natürlich eine Umstellung war, dass es jetzt schon kommt und nicht erst im Mai. Aber es ist kein emotionaler Weltuntergang.
Nun ist es keine ganz große Abschiedsbühne, aber immerhin im Trikot der Fortuna.
Die ganz große Bühne brauche ich auch nicht. Ich bin froh, dass ich den Abschied bei der U 23 habe. Ich habe mich eingelebt im Team, wir sind eine gute Truppe. Es war die erfolgreichste Hinrunde von Fortunas U 23 in der Oberliga. Ich habe das, was ich wollte, erreicht – sowohl mit dem Team, als auch persönlich.
Vor mehr als 15 Jahren haben Sie zum ersten Mal beim SC Fortuna unterschrieben. Ab wann war Ihnen klar, dass dieser Verein Ihr Verein werden würde?
Da gab es nicht den einen Zeitpunkt, an dem es „klick“ gemacht hat. Es ist, wie alles im Leben, eine Entwicklung. Irgendwann ist die Fortuna zu meinem Verein geworden, ganz einfach. Ich wohne dort in der Nähe, die Bedingungen sind gut, die Fans sind toll. Menschen wie Klaus Ulonska kennenzulernen, das hat mich geprägt. Es war ein schleichender Prozess: Die Fortuna hat mich einfach gepackt.
Wann haben Sie zum ersten Mal Ihren persönlichen Fangesang „Hamdi Dahmani – ham‘ die nicht!“ vernommen?
Das weiß ich leider nicht mehr genau. Aber den gibt es schon lange (lacht). Mittlerweile ist es mir im positiven Sinne auch ein bisschen unangenehm, ich sage dann: „Leute, hört bitte auf“. Aber natürlich ist dieser Spruch irgendwie Kult bei den Fans und zeugt von einer großen Wertschätzung für mich. Es gehört zu meiner Geschichte hier bei Fortuna und macht mich letztlich stolz.
Was war Ihr sportliches Highlight?
Die Aufstiegsspiele gegen Bayern München 2014. Die werden wir nie vergessen. Das Heimspiel im ausverkauften Südstadion, das wir gewinnen. Und dann dieses dramatische Rückspiel mit dem späten Tor. Das war der Wahnsinn. Aber auch in der Dritten Liga gab es natürlich Highlights. Zum Beispiel ein Eröffnungsspiel in Magdeburg, das wir gewinnen und wo ich ein Tor mache. An solche Momente denkt man gerne zurück.
Welche Entscheidung bereuen Sie am meisten? Vielleicht einen der Abschiede von der Fortuna?
Generell bereue ich meine Entscheidungen nicht. Ob sie letztlich richtig oder falsch waren, bemerkt man natürlich irgendwann. Aber ich würde nicht viel anders machen. Alle Entscheidungen haben mich dorthin geführt, wo ich heute bin. Ich konnte bei jedem Verein meine Spuren hinterlassen und bin heute noch überall gerne gesehen. Da bin ich stolz drauf.
Was ist der größte Unterschied zwischen der heutigen Fortuna und der von 2008?
Der Verein ist definitiv professioneller in seinen Strukturen geworden, ist dabei aber familiär geblieben. Dieser Schritt nach vorne war extrem wichtig, weil ein Verein, in dem Leistungssport betrieben wird, mit der Zeit gehen muss. Dass dieses familiäre Gefühl beibehalten werden konnte, ist beachtlich.
Ist sonst etwas gleich geblieben?
Die Umkleiden! Und die werden ja die nächsten Jahre auch leider so bleiben. Das ist natürlich ein Negativ-Punkt, ich habe es woanders mitbekommen, wie es aussehen kann. Andererseits, wenn man bei der Fortuna groß geworden ist, kennt man es nicht anders. Letztlich kommen wir aber irgendwie damit klar.
Ab 2024 werden Sie offiziell Co-Trainer der Regionalliga-Mannschaft. Ein offenbar recht spontaner Karriere-Schritt.
Ich habe jetzt meine B-Trainer-Lizenz absolviert und parallel eine Fußballschule aufgebaut. Ich war immer in Kontakt mit Matthias Mink, wir wollten uns mit Blick auf meine Zukunft und der Zeit nach der aktiven Karriere zusammensetzen. Ursprünglich im kommenden Jahr. Dann kamen der Anruf und die Frage, ob wir uns mal austauschen wollen, schon viel früher. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nicht mitbekommen, dass Thomas Kraus nach Wien wechselt.
Sie wussten nicht, dass es um den Co-Trainer-Posten geht?
Nein, zum Zeitpunkt des ersten Telefonats nicht. Vor dem Treffen habe ich dann die Meldung gelesen. Dann lag es natürlich irgendwie nahe.
Sie saßen bei den vergangenen beiden Spielen bereits auf der Bank und haben einige Trainingseinheiten begleitet.
Erst einmal habe ich richtig Bock auf den Job. Es ist eine Rolle, in der ich mich auch sehe. Für mich passt es wie die Faust aufs Auge. Die letzten Wochen waren enorm spannend, es gab enorm viel Input, viele Aufgaben – es hat mich etwas überrumpelt sogar. Was ein Stück weit normal ist, weil es ja eine Premiere für mich ist. Ich habe gemerkt: Okay Hamdi, du brauchst vielleicht ein bisschen. Aber wenn du einmal drin bist, ist es das, was du dir vorgestellt hast. Die beiden Spiele gegen Rödinghausen und den FC waren unglaublich intensiv. Natürlich bitter mit den frühen Gegentoren. Aber gerade gegen den FC haben die Jungs Moral und Charakter gezeigt, als wir das 0:3 ausgeglichen haben und fast noch gewonnen hätten.
Wie sind Fortunas Aussichten für 2024? Tabellenführer Bocholt ist kein Über-Team wie Münster oder Essen in den Vorjahren…
Für die Fortuna und gefühlt sechs andere Mannschaften ist noch alles drin. Man hört häufig: In diesem Jahr muss es doch passieren! Aber das denken sich viele ambitionierte Klubs. Ich glaube, dass es ein Fight bis zum Saisonende wird. Wir müssen bereit sein, um möglichst lange oben mit dabei zu sein.