Tim Torn Teutenberg hat gerade ein gelungenes Profi-Debüt für Lidl-Trek gefeiert. „Kölns Nachwuchssportler 2019“ spricht über seine Ziele.
Kölner Radsport-Hoffnung Tim Torn Teutenberg„Mein Ziel ist eine olympische Medaille in Los Angeles“
Hinter dem Kölner Radsportler Tim Torn Teutenberg liegt ein beeindruckendes Profi-Debüt. Der 22-Jährige vom Team Lidl-Trek überzeugte Ende Januar bei der sechstägigen Tour Down Under in Australien. Der Sprinter fuhr auf den ersten beiden Etappen zwei vierte Plätze ein und landete in der Sprintwertung zum Abschluss auf Rang fünf – nur einen Zähler hinter Phil Bauhaus. Für Teutenberg war es das erste World-Tour-Rennen überhaupt. Im Interview spricht er über seinen Sprung vom Nachwuchs- in den Profi-Bereich sowie Olympia in Los Angeles und die Tour de France.
Herr Teutenberg, Sie waren für einige Wochen in Australien. Konnten Sie das Land auch abseits des Sports ein bisschen genießen?
Ja, wir waren auch schon ein paar Tage früher in Australien, weil wir Freunde hier haben. Der Fokus liegt natürlich auf dem Radsport, aber ich kann die entspannte Atmosphäre hier auf jeden Fall genießen, die Natur, aber auch ein paar Events wie ein Cricket-Spiel.
Zum Jahreswechsel sind Sie aus dem Nachwuchs- ins Profi-Team von Lidl-Trek aufgestiegen. Was waren die größten Veränderungen?
Die Leute kennt man natürlich. Aber es ist alles nochmal eine Nummer größer, man kommt etwas mehr zur Verfügung gestellt – mehr Ausrüstung, mehr Klamotten. Bei Rennen gibt es jetzt nicht mehr nur einen Camper, in dem wir uns umziehen könne, wir haben jetzt einen großen Bus. Es war auch im Nachwuchsbereich schon gut, jetzt ist es alles noch einmal ein Level höher. Für dieses Jahr ist es mein Ziel, mich im Profi-Team zu etablieren.
Im Rahmen der Kölschen SportNacht wurden Sie zu „Kölns Nachwuchssportler 2019“ geehrt, damals für EM-Gold und WM-Silber im U-19-Bereich auf der Bahn. Wie würden Sie Ihre Karriere-Entwicklung seitdem beschreiben?
Ich würde sagen, dass es genauso verlaufen ist, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich kann mich nicht beschweren (lacht). Damals im Junioren-Bereich war ich an einem Punkt, an dem mir nicht so klar war, wo es eigentlich hingeht. Umso zufriedener bin ich mit dem, was ich jetzt erreicht habe.
Welche Rolle hat Köln in Ihrer Karriere gespielt?
Köln ist meine Heimat und wird es immer bleiben. Hier bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen, hier wohnt meine Familie. Ich kenne natürlich auch gute Strecken und war oft auf der Radrennbahn unterwegs. Rein sportlich war die Rolle der Stadt aber nicht so groß. Zum einen, weil der Radsport keine ortsgebundene Disziplin ist. Zum anderen hinkt Köln bei der Sportförderung hinterher. Da gibt es viele Städte, die weit voraus sind.
In diesem Jahr ist der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erstmals exklusiver Medienpartner der Kölschen SportNacht. Auf der Gala am 29. März in der Kölner Flora werden Kölns Sportler, Sportlerin und Mannschaft des Jahres ausgezeichnet. Geehrt wird zudem „Kölns Nachwuchsportler*in 2024“ – jene Auszeichnung, die auch Tim Torn Teutenberg erhalten hat. Voraussetzung für eine Nominierung ist, dass der Athlet oder die Athletin zwischen 16 und 21 Jahre alt ist (Stichtag 31. Dezember 2024), in Köln lebt, trainiert oder für einen Kölner Verein startet.
Kandidaten-Vorschläge können bis zum 23. Februar 2025 eingereicht werden. Den Bewerbungsbogen gibt es unter: www.sportlerwahl.koeln
Ein Gremium aus Vertreterinnen und Vertretern des Kölner Sports wählt „Kölns Nachwuchsportler*in 2024“. Der Gewinner erhält die Hälfte aus allen Einnahmen einer Verlosung auf der Gala am 29. März in der Kölner Flora, um seine sportliche Karriere voranzutreiben. (ckr)
Sie entstammen einer kleinen Radsport-Dynastie. Vater, Tante, Onkel und Schwester waren oder sind aktiv. Gab es überhaupt eine Möglichkeit, dass Sie etwas anderes machen?
Bei mir war es relativ schnell klar, dass ich Radprofi werden möchte. Das war schon mein Traum im Kindergarten. Ich habe noch relativ lange und viel Fußball nebenher gespielt, auch gar nicht so schlecht, dazu noch Leichtathletik. Aber im Radsport war ich einfach immer am besten, darum habe ich mich letztlich dafür entschieden. Es ist aber nicht so, dass wir Rad fahren mussten – meine Schwester hat erst mit 17 mit dem Radsport richtig angefangen.
Was sind – abgesehen von einem grundsätzlichen Talent – für einen jungen Radsportler die wichtigsten Voraussetzungen, um den Sprung in den Profibereich zu schaffen?
Disziplin und Fleiß sind auf jeden Fall wichtig, gerade in jungen Jahren. In der Schulzeit ist es natürlich verführerisch, oft mit seinen Freunden feiern zu gehen – aber das geht dann als Sportler nicht immer. Da muss man dann zurückstecken. Training, Ernährung, Schlaf. Man muss viele Dinge im Blick behalten.
Wann war Ihnen klar, dass Ihnen der Schritt vom Nachwuchs- zum Profifahrer gelingen würde?
Sicherheit hat man am Ende erst, wenn ein Vertrag unterschrieben ist. Aber nachdem 2024 sehr gut für mich begonnen hat, hatte ich diesen Vertrag schon fest im Auge.
2024 war ein beeindruckendes Jahr für Sie: Sieg bei der Nachwuchs-Version von Paris-Roubaix, Olympia-Start in Paris und WM-Gold in Kopenhagen mit Roger Kluge im Zweier-Mannschaftsfahren.
Auf jeden Fall, es war mein erfolgreichstes Jahr. Ein guter Start, eine gute Mitte, ein gutes Ende – es lief einfach. Die Olympia-Teilnahme war schon der Wahnsinn. Aber beim WM-Titel hast du tatsächlich auch etwas gewonnen. Darum war das für mich vielleicht das Highlight eines tollen Jahres.
Ein Traumziel ist eine olympische Medaille?
Ja, dann geht es nicht mehr viel besser. Das ist mein Ziel für Los Angeles 2028.
Sie feiern Erfolge auf der Bahn und auf der Straße. Wollen Sie langfristig beiden Disziplinen treubleiben? Oder müssen Sie sich spezialisieren?
Ich möchte mit beidem weitermachen. Ich denke, dass das Fahren auf der Bahn dem auf der Straße hilft und umgekehrt. Bislang war es für meine Teams immer okay, dass ich in beiden Disziplinen unterwegs bin. Daran hat sich Stand heute auch nichts geändert.
Neben Olympischen Spielen ist für Radsportler die Tour de France der große Traum.
Für jeden Radsportler ist es das Ziel, einmal bei der Tour de France an den Start zu gehen. Das gilt natürlich auch für mich. Noch ist die Tour für mich in weiter Ferne. Aber so in zwei, drei Jahren bekomme ich auch dort hoffentlich meine Chance.