Ibrahim Saglam hat in dieser Saison bereits 50 Tore erzielt. Damit ist er im Fußballkreis Köln in dieser Saison unerreicht.
Kölns bester TorschützeIbrahim Saglam, der treffsichere Straßenbaumeister aus Chorweiler
Ibrahim Saglam ist ein freundlicher Mann. Ein ruhiger Geselle, beinahe sanftmütig. Einer, der die leisen Töne mag. So scheint es jedenfalls. Eine völlig andere Seite offenbart der Vater von drei Söhnen indes auf dem Fußballplatz.
„Meine Spielweise ist eher brachial. Mit dem Kopf durch die Wand trifft es wohl am besten“, sagt er und lacht. Aber es funktioniert: Als erster Spieler im Fußballkreis Köln hat Saglam wenige Tage vor seinem 34. Geburtstag in der laufenden Saison die 50-Tore-Marke erreicht.
Seine Treffer erzielt er für Ditib Sport Chorweiler in der Kreisliga D. Einer Spielklasse, in der es Mannschaften gibt, die gänzlich auf Trainingseinheiten verzichten. Nicht etwa, weil sie bereits das gesamte Repertoire beherrschen würden. Im Gegenteil: Die Fehlerquote ist manchmal abenteuerlich.
Der Intensität der Darbietungen im Wettstreit um Tore und Punkte tut dies keinen Abbruch. Der Adrenalinpegel bewegt sich in der untersten aller Klassen nicht selten im Maximalbereich. Davon können leidgeprüfte Schiedsrichter ein Lied singen. Das ständige Gezeter um einen nicht gegebenen Einwurf erweckt mitunter den Eindruck, dass gerade ein WM-Finale kurz vor der Entscheidung stehe.
In diesem Punkt bleibt der in Gummersbach geborene Sohn türkischer Einwanderer allerdings seiner Alltagslinie treu. Das sei reine Zeit- und Ressourcenverschwendung, findet er. „Der Schiedsrichter entscheidet. Das ist zu akzeptieren. Ob es uns gefällt oder nicht. Das ganze Palaver führt doch in der Regel zu nichts“, sagt Saglam. Für ein Leverkusener Tiefbauunternehmen ist der Straßenbaumeister als Bauleiter tätig. Ein kühler Kopf dürfte auch hier eher von Nutzen sein.
Die Arbeit und seine Familie mit den drei Jungen im Alter von zwei bis zehn Jahren forderten ihren Tribut, berichtet der 33-Jährige. Auf seinen geliebten Ausgleich möchte er aber nicht verzichten, auch wenn er nicht zu jeder der zweimal in der Woche angesetzten Trainingseinheiten erscheinen kann.
Fußball und Zauberwürfel sind die Passion von Ibrahim Saglam
„Fußball ist meine Passion, genauso wie der Zauberwürfel“, verrät er. Der Zauberwürfel trat Mitte der 1970er Jahre seinen Siegeszug um die Welt an und wurde eines der meistverkauften Spielzeuge. „Ich stehe total auf Retro. Die 1960er Jahre wären für mich wohl die perfekte Zeit gewesen. Die Kleidung, die Musik und die Autos mit nicht so viel Technik. Das begeistert mich noch heute. Ich denke, ich wurde einfach ein paar Jahrzehnte zu spät geboren.“
„Umso wichtiger ist es, dass ich den Sport nicht schleifen lasse“, meint Saglam. Den finalen Schliff zur Aufrechterhaltung seiner physischen Präsenz hole er sich im Fitnessstudio. Auf der Jagd nach Toren ist das nicht zu übersehen. 90 Kilogramm sind auf einer Körperlänge von 1,82 Meter verteilt. Im Kampf um den Ball spielen ihm die ungleichen Kräfteverhältnisse durchaus in die Karten.
Ibrahim Saglam hofft auf 60 Saisontore
Entsprechend gelassen nimmt er es, wenn man den Mittelstürmer an die Kette legt, wie unlängst im siegreichen Spiel gegen Croatia Köln zu sehen war. Denn auch hier gingen drei der fünf Treffer auf sein Konto. Er habe gelernt, mit der ständigen Begleitung auf dem Spielfeld umzugehen. „Das ist Teil des Spiels. Und ein bisschen Widerstand tut doch gut.“
Mit 50 Treffern hat er fast exakt 50 Prozent aller Ditib-Tore (99) erzielt. Der Aufstieg ist möglich. Fertig sei er damit noch nicht: „Wir haben ja noch ein paar Spiele. 60 sollte es also am Saisonende schon sein.“