Vor Anpfiff des Amateurduells mussten einige Widrigkeiten beseitigt werden. Einer der Übeltäter: Ein Maulwurf.
Kurioses 4:4 in Kölns Kreisliga C2Roggendorfs erfolgreicher Kampf gegen Maulwurfshügel und flinke Wahner
Im äußersten Kölner Norden ist die Zeit irgendwann stehengeblieben. Nahezu alles erinnert an das vergangene Jahrtausend. Ein im entlegensten Winkel des weitläufigen Geländes abgestellter Anhänger, wohl aus bäuerlichem Bestand, wird vermutlich seit geraumer Zeit nicht mehr bewegt. Dass die Zufahrt zur städtischen Sportanlage an der Sinnersdorfer Straße 196 eine Sackgasse ist, passt ins Bild. Hier ist der SSV Roggendorf/Thenhoven zu Hause.
Direkt an der Autobahn 57 gelegen, ist einem die ständige Beschallung sicher. Nach ein paar Minuten verfliegt die Geräuschkulisse auf wundersame Weise. Wenn der Ball rollt, übernehmen die Kommandos das Kommando. Denn auch über 100 Jahre nach seiner Gründung wird im Spiel- und Sportverein Roggendorf/Thenhoven Fußball gespielt. Auf frisch gemähtem Rasen, mit viel Leidenschaft und einem Haufen Gegentoren.
4:4 für Wahn-Grengel II wie eine Niederlage
In der Kreisliga C2 stand am vergangenen Wochenende der 21. Spieltag an. Der Tabellenvierte Spielvereinigung Wahn-Grengel II hatte sich auf den Weg gemacht, um in Roggendorf die nächsten Punkte einzufahren. Was mit spielerischer Leichtigkeit begann, endete mit einem Nachmittag zum Vergessen. Zumindest für die Mannschaft aus der Wahner Heide. Der 4:4 (2:2)-Endstand dürfte sich für das spielerisch tonangebende Team für eine Niederlage angefühlt haben.
Bevor es losgehen konnte, bestand noch leichter Justierungsbedarf. Und Schiedsrichter Marc David Bach packte mit an. Gemeinsam mit Wahns Kapitän Sadun Wali ging der Unparteiische zur Eckfahne, um einige Roggendorfer Maulwurfshügel auf Höhe der Rasenfläche anzupassen und damit eine latente Verletzungsgefahr zu bannen. Aus der Ferne glich das Ganze einem Tänzchen an der Eckfahne.
Schiedsrichter pfeift Spiel früher als geplant an
Dem Anpfiff stand fast nichts mehr im Weg. Doch hatten die im klassischen BVB-Look gewandeten Wahner den schwarz-gelben Kölner Referee als zwölften Mann auf ihrer Seite. Schnell wurden die gelben Jerseys gegen schwarze getauscht. Alles ging wahnsinnig schnell. Bereits um 12.54 Uhr blies Bach in die Pfeife. Sechs Minuten vor dem geplanten Anpfiff. Im Amateurfußball die absolute Ausnahme. Bei 11 Grad Celsius waren die Thermoskannen der Wahner Belegschaft längst in Position gebracht. Die gefühlte Temperatur fühlte sich an diesem tristen Sonntagmittag deutlich niedriger an.
Roggendorf begann schwungvoll. Wenige Augenblicke waren gespielt, als Ricardo Reinhard mit einem fabelhaften Zuspiel Jerry Reinhardt fand, dessen erster und leider auch zweiter Ballkontakt misslang. Die erste gute Gelegenheit hatten die Roggendorfer leichtfertig vertan. Schnell wurde deutlich, dass ohne Reinhard, schmächtig von Statur, aber im Dribbling zirkusreif unterwegs, an diesem Tag kein Weg vorbeiführen würde. Der Amateur-Stürmer hatte sich kürzlich sogar dem 1. FC Köln und Steffen Baumgart angeboten.
Wirbelnde Wahner Offensive
Wahn hingegen war deutlich breiter aufgestellt. Die Offensivabteilung sprühte vor Spielfreude. Wenn der Circus Roncalli über Talentscouts verfügen würde, wären sie hier vermutlich fündig geworden. Nauzad Abd Ali (11.) und Basel Hamood Bashar (17.) wissen allerdings auch, wo das Tor steht und brachten Wahn schnell in Führung. Ricardo Reinhard (23.) und Pascal Heinen (41.), vorausgegangen war ein Foulspiel an Reinhard, sorgten überraschend für den 2:2-Pausenstand und das anschließende Donnerwetter in der Wahner Kabine.
Die Halbzeitansprache von Alawi Abd Ali, Trainer der Wahner, glich einem Feuerwerk, laut und nicht enden wollend. Auch, weil irgendwie jeder seinen Beitrag leisten durfte. Viel ging dabei durcheinander. Schiedsrichter Bach stritt dabei erneut zur Tat und musste die Wahner auf die limitierte Halbzeitpause hinweisen.
Ricardo Reinhard, Bewegungstalent aus Roggendorf
Das Spektakel setzte sich nahtlos fort. Nauzad Abd Ali (55.) und Sadun Wali (59.) erhöhten schnell für das an Toren gemessen zweitbeste Team der Liga. Eingefahren war der Sieg damit aber noch längst nicht. Wieder stieß das Bewegungstalent Reinhard (74.) zu, ehe der drei Minuten zuvor eingewechselte Salvatore Santamaria (84.), der Spieler mit der Trikotnummer 99 und offenbar der Mann für besondere Momente, die Wahner Defensivkünstler aus allen Träumen riss.