Philipp und Hendrik Graf spielen für die DJK Südwest in der Bezirksliga – zwischen die Zwillingsbrüder passt kein Blatt Papier.
AmateurfußballKölns torgefährlichste Zwillinge treffen auch in der Bezirksliga nach Belieben
Philipp und Hendrik Graf sind eineiige Zwillinge. Eine optische Trennung ist kaum möglich. Und es gibt beinahe nichts, was sie nicht gemeinsam unternehmen. Diese Verbindung eint die 24-Jährigen aus dem Agnesviertel in besonderer Weise. Beide vertrauen einander. Auf und neben dem Fußballplatz. Dieses blinde Verständnis hinterlässt Spuren. Kein Brüderpaar trifft häufiger. In der Stadt Köln nicht und wohl auch darüber hinaus.
Herr Graf, Sie haben fünf Minuten vor ihrem Bruder Hendrik das Licht der Welt erblickt. Beim Toreschießen hat er die Nase vorn. Ist der Familienfrieden gefährdet?
Philipp Graf: Es ist der blanke Horror (lacht). Spaß beiseite: natürlich nicht. Wir haben gemeinsame Ziele und dann ist es nicht von entscheidender Bedeutung, wer die Hauptrolle einnimmt. Viel wichtiger ist es doch, dass der Film ein Happyend hat (schmunzelt).
Klingt beinahe weise. Herr Graf, der Jüngere, würden Sie das unterschreiben?
Hendrik Graf: Aus Philipps Sicht könnte man es nicht besser formulieren (lacht). Aber mal im Ernst: Ich denke, er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Zauberwort heißt Miteinander. Wenn dann noch diese totale Verlässlichkeit und dieses uneingeschränkte Vertrauen spürbar ist, können wir Dinge erreichen, von denen mal als Einzelgänger wohl nur träumen kann.
Hendrik steht bei 13 Saisontoren, Sie haben bislang neunmal getroffen. Demgegenüber stehen sensationelle 18 Torvorlagen. Mit nur sieben Assists schwächelt Ihr kleiner Bruder etwas.
Philipp Graf: Endlich mal einer, der ein bisschen genauer hinschaut (lacht). Das ist es vielleicht, was uns auszeichnet. Der besser postierte bekommt den Ball. Wenn es dann sein muss und der Sache dient, lege ich ihn auch auf der Torlinie nochmal quer. In Schönheit zu sterben, ist nicht so unser Ding.
Zu den Personen: Philipp und Hendrik Graf sind mit der DJK Südwest Köln im vergangenen Sommer in die Bezirksliga aufgestiegen. Aus 14 Meisterschaftsspielen stehen sieben Siege, fünf Unentschieden und nur zwei Niederlagen zu Buche. Gemeinsam kommen die Graf-Zwillinge bereits jetzt auf 47 Scorerpunkte und belegen den vierten Tabellenplatz. Mit einem Sieg im Nachholspiel beim FC Rheinsüd (4. Februar, 15.15 Uhr) ist sogar die Tabellenführung möglich. Hendrik führt die Torjägerliste mit 13 Treffern gemeinsam mit David Meyes (Rheindorfer Nord) an. Serhat Özdemir (10/Altenberg) folgt. Philipp (9 Tore) steht gemeinsam mit Berkan Durdu (Jan Wellem) und Jannik Eßer (Rheinsüd) auf dem geteilten vierten Rang. Hendrik und Philipp Graf absolvieren ein Lehramtsstudium.
Das hat schon in der vergangenen Saison ziemlich gut funktioniert, als sie die Kreisliga A beherrscht haben.
Hendrik Graf: Unsere Mannschaft ist deutlich mehr als die Graf-Zwillinge. Das ist jedem klar. Wir stehen kompakt, machen viele Meter und treten erwachsen und seriös auf. Wir funktionieren als eingespielte Einheit und sind aus meiner Sicht mehr als nur eine Fußballmannschaft. Ich würde uns eher als Familie beschreiben. Wir sind schon ein krass eingeschworener Haufen. Uns haut so schnell nichts um.
Wie sehr wird der innere Frieden von außen gestört?
Philipp Graf: Nullkomma null, würde ich sagen. Wir sind da recht klar und wissen alle, was wir einander haben. Natürlich gibt es schon Abwerbeversuche. Dem können wir allerdings standhalten. Ich denke, niemand von uns ist in Sachen Fußball monetär getrieben.
Mögliche Neuverpflichtungen könnte dies irritieren.
Hendrik Graf: Das tut es wohl auch. Aber wir sind hier sozusagen in der „eurofreien Zone“. Das sollte jedem klar sein, wenn er mit dem Gedanken spielt, an den Militärring (Spielstätte der DJK Südwest; d. Red.) zu wechseln.
Als Aufsteiger ohne entscheidende Kaderkorrekturen stehen sie mit der DJK Südwest Köln in der Bezirksliga 1 auf dem vierten Tabellenplatz. Alles scheint möglich. Was denken Sie?
Philipp Graf: Wir haben die für uns neue Liga gut angenommen. Haben unser Spiel, da wo es nötig erschien, angepasst und die richtigen Schlüsse gezogen. Auf der anderen stehen meistens die besseren Zocker. Aber am Ende muss es für uns funktionieren. Zudem hatten wir nach dem 3:1-Sieg beim aktuellen Tabellenführer Marialinden vom Start weg ein gutes Gefühl und haben schon etwas Druck rausgenommen. Wir sind optimistisch, dass wir weiterhin eine gute Runde spielen können. Auch wenn die Zeiten mit 70 Prozent und mehr an Ballbesitz der Vergangenheit angehören (lacht).
Hendrik Graf: Wir waren eigentlich in jedem Spiel wettbewerbsfähig und können mit fast jedem Gegner mithalten. Die Ballbesitzquote ist schon mal ein trügerischer Faktor. Nichts zu bestellen, so ehrlich muss man sein, waren wir aber im Heimspiel gegen Schönenbach. Aber wir haben noch viel Zeit, um uns zu entwickeln.
Gemeinsam kommen Sie auf 47 Scorerpunkte. Wenn man die 46 Tore Ihres Teams zugrunde legt, ist das schon ein fast beängstigender Wert.
Philipp Graf: Keiner von uns schiebt irgendwelche Extraschichten. Das mal vorweg. Aber wir haben alle total Bock auf diese Liga, sind fokussiert und bei allem Spaß, mit der größtmöglichen Ernsthaftigkeit bei der Sache. Sven Henke (DJK-Trainer; d. Red.) bereitet uns außerdem perfekt auf die Spiele vor. Und samstags fällt die Party für jeden von uns grundsätzlich ins Wasser (lacht).
Hendrik: Dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen (lacht).