Beim KSK-Team Köln können die Wildwasser-Talente Enno Roggenbrodt und Annika Eikelmann ihrer Leidenschaft nachgehen.
KSK-TeamWie Köln-Deutz zu einem Zentrum für den Wildwasserrennsport wurde
Im Herzen Kölns, direkt an der Deutzer Brücke, leben die beiden 16-jährigen Enno Roggenbrodt und Annika Eikelmann ihre Leidenschaft aus: den Wildwasserrennsport. Darauf gekommen waren sie durch Freunde, ihre sportliche Heimat fanden die beiden Teenager schließlich bei den Kanusportfreunden Köln (KSK-Team Köln) in Deutz. Der 1974 gegründete Verein mit rund 170 Mitgliedern hat sich, laut dem Vereinsvorsitzenden Martin Koebe, zu einem Zentrum für begeisterte Wildwasserkanuten aus der Region entwickelt.
Für Enno bietet das KSK-Team die perfekte Umgebung, um sich weiterzuentwickeln. „Ich bin im Wildwasserrennsport aufgewachsen“, erklärt er. Der Kanu-Sport verlangt höchste Präzision und technisches Geschick, da die Athleten wildwasserartige Strecken mit Strömungen, Untiefen und Hindernissen in kürzester Zeit bewältigen müssen. Es ist entscheidend, die optimale Linie durch die Strömung zu finden und präzise zu navigieren.
Leicht zu verwechseln ist der nicht-olympische Wildwasserrennsport mit der olympischen Disziplin Kanuslalom, in der deutsche Athleten in der jüngeren Vergangenheit große Erfolge feiern konnten. Während beim Kanuslalom die Sportler durch Tore in einem künstlichen Kanal manövrieren und dabei höchste Präzision zeigen müssen, geht es beim Wildwasserkanu um die schnelle und effiziente Navigation auf einer natürlichen Strecke, deren Strömungen und Hindernisse oft unvorhersehbar sind.
Die Eifel bietet gute Wildwasser-Bedingungen
Der Rhein bietet keine klassischen Wildwasserbedingungen, doch für das Training der Athleten ist er ideal – insbesondere für Kraft und Ausdauer, die gerade in der Wintervorbereitung zentral sind. Gute Wildwasserbedingungen finden die Sportlerinnen und Sportler in die Eifel – zum Beispiel in Monschau, wo Mitte März auf der Ruhr ein internationales Wildwasserrennen ausgetragen wird. Bei Hochwasser nutzen sie zudem Flüsse im Bergischen Land. Anspruchsvollere Strecken bieten die Alpen oder die Ardèche in Frankreich.
Im Wildwasserrennsport gibt es für die Kanuten zwei Renntypen: den Sprint und die Classic-Distanz. Während der Sprint maximale Geschwindigkeit und präzise Technik erfordert, verlangt die Classic-Distanz über 15 bis 20 Minuten eine konstante Leistung und sichere Steuerung. Annika erinnert sich gut an ihren ersten Classic-Wettkampf, bei dem sie die Ranglisten anführte – ein Moment voller Freude und Erleichterung.
Neben den Einzel- gibt es auch Team-Events. Auch Mannschaftswettbewerbe spielen eine zentrale Rolle, bei denen die Teamtaktik entscheidend ist. Bei der Wildwasserabfahrt-Europameisterschaft 2024 in Dallenwil (Schweiz) sicherte sich das deutsche Team im C1-Mannschaftswettbewerb (drei Personen) die Bronzemedaille – mit Enno Schmidt als einem der erfolgreichen Athleten.
Für den Erfolg ist das richtige Equipment unerlässlich. Ein Boot, das den Anforderungen gerecht wird, kann bis zu 2800 Euro kosten. Ein qualitativ hochwertiges Paddel schlägt mit etwa 500 Euro zu Buche – der Ritt übers wilde Wasser ist kein günstiger Sport. Neben dem Material ist die mentale Stärke entscheidend. „Man sollte keine Angst vor dem Wasser haben“, betont Enno. Neueinsteiger werden langsam an stärkere Strömungen herangeführt. Denn bis die richtige Technik erlernt ist, dauert es eine Weile. Klubchef Koebe erklärt: „Alle Athleten fangen klein an. Man startet in einem wendigen Boot und lernt die Grundübungen.“
Die Sportlerinnen und Sportler trainieren bis zu sechsmal pro Woche auf dem Wasser, ergänzt durch Laufeinheiten. Für Enno und Annika stehen trotz Kälte und winterlichen Witterungsbedingungen noch Wettbewerbe auf dem Programm: Anfang Dezember in Rheine, im neuen Jahr in Essen (18. Januar) und Venlo (15. Februar).