Der Kölner Leichtathletik-Verein hat sich im Herbst auf eine große „Einkaufstour“ begeben.
LeichtathletikCologne Athletics sind „im Konzert der Großen angekommen“
Eine Sache haben die Cologne Athletics dem 1. FC Köln aktuell voraus. Während dem Fußball-Bundesligisten eine Transfersperre bis Sommer 2024 auferlegt wurde, begab sich der Leichtathletik-Verein unlängst auf große „Einkaufstour“: 37 Athleten überzeugte man innerhalb der Wechselfrist (1. Oktober bis 30. November) von einem Startrechttausch zum 1. Januar 2024. Auch die Trainer-Crew wächst. Eine Übersicht der Zugänge.
Die „Königstransfers“: Dass sich Dreispringerin Jessie Maduka (27, TV Wattenscheid) und Sprint-Ass Tiffany Eidner (26, aus Chemnitz) für die CA entschieden, wertet Vorsitzender und Sponsor Claus Dethloff als „gutes Zeichen. Offenbar sind wir im Konzert der Großen angekommen.“
Maduka hat eine langwierige Knieverletzung überwunden und blickt nach einem erfolgreichen Trainingslager auf La Palma (Kanaren) voller Zuversicht auf 2024. Auf das Jahr der Olympischen Spiele. „Jessie will nach Paris – und sie hat das Zeug dazu“, sagt Sportchefin Veronika Theill über die Deutsche Hallen-Meisterin von 2022. Auch (die weiter von Heimtrainer Falk Balzer betreute) Eidner schielt auf eine Olympia-Teilnahme, nämlich mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel.
Benzin und Co.: In der Frauen-Klasse verbuchen die CA fünf weitere Zugänge. 200-Meter-Spezialistin Lea Sophie Benzin (24, LG Olympia Dortmund) darf sich laut Theill „berechtigte Hoffnung auf ein EM-Ticket“ (2024 in Rom) machen. Mit Paula Grauvogel (20) und Abigail Adjei (26) kommen zwei Hürdensprinterinnen aus dem Saarland, die bei den nationalen Titelkämpfen um eine Medaille mitmischen wollen.
Lisa Hofrichter (24, LT DSHS Köln) und Neo Kuß (27, LC Paderborn) ergänzen die Sprintstaffel. Letzterer darf als Transmann auch weiterhin in der Frauen-Klasse (als Alina Kuß) antreten, da er bis heute keine Hormone nimmt.
Die Youngsters: Luis Gonzalez-Diaz (18) vom LAZ Rhein-Sieg stockt das ohnehin schon hochkarätig besetzte U-20-Sprintteam der Cologne Athletics auf. Ebenfalls neu dabei: Hammerwerfer Simon Delzepich (18) vom TSV Bayer Leverkusen.
Trainer im Hauptamt: Nach dem Aufbau diverser Vereins- und Schulkooperationen haben die CA die nächste Offensive gestartet, nämlich auf dem Trainermarkt. Seit September betreut Sven Timmermann die U-16-Talente und Top-Athletinnen. Der 49-Jährige ist ebenso hauptamtlich angestellt wie Nachwuchscoach Jonas Hochstrate (25), der derzeit im Leistungsbereich hospitiert. „Wir stemmen das aus eigener Kraft“, sagt Dethloff angesichts eines Jahresumsatzes von 180.000 Euro. 2024 sollen es sogar 300.000 Euro werden.
„Auch in der Leichtathletik ist unternehmerisches Denken gefragt“, findet Dethloff. Um Spitzenathleten hervorzubringen, müssten sich Vereine vom reinen Ehrenamt verabschieden und vermehrt auf „qualifizierte Trainer und ganzheitliche Konzepte bauen“. Nicht zuletzt zum Schutz von Athleten, die verletzungs- oder formbedingt vorübergehend aus dem Bundes- oder Landeskader gestrichen würden.
Das Weltklasse-Duo: Mit dem Ex-Hammerwerfer und zweifachen WM-Teilnehmer Sergej Litvinov (37) sowie dem deutschen Dreisprung-Rekordhalter Ralf Jaros (58) holten die Cologne Athletics geballte Erfahrung in die Trainer-Crew. Letzterer soll nicht nur Maduka nach Paris führen, sondern auch ein altersklassenübergreifendes CA-Talentteam für den Horizontalsprung aufbauen. In Düsseldorf wohlgemerkt.