Die Schweizerin stand lange beim FC unter Vertrag und spielte eine Saison für Bayer 04. Im Interview spricht sie über das Derby am Freitag und ihre TV-Karriere.
TV-Expertin und Ex-Spielerin Rachel Rinast„Beim 1. FC Köln entwickelt sich einiges“
Sie trug viele Jahre lang das Trikot des 1. FC Köln, spielte zwischendurch auch eine Saison für Bayer 04 Leverkusen. Inzwischen ist die Schweizerin Rachel Rinast eine der beliebtesten deutschsprachigen TV-Expertinnen. Im Interview spricht sie über das rheinische Bundesliga-Derby ihrer Ex-Klubs am Freitagabend (18.30 Uhr, Franz-Kremer-Stadion).
Frau Rinast, wie sehr fiebert man als Spielerin dem rheinischen Derby in der Bundesliga entgegen?
Das ist immer etwas ganz Besonderes, egal ob bei den Männern oder Frauen. Das ist das hitzigste Spiel der Saison. (lacht)
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War der 4:3-Erfolg mit dem FC im November 2021 in Leverkusen nach dem Wiederaufstieg Ihr schönstes Derby?
Das Derby war unfassbar und sicher mein schönstes, weil ich da auch zwei Vorlagen gegeben habe. Das war eines der schönsten Spiele überhaupt, das ich für den 1. FC Köln bestritten habe.
Auf der anderen Seite waren Sie auch bei der 1:3-Niederlage ein Jahr zuvor dabei, die den Abstieg aus der Bundesliga so gut wie besiegelte, während Leverkusen sich rettete. Wie haben Sie den Tag damals erlebt?
Daran erinnere ich mich zugegebenermaßen gar nicht mehr so gut. Das hat uns auch nicht den Klassenerhalt gekostet, sondern das Spiel gegen Duisburg schon zuvor, als wir in der Nachspielzeit das Gegentor zum 1:1 bekommen haben.
Zur Person: Rachel Rinast, geboren am 2. Juni 1991 in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein), hat eine Schweizer Mutter und einen deutschen Vater. Sie stand insgesamt dreimal beim FC unter Vertrag (2010 - 2012, 2013 - 2016 und 2019 - 2022), spielte 2016/17 für Bayer 04 und absolvierte 48 Länderspiele für die Schweiz. Inzwischen ist sie beim FC St. Pauli in der Regionalliga aktiv und begleitet als TV-Expertin für diverse Sender u.a. die Schweizer Frauen-Nationalmannschaft und die DFB-U-21. Zusammen mit dem Sportjournalisten Tobias Holtkamp veröffentlicht Rinast den Podcast „Neues vom Fußball“. (red)
Ihre Zeit in Leverkusen liegt schon einige Jahre zurück. 2016/17 spielte der FC in der Zweiten Liga, deswegen gab es kein Derby. Mit welchen Erinnerungen denken Sie an Ihre Saison in Leverkusen zurück?
Dass es kein Derby gab, war auch einer der Gründe, warum ich überhaupt nach Leverkusen gewechselt bin, nachdem der FC abgestiegen ist. Die Saison war wichtig für mich, um mich in der Ersten Liga zu zeigen, weil 2017 die EM in den Niederlanden anstand. Der Wechsel ist mir nicht einfach gefallen, weil mein Herz rut und wiess ist. Ich wollte auch nicht aus Köln wegziehen. Das Jahr war mit das schwerste meiner Karriere. Wir sind abgestiegen, obwohl es niemals hätte dazu kommen dürfen.
Wie unterscheiden sich die beiden Vereine Ihrer Wahrnehmung nach im Frauenfußball-Bereich?
In Leverkusen waren die Strukturen schon zu meiner Zeit sehr professionell. Ich habe aus Leverkusen bisher fast nur positive Rückmeldungen gehört. In Köln entwickelt sich in den letzten Jahren auch einiges. Es wird darauf geachtet, professionellere Strukturen aufzubauen.
Der FC kann mit einem Heimsieg in der Tabelle an Leverkusen vorbeiziehen. Ist eine Wachablösung am Rhein in dieser Saison bereits denkbar und was trauen Sie Köln grundsätzlich in dieser Spielzeit zu?
Das wäre eine schöne Momentaufnahme. Ein richtiges Fazit kann man aber frühestens in der Winterpause ziehen. Dem FC traue ich den Klassenerhalt zu, was mich auch freuen würde.
Die Zuschauer erleben Sie derzeit regelmäßig als TV-Expertin. Zudem wechselten Sie aus der ersten Schweizer Spielklasse in die Regionalliga Nord zum FC St. Pauli. Verschieben sich bei Ihnen die Präferenzen?
Ich bin beim Schweizer Fernsehen exklusiv als Expertin für die Nationalmannschaft der Frauen und die Erste Liga der Männer tätig. Zudem bin ich Expertin für die deutsche U21 der Männer bei „Ran“ und war dort im Sommer auch bei der EM dabei. Bei Dazn bin ich Expertin für die Frauen-Bundesliga und arbeite gelegentlich auch für Sky. Das ist definitiv mein neues Tätigkeitsfeld.
War dies auch ein Grund, warum Sie den 1. FC Köln im Sommer 2022 verlassen haben?
Ich wäre gerne noch beim FC geblieben, allerdings gab es klare Differenzen. Die Vereinsseite wollte nur Spielerinnen, die sich komplett auf das Fußballspielen fokussieren. Ich wollte aber auch meine Zeit nach der Karriere vorbereiten, deswegen hat es nicht gepasst. Das läuft mittlerweile für mich ganz gut, deswegen wäre es nicht annähernd denkbar, dass ich noch in der Bundesliga spiele und parallel Spiele kommentiere.
Eine Bundesliga-Rückkehr für Sie als Spielerin ist also definitiv ausgeschlossen? Bei Ihnen in der Nachbarschaft klopft der HSV beispielsweise derzeit ans Tor der Bundesliga…
Ich habe mich dafür entschieden, meine Profi-Karriere zu beenden, auch wenn ich immer noch topfit bin. Ich habe auch keine Lust mehr auf diesen Rhythmus als Spielerin. Ich habe Lust auf das neue Leben, das sich für mich gerade entwickelt. Der HSV wäre für mich als St.-Pauli-Fan ohnehin keine Option. (lacht)
Sie haben während Ihrer Zeit in Köln zuletzt auch Ihre Trainer-Ausbildung fortgesetzt, hospitierten seinerzeit bei der männlichen U21 in der Regionalliga West. Wann sehen wir denn die Trainerin Rachel Rinast in der Bundesliga an der Seitenlinie?
Ich hätte auf den Trainer-Job total Lust und könnte mir den entsprechenden Werdegang gut vorstellen. Allerdings wäre ich dann wieder in genau den Strukturen, aus denen ich gerade bewusst rausgegangen bin, um Abstand zu gewinnen. Für die Bundesliga müsste ich auch erst einmal noch die A-Lizenz erwerben.
Wer gewinnt das Derby am Freitagabend?
Es wird ein heißumkämpftes Spiel. Ich könnte mir gut vorstellen, dass beide Teams sich die Punkte teilen werden.