Der Mittelrheinliga-Fußballer war einst ein großes Talent. Doch ein Tritt veränderte sein Leben nachhaltig.
Über den FC Chelsea nach Köln-PeschWie ein übles Foul die Karriere von Kaan Akca prägte
Wer am Sonntag ab 16 Uhr auf der Helmut-Kusserow-Sportanlage an der Escher Straße das Fußballspiel zwischen dem FC Pesch und der Spvg Frechen 20 anschaut, kann live erleben, dass in der Mittelrheinliga schon lange nicht mehr Freizeitkicker dem Ball nachjagen.
Neben den finanziellen Rahmenbedingungen und dem Trainingsaufwand hat auch die Zahl ehemaliger Profis zugenommen, die in der höchsten Amateurklasse aktiv sind. Selbst ein „Dorfverein“ wie der FC Pesch, der um den Klassenerhalt spielt, hat in Sevdail Selmani und Kaan Akca zwei frühere Berufsfußballer im Kader.
Schwere Verletzung beendete Kaan Akcas Bilderbuchkarriere
Während der 34 Jahre alte Selmani unter anderem bei Arminia Bielefeld und Borussia Dortmund II Station machte, ist im Fall Akca der Lebenslauf noch um eine Attraktion reicher, denn der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde unter anderem ein Jahr lang beim FC Chelsea ausgebildet. Erst eine schwere Verletzung beendete seine Bilderbuchkarriere.
„Ich kenne viele Weggefährten von Kaan und die sagen, er war in Deutschland einer der besten seines Jahrgangs“, sagt der Pescher Trainer Ali Meybodi. Nicht nur die technischen Fähigkeiten und die ausgefeilte Schusstechnik bei Freistößen seien absolute Spitzenklasse. Auch der immer ruhige und empathische Auftritt ohne Arroganz, der variable Einsatz und das gute Auge zeichnen Akca nach Ansicht seines Trainers in besonderem Maße aus.
Der in Köln geborene Akca ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass außergewöhnliches Talent allein nicht für eine Profikarriere reicht. Glück, uneigennützige Förderer zum richtigen Zeitpunkt und vor allem Gesundheit sind mindestens genauso wichtig.
Tritt von hinten in die Achillessehne
Nach dem Profivertrag bei Fortuna Düsseldorf zog sich Akca in der Vorbereitung eine Verletzung zu, die die Karriere stoppte und bis heute im Kopf verankert ist. „Beim freien Lauf auf das gegnerische Tor hat mir ein Abwehrspieler von hinten in die Achillessehne getreten“, erinnert sich Akca noch regelmäßig an diesen schicksalhaften Moment in seinem Leben. Es folgten vier Monate auf Krücken und insgesamt ein Jahr Pause.
Ein Knochenödem sorgt auch heute noch bei starker Belastung für Schmerzen. Nach einem Neuanfang bei Düsseldorf II und dem Oberligisten FSV Duisburg wurde es nicht besser, so dass Akca seinen Traum vom Profifußball begraben musste.
Kaan Akca hat das Café „GoldenCake“ auf der Dürener Straße eröffnet
„Ich spiele jetzt in Pesch, weil ich in Heimersdorf zuhause bin, nur fünf Minuten bis zum Platz brauche und ohne jeden Druck jederzeit kürzer treten kann“, erzählt Akca. Er habe sich als Familienvater im Leben inzwischen andere Ziele gesetzt und beruflich mit der Eröffnung des „GoldenCake“ umorientiert.
„Ich habe schon gutes Geld verdient und mir mit dem Café auf der Dürener Straße einen Traum erfüllen können“, sagt Akca. Deshalb sei der Profifußball nur noch eine schöne Erinnerung und leckere Törtchen die Zukunft.
Angefangen habe alles mit vier Jahren beim CFB Ford Niehl. Mit fünf war er in der Talentschmiede von Bayer 04 Leverkusen und fiel bei Hallenturnieren den damals schon allgegenwärtigen Scouts der Bundesligisten auf. Nach acht Jahren am Kurtekotten mit täglichem Training klingelte bei der Familie in Heimersdorf erstmals ein Scout des FC Liverpool an der Tür.
FC Pesch kämpft in der Mittelrheinliga um den Klassenerhalt
Durch weitere Kontakte auf internationalen Turnieren erfolgte mit 14 Jahren der nächste Schritt zum FC Chelsea. „Mein Vater ist so oft er konnte nach London gependelt, aber trotz einer netten Gastfamilie hatte ich großes Heimweh“, gesteht Akca den Grund für seine Rückkehr von der Insel. Bei Fortuna Düsseldorf durchlief er anschließend alle Altersklassen und zog sich die erwähnte Verletzung just in dem Moment zu, als er sich am Ziel glaubte.
Den Spaß am Fußball kann er aber in Pesch ausleben. Die Pokalhöhepunkte gegen Fortuna Köln, den Bonner SV und Alemannia Aachen sind es nicht allein, die ihn dort jetzt schon vier Jahre an den Klub im Kölner Norden binden. „Hier ist einfach ein toller Zusammenhalt und der Vorsitzende ist auch der Pizzabäcker. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Kader die nötige Qualität hat und wir den Klassenerhalt schaffen“, sagt Akca.