Der Regionalligist gewinnt am Luftwaffenstützpunkt in Porz-Wahn 6:0. Oberstabsfeldwebel Olaf Bahne ist unzufrieden.
Ungewöhnliches TestspielFortuna Köln bezwingt die Bundeswehr
Regnerisch und kalt war es am Sportplatz des Luftwaffenstützpunktes in Porz-Wahn. Kampfjets und zivile Flugzeuge sorgten am Donnerstag mit lauten Startgeräuschen für immer wieder abschweifende Blicke bei den anwesenden Soldaten, die sich jedoch schnell wieder dem Geschehen auf dem Platz widmeten.
In ungewöhnlichem Ambiente trat der SC Fortuna Köln zum Freundschaftsspiel gegen die Deutsche Nationalmannschaft der Bundeswehr an, wobei sich der Regionalligist 6:0 durchsetzte. Die Tore erzielten Henri Matter (2), Hendrik Mittelstädt (2), Danny Breitfelder und Stipe Batarilo. „Ich weiß, was die Mannschaft grundsätzlich kann, daher war es enttäuschend. Ich hätte Matthias (Mink, Trainer der Fortuna, d. Red.) gerne einen stärkeren Gegner präsentiert. Wir wollten anders aus der Halbzeit kommen, haben aber schnell zwei Gegentore kassiert“, resümiert Oberstabsfeldwebel Olaf Bahne, Coach der Bundeswehr-Auswahl, selbstkritisch.
Olaf Bahne trainiert die Bundeswehr-Nationalmannschaft seit zehn Jahren
Das Team des Unteroffiziers, der seit zehn Jahren Trainer und seit 18 Jahren Teammanager der Nationalelf ist, befand sich aufgrund eines Sichtungslehrgangs in der Kaserne von Siegburg. Ziel war es auch, neue Talente für die 25-köpfige Nationalmannschaft zu identifizieren. Der Auswahlprozess ist anspruchsvoll: „Alle Bewerber müssen Verbandsliga-Niveau vorweisen. Wir wissen logischerweise aber nicht, wer alles neu in der Bundeswehr ist. Über Ansprechpartner in den Kasernen und Mund-zu-Mund-Propaganda erstellen wir eine Liste. Kurz vor dem Sichtungslager selektieren wir nach Leistungsniveau, sodass wir nur die Besten einladen“, erklärt Bahne den Weg in die Mannschaft. Anders als viele andere Länder, die noch eine Wehrpflicht haben, greift die deutsche Auswahl auf freiwillig dienende Soldaten zurück.
Dies erschwere die Talentsuche, wie Bahne einräumt: „Bei der WM 2017 haben wir das Viertelfinale erreicht. Das war eine Auszeichnung, weil andere Nationen durch die Wehrpflicht größere Auswahlmöglichkeiten haben.“ Neben fußballerischen Fähigkeiten erwartet der Trainer auch mentale Stärke von seinen Spielern: „Sie müssen sich quälen können. Wir machen Leistungstests, die im Normalfall zwei Minuten gehen, bei uns aber fünf. Es kommt darauf an, wer sich durchbeißen kann. Motivation und Herz machen vieles wett.“
Die Bundeswehr-Nationalspieler können auf unterschiedlichste Werdegänge zurückblicken: Kapitän Andreas Dick durchlief die Jugendabteilung des 1. FC Köln, war beim Bonner SC und zuletzt als Spielertrainer beim SC Rheinbach tätig. Mittelfeldmann Yannick Wolf stammt aus der Jugend von Holstein Kiel und war für die Zweitvertretung aktiv. Torhüter Ole Rathmann ist in der Oberliga für den TSB Flensburg im Einsatz.
Die Spieler der Bundeswehr-Nationalmannschaft vereinen Beruf, Sport und Hobby, was ein hohes Maß an Eigenverantwortung erfordert. „Wir sind auf die Fitness der Spieler angewiesen. Sie müssen sich eigenständig in ihrem Verein oder in ihrer Freizeit fit halten. Sie gehen ihren normalen Dienst nach und abends ihrem Hobby“, so Bahne. Trotz der seltenen Zusammenkünfte – fünf bis sechs Mal im Jahr für mehrtägige Trainingslager – gibt es einen großen Zusammenhalt im Team: „Die Jungs tragen den Adler stolz auf der Brust. Manche fahren acht bis zehn Stunden, um hier zu sein. Das rechne ich ihnen hoch an.“
Die Mannschaft profitiere auch von den Werten, die im Militär geschult werden. „Kameradschaft, Disziplin und Ordnung prägen nicht nur das Teamgefüge, sondern auch das Spiel auf dem Platz. Die Mannschaft ist einfach zu lenken. Die Tugenden würden dem Fußball allgemein guttun“, sagt Bahne.
Einen nationalen Wettbewerb in Ligen-Form wie die Bundesliga gibt es nicht. Die Nationalelf hält sich mit Benefizspielen wie jenem gegen Fortuna Köln in Form. Anders dagegen sieht es auf internationaler Ebene aus, wo die Bundeswehr-Elf WM- und EM-Qualifikationen spielen muss, um an den entsprechenden Wettbewerben teilzunehmen.
Besonders in Erinnerung ist dem Trainer das Jubiläumsspiel 2018 anlässlich des 100-jährigen Waffenstillstands des Ersten Weltkriegs in Erinnerung geblieben: „Im Stadion von Nottingham Forest vor 12.000 Zuschauern zu spielen, mit dem englischen Königshaus und unseren höchsten Institutionen, war beeindruckend. Live-Berichterstattung der BBC und ein Empfang im Wembley-Stadion – das war eines der einschneidendsten Erlebnisse für mich, aber auch für die Mannschaft.“
Die letzten Qualifikationen verpasste die Bundeswehr-Nationalelf knapp, daher ist das Ziel für die Zukunft klar definiert: „Wir wollen uns für die kommende Weltmeisterschaft im Jahr 2025 qualifizieren“, erklärt Bahne. Ein Austragungsort der Militär-WM ist aktuell noch nicht bekannt.