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Kommentar

Kommentar zu DFB-Auftritt
Joshua Kimmich will alles auf einmal und José Mourinho ist daran schuld

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Lesezeit 2 Minuten

Joshua Kimmoch als Kapitän beim 3:3 gegen die Ukraine in Bremen

Der Trainer-Bösewicht lobte den Bayern-Profi als Fußballer, der alles kann. Und der hat das irgendwann falsch verstanden.

Vermutlich ist an der Krise des Fußballers Joshua Kimmich ein Trainer schuld, der noch keine Sekunde mit ihm zusammengearbeitet hat. Der Provokateur und Bösewicht José Mourinho erklärte im August 2020 als Chef von Tottenham Hotspur in einem untypischen Anfall von Schwärmerei: „Ich sehe einen großartigen rechten Außenverteidiger, einen linken Außenverteidiger, einen Innenverteidiger, eine Nummer sechs, Nummer acht, Nummer zehn. Er ist ein absolut phänomenaler Spieler.“

Das Problem an diesen Sätzen war vermutlich, dass sie irgendwann von Joshua Kimmich, der damals gerade mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen hatte, gelesen und falsch verstanden wurden. Seitdem scheint er den Ehrgeiz entwickelt zu haben, alle diese Positionen auf einmal zu spielen. Mit dem Ergebnis, dass er keine mehr richtig ausfüllt.

Deutschlands Chef-Fußballkritiker Lothar Matthäus hat beobachtet, dass an Kimmichs Seite zuletzt alle Spieler immer schlechter wurden. Dem kann schon deshalb nicht widersprochen werden, weil zuletzt alle Spieler des FC Bayern, also auch die an Kimmichs Seite, immer schlechter wurden. Logischerweise übersteigt das die Verantwortung eines einzelnen Kickers und reicht tief in die Verantwortung der Trainer.

Die Lösung der Kimmich-Krise kann nur in radikaler Vereinfachung und Dekonstruktion des vermeintlichen Alleskönners liegen. Jemand, am besten ein fähiger Trainer, muss dem von Pep Guardiola geformten Hochbegabten klarmachen: Es gibt in diesem Spiel für dich nur eine Position. Ich alleine bestimme sie! Du wirst sie nach allen Seiten mit vollem Einsatz ausfüllen. Und dann wirst du von alleine zum Führungsspieler, weil alle anderen dir folgen. Möglicherweise auch wieder dein lange Zeit kompatibler Kumpel Leon Goretzka, der ohne den Halt eines richtigen Sechsers an seiner Seite über den Rasen irrt wie ein defekter Mähroboter.

Ein Führungsspieler agiert anders, auch anders als einst Matthäus

Und arbeite an deinem Auftreten. Positive Führungsspieler machen das anders. Sie zügeln ihren Frust, legen sich nicht mit dem Publikum an und verlieren nie ihre Demut. Anders als einst der Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus übrigens, dem es dadurch unmöglich wurde, am Ende einer großartigen Karriere die Wertschätzung zu bekommen, die er eigentlich verdient gehabt hätte.