Kommentar zum 4:2-ErfolgAuch gegen Ungarn muss es heißen: Freiheit für die Offensive
Köln – Zunächst einmal war der 4:2-Erfolg der deutschen Nationalelf gegen Portugal das Ergebnis einer Leistung, die dem Team von Bundestrainer Joachim Löw in dieser Dichte, mit dieser Konsequenz und dieser Effizienz nach der Auftakt-Niederlage gegen Frankreich kaum jemand zugetraut hatte. Zumal der Gegner, der aktuelle Europameister, ein ähnlich großartiges Format besitzt wie das Team des Weltmeisters aus Frankreich. Folgt jedoch ein gelungenes Spiel direkt auf ein in weiten Teilen misslungenes, stellt sich zwangsläufig die Frage, warum es nicht auch vorher schon geklappt hat. Die Antwort führt zu Joachim Löw.
Löw ordnet die Offensive neu
Dem Bundestrainer wohnt die Tendenz inne, gegen besondere Gegner mit besonderen Scharaden und Varianten den Gegner verblüffen und die Aufgabe zu verkopft lösen zu wollen. So sehr hatte sich Löw auf die Absicherung seiner Defensive gegen Frankreich fokussiert, dass er die Offensive vernachlässigte. Zumindest bot er ihr keine adäquaten Lösungen an, so dass etwa Thomas Müller zwar in alle möglichen Räumen auftauchte, aber seltsam uneffektiv blieb, weil er keinen Teamkollegen fand, den er hätte anspielen können.
Natürlich stehen die Franzosen tiefer als die Portugiesen. Doch auch ihre Defensive ist mit ein bisschen Schulung zu überwinden, wie das Beispiel der Ungarn vom Samstag zeigte.
Diese Unwucht im Spiel seiner Elf, immerhin, erkannte Löw und organisierte die Offensive mit demselben Personal neu. Die auch gegen Frankreich angedachte Variante mit den hoch stehenden Außenverteidigern Kimmich und Gosens die Defensive des Gegners zu hinterlaufen und mit Flanken von dort im Zentrum für Gefahr zu sorgen, setzte das deutsche Team am Samstag wesentlich konsequenter um – mit großem Erfolg. Vier Gegentore sind für eine defensiv bestens organisierte Auswahl wie die portugiesische eine große Seltenheit – was für eine eben durchaus vorhandene Kraft des deutschen Angriffs spricht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die DFB-Elf hat trotz des Sieges gegen Portugal bisher nichts erreicht, aber weiterhin alle Möglichkeiten auf den Gruppensieg. Der Auftrag gegen die in der Tabelle abgeschlagenen Ungarn beim Gruppenfinale am Mittwoch ist derselbe wie gegen Portugal: Ausgewogenheit, Freiheit im Denken und Planen, Freiheit auch für die Offensive und Stabilität in der Defensive.