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10.000-Meter-LaufZuschauer werfen ZDF Rassismus bei Leichtathletik-Kommentaren vor

Lesezeit 3 Minuten
10.000 MEter Herren München

Der Italiener Yemaneberhan Crippa (M.) gewinnt den 10.000-Meter-Lauf vor dem Norweger Zerei Kbrom Mezngi (r.) und dem Franzosen Yann Schrub (l.).

München – Der letzte Tag der Leichtathletik-Europameisterschaft in München war erneut sehr erfolgreich für die deutsche Mannschaft. Die deutschen Sprinterinnen gewannen Staffel-Gold, Speerwerfer Julian Weber krönte sich ebenfalls mit einer Goldmedaille. Eine Entscheidung, bei der Deutsche nicht ganz vorne dabei waren, stand mit dem 10.000-Meter-Finale der Männer an. Dieses gewann der Favorit Yemaneberhan Crippa aus Italien vor Zerei Kbrom Mezngi aus Norwegen und dem Franzosen Yann Schrub.

Vielen Zuschauern stießen jedoch die Äußerungen der ZDF-Kommentatoren in der TV-Liveübertragung übel auf. Sie verwiesen wiederholt auf die nicht-europäische Herkunft vieler Läufer. So betonten sie auffällig oft das nicht-weiße Äußere beispielsweise des Italieners und des Norwegers, der überraschend die Silbermedaille gewann. Crippa bezeichnete der Kommentator als den „Waisenjungen, der für Italien startet“, weil dieser als Kind von Äthiopien nach Italien adoptiert wurde. Im separat kommentierten Online-Livestream fielen solche Aussagen nicht.

Laut Auskunft des ZDF vom Dienstag kommentierte Peter Leissl den 10.000-Meter-Lauf der Herren am Sonntagabend.

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Zum britischen Läufer sagte einer der Kommentatoren der TV-Livebilder: „Bei dem Briten sieht man, dass er aus Großbritannien kommt“. Mehrfach schloss der ZDF-Kommentator von der Hautfarbe auf die Herkunft eines Läufers. Der Kommentar verstieg sich sogar zu dieser Äußerung: „Der Mann aus Norwegen, Zerei Mezngi, auch ein Mann aus Eritrea, Sie können es unschwer erkennen, aus Ostafrika zumindest ...“.

Zahlreiche Zuschauer wiesen bei Twitter darauf hin, dass man im Jahr 2022 mitnichten vom Äußeren eines Menschen auf dessen Herkunft oder Zugehörigkeit schließen könne. Zudem zeigte sich der Kommentator mit dieser Aussage auch ignorant afrikanischen Staaten gegenüber, die er offenbar alle in einen Topf warf.

ZDF-Zuschauer toben: „Rassistischer Mist“ bei Berichterstattung über Leichtathletik

Ein User schreibt dazu: „Wie herrlich, dass wir beim @ZDF gerade die ganze Zeit lernen dürfen, wie ein echter Europäer auszusehen hat (weiß) und wie nicht (nicht weiß). Was für rassistischer Mist, zum Kotzen“. Bemängelt wurde auch, dass die ZDF-Berichterstatter – allerdings nicht nur beim 10.000-Meter-Lauf – permanent Probleme hätten, nicht-europäische Namen richtig auszusprechen beziehungsweise immer wieder betonten, wie schwer doch einige Namen seien.

Bei den deutschen Läufern schien den Kommentator in der Wahrnehmung mehrerer Zuschauer vor allem das Abschneiden von Julian Voigt zu interessieren, der auf Platz 8 lief. Die beiden anderen deutschen Starter wurden als „die beiden Läufer aus Eritrea“ bezeichnet.

Samuel Fitwi Sibhatu und Filimon Abraham landeten auf den Plätzen 9 und 19. Fitwi Sibhatu wurde von Norbert König im Interview nach dem Lauf gefragt, ob er sich denn „für seinen Landsmann aus Eritrea“ freue, der die Goldmedaille gewonnen habe – also für den Italiener.

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Viele Zuschauer werfen dem ZDF teils unverhohlenen Rassismus vor: „Hey @ZDF. Eben bei den 10.000 Metern: 1. Nur weil jemand Schwarz ist, heißt dass nicht, dass er aus Afrika kommt und 2. zu einem Deutschen zu sagen, der Italiener wäre sein Landsmann, weil er auch in Eritrea geboren ist, stellt die Nationalität beider in Frage“, schreibt eine aufgebrachte Userin.

Die TV-Übertragung ist in der ZDF-Mediathek nicht abrufbar, nur der separate Livestream ohne kritische Aussagen steht noch online. Bislang hat sich das ZDF noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.

UPDATE: In einer ersten Version dieses Textes waren mehrere Aussagen Norbert König zugeschrieben worden. Dies stimmt so nicht. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.