Der Stürmer des FC Leverkusen berichtet über sein Leben mit einem Organtransplantat
AmateurfußballLeverkusener spielt seit 10 Jahren mit einer Spenderniere seiner Mutter
Wolfgang Jerat hatte den richtigen Riecher. Als Trainer von Vincenzo Bosa kanzelte er den jungen Fußballer nicht etwa wegen mangelnder Fitness ab, sondern schickte ihn zum Arzt. „Das war ein guter Typ, der hatte Ahnung“, sagt der heute 33-jährige Offensivspieler des FC Leverkusen über seinen mittlerweile verstorbenen Förderer.
Und tatsächlich hatten das Talent und sein damaliger Trainer beim FC Junkersdorf eine lebensverändernde Unterhaltung. „Ich war schon immer lauffaul, aber als ich bei Ausdauertests extrem schnell platt war und sogar hinter den Torhütern ins Ziel kam, hat Wolfgang geraten, meine Blutwerte zu kontrollieren“, erinnert sich Bosa an die Situation vor über zehn Jahren.
Die Diagnose lautete Niereninsuffizienz
So suchte er als Anfang 20-Jähriger einen Spezialisten auf, der ihm die Diagnose „Niereninsuffizienz“ stellte und klarmachte, dass Abfallprodukte des Stoffwechsels nicht mehr aus dem Körper ausgeschieden, sondern im Blut gesammelt werden. „Ich brauchte also eine neue Niere und das möglichst schnell“, erklärt Bosa.
Seine Mutter kam als Spenderin in Frage und ließ sich eines der doppelt, paarig angelegten Organe für ihren Sohn entnehmen. „Es fühlt sich komisch an, aber sie hat zum Glück bis heute keine Probleme“, berichtet der Leverkusener von ungewöhnlichen Situation.
Nach seiner Transplantation war an Fußballspielen erstmal nicht mehr zu denken. „Ich habe ein gutes Jahr Pause gemacht und dann bei Bergheim 2000 wieder angefangen.“ Dass sein Sportlerleben nochmal so wird, wie es vor dem Eingriff war, darüber machte sich Bosa keine Illusionen. „Ich hatte großen Respekt davor, wieder Kontaktsport zu machen. Das ist bis heute immer im Hinterkopf“, stellt er klar.
Vinzenco Bosa spielt weiter aggressiv – wie ein „kleiner Giftzwerg“
Das Mitleid seiner Mit- und Gegenspieler möchte er aber nicht haben – genau wie äußere Hilfsmittel. Es gebe zwar die Möglichkeit mit einem Polster mehr Sicherheit zu erlangen, sein Ding sei das aber nie gewesen. „Ich brauche die Freiheit beim Spielen und verhalte mich auch einigermaßen normal auf dem Platz“, erklärt der Mittelstürmer, „ich war schon immer ein kleiner Giftzwerg und bleibe aggressiv in den Zweikämpfen. Aber ich habe gelernt, dass es Situationen gibt, in denen du aus dem Weg gehen musst.“
So wie zu Beginn der Wintervorbereitung in der aktuellen Saison. Da bekam er beim 0:5 gegen den HSV Langenfeld einen Schlag auf den Oberkörper und ließ sich danach wieder untersuchen. „Es war weniger der Schlag, aber einfach ein Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt“, berichtet Bosa vom glücklichen Zufall Ende Januar. „Wenn ich da nicht intensiver untersucht worden wäre, hätte die Niere schlimmstenfalls abgestoßen werden können.“
Zwar seien Schmerzen und eine turnusmäßige Untersuchung ausreichende Indikatoren, um sich sicher zu fühlen. „Mir ist es aber in den zehn Jahren nach der Transplantation schon drei Mal passiert, dass ich in die Dialyse musste.“
So wie nun im Februar. Bosa musste dann zwei Wochen lang beinahe täglich vier Stunden mit einem Venen-Katheter sein Blut reinigen lassen. „Jetzt fühle ich mich wieder gut und muss nur noch fit für den Wettkampf werden“, sagt der Top-Angreifer des Bezirksliga-Dritten.
Nach zwölf Toren und sechs Vorlagen in den ersten 13 Spielen der Saison fehlte er dem FC Leverkusen beim 1:1 bei der SpVg. Frechen 20 II. „In zwei Wochen könnte ich zumindest wieder als Joker auf der Bank sitzen. Dann habe ich schon mit dem Trainer gesprochen, dass er mich einwechseln und ich dann hoffentlich das Siegtor schießen kann.“
Das Sonntagspiel (15.15 Uhr) gegen die SpVg Rheindörfer Köln-Nord kommt dafür noch zu früh. In den folgenden Spitzenspielen gegen Zündorf, SC West oder Flittard ist mit dem Nieren-transplantierten Goalgetter aber wieder zu rechnen.