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Maskottchen der Bayer GiantsDer Mann, der im Leverkusener Löwen steckt

Lesezeit 4 Minuten
Christian Merta mit Lionel

Der Mann im Löwen: Christian Merta steckt im Giants-Maskottchen Lionel

Christian Merta erweckt Lionel, das Maskottchen des Leverkusener Basketball-Teams, zum Leben und gibt ihm seine Stimme.

Zum Termin kommt er eine halbe Stunde später als verabredet. Nicht, weil er die Zeit verbaselt hat. Nein, er war schlichtweg mal wieder im Dienst, der zeitlich nicht immer planbar ist. In voller Kostümierung. Er ist sicherlich mit der bekannteste Löwe in Leverkusen: Lionel, das Maskottchen der Bayer Giants. Aber Lionel ist nicht einfach Lionel.

In dem über zwei Meter hohen Ganzkörperkostüm steckt Christian Merta. Der 41-Jährige, seit seiner Jugend glühender Fan der Bayer-Basketballer, haucht dem Maskottchen Leben ein. Zuletzt verzauberte er Kinder auf dem Koloniefest in Wiesdorf, vor kurzem legte er beim Leverkusener Halbmarathon zehn Kilometer walkend zurück. Natürlich als Lionel. Bei 30 Grad.

Wie viel Christian Merta steckt in Lionel?

Muss man, wie es vor vielen Jahren Ex-Fußballmanager Reiner Calmund formulierte, „positiv bekloppt“ sein, um an zig Wochenenden nicht nur bei den Heimspielen in der Ostermann-Arena viele Stunden im Löwenkostüm zu verbringen? Merta nickt und lacht: „Auf jeden Fall. Das gehört dazu, sonst kann man das nicht machen.“

Wie viel Christian Merta steckt in Lionel? „Sehr viel. Es ist meine Persönlichkeit. Meine Lust an Kommunikation, meine Neugierde auf Menschen, meine Begeisterung für den geilsten Klub der Welt und für den schönsten Sport. Mit und in Lionel kann ich das ausleben“, sagt der gebürtige Leverkusener.

Mit knapp 17 Jahren fand Merta zu den Bayer-Basketballern. Er kam vom Fußball, saß dann zum ersten Mal im Oberrang der Rundsporthalle. Aber nicht lange. Der ausgebildete Pädagoge gehörte mit zu den Gründungsmitgliedern des Fan-Klubs „Steelers“ der Basketballer, war unüberseh- und unüberhörbar. Ausgestattet mit einer dicken Trommel vor dem Bauch; geschmückt mit zig Schals, die um die Arme und Handgelenke gebunden waren: Das war echter und leidenschaftlicher Support für die Mannschaft.

Christian Merta verkörpert Lionel seit 2017

Es entstanden Freundschaften. Dicke Freundschaften. Mit anderen Fans, nicht nur aus Leverkusen. Mit Spielern. So mit Uvis Helmanis, der 2001/2002 bei den damaligen „Riesen vom Rhein“ unter Vertrag stand. Als der Lette nach Bamberg wechselte, hielt der Kontakt. Brauchte Merta Tickets für ein Spiel der Helmanis-Truppe – er bekam sie. „Uvis ist mein Lieblingsspieler. Er trat auf dem Parkett so auf wie ich es mag. Teamorientiert, aber er übernahm auch Verantwortung. Und er war auch hart. Denn Basketball ist ein Kampfspiel und lebt nicht nur von schönen und ästhetischen Aktionen“, schwärmt Merta noch heute von Helmanis.

Lionel, Maskottchen der Bayer Giants, beim Karnevalszug

Das Giants-Maskottchen Lionel geht in Leverkusen auch bei den Karnevalszügen mit.

Seit 2017 steckt er im Körper Lionels. Und das quasi ganzjährig. Wann immer in Leverkusen ein größeres Fest stattfindet, ist Lionel wahrscheinlich dabei. Kinder schauen in einer Mischung aus Faszination und Ehrfurcht, manchmal auch ängstlich, zu dem aus ihrer Sicht riesigen Löwen hoch. Wenn Eltern wollen, dass ihr Kind sich mit Lionel fotografieren lassen soll, das Kind dies aber aus Angst verweigert; dann gibt der Pädagoge im Löwen dem Kind das Signal, dass dies vollkommen okay ist. Er möchte auf Augenhöhe sein – mit Kindern und Erwachsenen.

Ernst nimmt das wandelnde Basketball-Lexikon – Merta kann auf Kommando alle Kader der letzten Jahrzehnte aufzählen und weiß auch immens viel über Basketball außerhalb Leverkusens – auch seinen Job als Botschafter der Bayer Giants.

Die Rückkehr in die ProA ist Lionels großer Wunsch

Das sehen die Giants-Verantwortlichen mit Begeisterung. Frank Rothweiler, Abteilungsleiter des Bayer-Basketballs sagt: „Lionel alias Christian ist wie unsere Sportart: Leidenschaftlich, mutig, sozial, teamorientiert. Und ein bisschen verrückt. Aber gerade das lieben wir ja am Basketball“, erklärt Rothweiler.

Christian Merta mit Henrik Fronda

Christian Merta im Kostüm mit Giants-Geschäftsführer Henrik Fronda (l.)

Dass Lionel/Merta nicht im Löwenkostüm ins Bett steigt, sich auch Auszeiten gönnt; dafür sorgt Freundin Johanna. Sie hat ihrem Partner im Juli eine Auszeit verordnet, damit er mal Abstand gewinnt. Das ist wichtig. Denn im August geht die Vorbereitung los. Für die Giants und damit auch für Lionel, den sprechenden Löwen. Im Gegensatz zu vielen anderen Maskottchen, in denen abwechselnd andere Menschen stecken, nutzt Christian Merta/Lionel auch seine Stimme, um mit Menschen, egal ob groß oder klein, in Kontakt zu kommen, zu kommunizieren. Er hat einen Wiedererkennungswert. Sowohl von außen als auch von innen.

Mertas Wunsch für die neue Saison: „Da kann es nur ein Ziel geben. Das ist die Rückkehr in die Pro A. Ich, beziehungsweise Lionel, wir werden alles dafür geben. Das erwarte ich auch von der neuen Mannschaft.“