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Lionel Souque über Fifa und FC„Dann kam die Infantino-PK, da bin ich ausgeflippt“

Lesezeit 4 Minuten
Rewe-Chef Lionel Souque schaut während eines Interviews nachdenklich.

Rewe-Chef Lionel Souque kann sich vorstellen, in Zukunft wieder mit dem DFB zu kooperieren.

Rewe-Chef Lionel Souque hat nach der WM in Katar Gesprächsbedarf. Im Interview verrät er außerdem, warum Steffen Baumgart so wichtig für den 1. FC Köln ist.

Lionel Souque ist seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Rewe-Gruppe. Beim 1. FC Köln ist der sportbegeisterte Wahlkölner Aufsichtsratsvorsitzender des 1. FC Köln und Mitglied im Beirat.

Im Interview spricht er über die beendete Zusammenarbeit mit dem DFB, seinen Ärger über die Fifa und gibt Auskunft über die Ausbaupläne des 1. FC Köln in Sachen Trainingszentrum sowie FC-Trainer Steffen Baumgart.

Sie haben im Herbst 2022 öffentlichkeitswirksam Ihre Kooperation mit dem DFB vorzeitig beendet. War das eigentlich Ihre Idee?

Lionel Souque: Das war ich. Ich war schon nach dem Interview mit dem WM-Botschafter von Katar sehr sauer, als er gesagt hat, Homosexualität sei eine Krankheit. Dann kam die Infantino-PK, da bin ich ausgeflippt. Als schließlich die FIFA die großen Verbände unter Druck setzte wegen der One-Love-Binde, war für mich Schluss. Noch am selben Abend habe ich meinem Team eine Mail geschickt: Mir reicht es, das passt nicht zu unseren Werten. Wir wollten nicht mehr mit Katar, der FIFA und der Weltmeisterschaft in Zusammenhang gebracht werden.

Wir hatten Werbespots gedreht, eine Million Alben und hundert Millionen Sticker für unsere Sammelaktion gedruckt. Wir haben 2021 und 2022 einen hohen einstelligen Millionen-Betrag in das Sponsoring mit dem DFB gesteckt. Den Return on Investment der Kooperation gibt es ja letztlich nicht ganzjährig, sondern während des Turniers mit der medialen Aufmerksamkeit. Darauf haben wir verzichtet.

Aber haben Sie mit dem DFB nicht den Falschen bestraft?

Wir hatten vorher schon entschieden, den Vertrag ab Jahresende 2022 nicht zu mehr verlängern – unabhängig von der WM. Das haben wir öffentlich gemacht.

Hat sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf nochmal gemeldet?

Wir hatten im Dezember vereinbart, die Vorkommnisse in aller Ruhe zu besprechen. Ich schätze ihn sehr. Im Januar haben wir uns getroffen und uns eine Stunde sehr offen unterhalten. Das Gespräch war sehr vertrauensvoll und konstruktiv. Auch wenn die REWE nicht mehr Sponsor der deutschen Mannschaft ist, sind wir einer der wichtigsten Unterstützer des deutschen Fußballs.

Wie stellt sich das dar?

Wir sind allein in der Bundesliga bei vier Klubs vertreten. Wir sind auf dem Trikot des 1. FC Köln und außerdem seit langer Zeit einer der größten Partner bei Borussia Dortmund, Union Berlin und Eintracht Frankfurt. Auch in der 2. Liga sind wir beim HSV, Heidenheim und einigen mehr aktiv. Drittligist 1860 München unterstützen wir auch. Insgesamt unterstützt die REWE rund 100 Fußball-Klubs im Amateur- und Nachwuchsbereich.

Können Sie sich eine Rückkehr als DFB-Sponsor vorstellen?

Kurzfristig nicht, aber für die Zukunft will ich nichts ausschließen –zum Beispiel in der Jugend oder bei den Frauen, wir werden sehen.

Man kann derzeit eine Entfremdung der Fans von der Nationalmannschaft feststellen. Hatten Sie da einen Rat für den DFB-Präsidenten?

Ich will hier öffentlich keine Ratschläge erteilen, aber auch darüber haben wir gesprochen. Ich hoffe, dass mit Blick auf die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land die Begeisterung der Menschen für die Nationalmannschaft wieder größer wird. Denn das hat sie auch verdient.

Thema 1. FC Köln. Dort sitzen Sie dem Aufsichtsrat vor. Wann geschieht endlich was in der Trainingszentrums-Frage?

Was ich vom Vorstand höre, ist: Es gibt gute Gespräche mit der Stadt. Aber die müssen jetzt auch einmal zu einer Lösung kommen. Es wird jetzt seit Jahren gesprochen, aber das bringt dir alles nur etwas, wenn es am Ende zu einem Ergebnis kommt. Der 1. FC Köln braucht professionelle Bedingungen für die Nachwuchsarbeit, das ist zukunftsentscheidend. Daher benötigt der Klub jetzt verbindliche Zusagen, damit wir mit der Umsetzung beginnen können.

Was halten Sie von der Baumgart-Ankündigung, ohne Verhandlungen seinen Vertrag zu unterschreiben?

Ich habe das auch nur in den Medien gelesen, finde das aber gut. Er ist sehr wichtig für den FC. Wenn man sieht, in welchem Zustand er die Mannschaft übernommen hat, wie er die Spieler entwickelt, ihr Potenzial geweckt und zu einem starken Team gemacht hat. Er ist extrem motiviert, geradeaus, arbeitet akribisch. Baumgart ist auch wichtig für den FC in der Außendarstellung. Ich würde mich freuen, wenn er noch langfristig beim FC bleibt.