Lothar Matthäus sparte am RTL-Mikrofon nach dem über lange Zeit mageren Auftritt der deutschen Nationalmannschaft nicht mit Kritik. Das Ergebnis habe zwar gestimmt, die „Stimmung in Mönchengladbach war gut und die letzte halbe Stunde auch spielerisch super“.

Doch vieles sei auf dem Rasen während der EM-Generalprobe gegen Griechenland nicht gut gelaufen: „Die Basics waren in der ersten Halbzeit nicht vorhanden. Das war schlecht. Aber auch Kombinationen, Dribblings, die Kompaktheit: Alles hat gefehlt.“

Zudem betonte der deutsche Rekordnationalspieler bei RTL den „wiederholten persönlichen Fehler“ Neuers und befeuerte somit eine mögliche Debatte um den DFB-Keeper: „Nicht nur bei der Nationalmannschaft, auch bei Bayern München hat er diese Sicherheit nicht.“

Nagelsmann über Neuer-Patzer: „Lasse keine Diskussion aufkommen“

Julian Nagelsmann fand nach dem Spiel zu diesem Thema seinerseits schnell deutliche Worte und nahm seinen Torhüter nach dessen Patzer in Schutz. „Ich lasse keine Diskussion aufkommen, auch wenn es jeder probiert“, sagte der Bundestrainer bei RTL bestimmt: „Er hatte drei gute Paraden, es ist alles in Ordnung.“

Neuer ließ den Ball nach einem Schuss des Düsseldorfers Christos Tzolis vor dem 0:1 durch Giorgos Masouras (34.) von der Brust prallen. „Es ist immer das Kreuz des Torhüters: Wenn du eine Situation nicht perfekt löst, ist es immer ein Gegentor“, sagte Nagelsmann, betonte aber: „Es ist immer leicht, zu sagen: Es ist Manu! Wir haben vorher drei Situationen, die wir nicht spielen dürfen - dann kommt auch kein Abschluss zustande.“

Einen Torhüter-Wechsel würde indes auch Matthäus nicht vornehmen. „Das wäre nicht angebracht eine Woche vor der EM, dann entsteht Unruhe, das braucht keiner, er hatte seine Paraden. Aber natürlich kann man nicht vermeiden, dass die Öffentlichkeit jetzt diskutiert, das weiß auch Julian.“

Neuer hatte zuletzt im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid eine Weltklasse-Leistung gezeigt, mit einem schlimmen Patzer aber das Aus der Bayern eingeleitet. Gegen die TSG Hoffenheim am letzten Bundesliga-Spieltag sah er mehrfach schlecht aus.

Bei seiner Rückkehr ins DFB-Tor nach 550 Tagen gegen die Ukraine am Montag (0:0) hielt er gut. Doch in der 88. Minute misslang ihm ein Chipball - daraus resultierte das 0:1, das wegen einer späteren Abseitsstellung nicht zählte.

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Den Fehler am Gegentor wollte der Nationaltorhüter auch gar nicht erst an andere DFB-Spieler weiter reichen: „Es gibt immer mehrere Fehler, die zu einem Gegentor führen. Aber ich schaue auf mich. Ich hätte ihn besser wegnehmen müssen“, so Neuer nach dem Spiel.

Lothar Matthäus rüfgfelt DFB-Kapitän Ilkay Gündogan: „Das ist mir zu positiv“

Einen Rüffel hatte Lothar Matthäus in seiner Analyse aber trotzdem noch auf Lager. Ilkay Gündogan hatte die „träge Mannschaftsleistung“ während der ersten 45 Minuten nur zaghaft kritisiert. Der DFB-Kapitän entschied sich, lieber das Positive des Abends herauszuheben. Die Euphorie der letzten Spielminuten gelte es ins Eröffnungsspiel gegen Schottland mitzunehmen.

„Das ist mir zu positiv“, knirschte Matthäus direkt im Anschluss an der Seite von Moderator Florian König. „Kritische Worte sind das, was einen Kapitän ausmacht. Schuldzuweisungen müssen nicht sein. Aber die erste Halbzeit war nicht das, was sie bringen können.“ (oke/dpa)