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Liverpool-Star emotionalLuis Díaz bangt um Freilassung seines Vaters – Klopp erklärt Stürmer-Einsatz

Lesezeit 4 Minuten
Liverpools Luis Diaz zeigt setzt nach seinem späten Ausgleichstreffer gegen Luton eine Botschaft ab.

Liverpools Luis Diaz zeigt setzt nach seinem späten Ausgleichstreffer gegen Luton eine Botschaft ab.

Liverpools Fußball-Profi Luis Díaz bangt um seinen entführten Vater. Zur Ablenkung wollte er wieder auflaufen, und schoss ein wichtiges Tor.

Die Nachspielzeit hat schon die fünfte Minute erreicht, als sich Liverpools Harvey Elliot dazu entschließt, von der halbrechten Seite eine Flanke zu schlagen. Es steht 1:0 für Luton Town, Elliot legt sich den Ball auf den linken Fuß und dreht ihn eine Sekunde später hoch in Richtung zweiten Pfostens. Aus dem Nichts erscheint dort Liverpools Nummer sieben, Luiz Diaz, ein Spieler, der eine schwere Sorge mit ins Spiel genommen hat, in das er erst in der 83. Minute eingewechselt wird.

Diaz trifft den Ball mit dem Kopf so gut, dass er zum 1:1 ins Netz fällt. Und danach offenbart Diaz seinen Herzschmerz, er hebt sein Trikot, zeigt seine Botschaft und lässt sie noch ein paar Sekunden wirken, indem er das Trikotende in den Mund nimmt. Auf dem Shirt, das er unter seinem Dress trägt, ist nun zu lesen: „Libertad para Papa“, Freiheit für Papa.

Luis Manuel Diaz weiterhin in der Gewalt der ELN

Diaz' Eltern waren vor einer Woche an einer Tankstelle in ihrer Heimatstadt Barrancas im Norden Kolumbiens entführt worden, Rebellen der Guerilla-Gruppe ELN waren dafür verantwortlich. Die Mutter wurde noch am selben Tag in die Freiheit entlassen, während sich der Papa, Luis Manuel Diaz, weiterhin in der Gewalt der ELN befindet.

Luis Diaz, der Sohn, präsentiert also nach seinem Tor seine Botschaft, er kann sie nun und auf diese Weise der ganzen Welt mitteilen. Darwin Nunez, Nummer 9, eilt mit dem Ball unter dem Arm zu Diaz, der Grieche Tsimikas erreicht ihn noch eher. Beide wollen den Torschützen zunächst einmal beglückwünschen für sein Tor, den späten, unverhofften Ausgleich, ihm aber auch ihr Mitgefühl ausdrücken. Denn die Causa Diaz war ein großes Thema unter der Woche im inneren Zirkel des FC Liverpool.

Diaz ist unverschuldet in innenpolitische Auseinandersetzungen in Kolumbien hineingeraten. Die ELN ist die zweitgrößte Rebellengruppe des Landes und sie will mit der Entführung des Vaters eines berühmten Fußballers offensichtlich darauf hinweisen, dass die Provinz La Guajira, in der es zu der Entführung kam, militarisiert ist.

Allerdings hatten sich die Regierung und die ELN vor Wochen eigentlich auf einen Waffenstillstand geeinigt, doch der Kommandostruktur der Rebellen gelingt es derzeit allem Anschein nach nicht, die Waffen zum Schweigen zu bringen. Vielleicht, so wird in Kolumbien gemutmaßt, wollen es die Bosse auch gar nicht. Auf jeden Fall erzürnt sich die ELN über die Aufrüstung der Regierung in der fraglichen Region, weshalb nun mit der Geisel Luis Manuel Diaz eine Änderung der Verhältnisse erpresst werden soll.

Luis Diaz sucht die Ablenkung und wollte wieder spielen

Außerdem bemängelten ELN-Vertreter, sie verfügten weder über Einnahmen noch über finanzielle Mittel. Das könne zudem durchaus als Lösegeldforderung interpretiert werden, heißt es. Das ist die Ausgangslage in der nun Luis Diaz, 26 Jahre alt, stand, als er am Sonntagabend im Stadion an der Kenilworth Road in Luton eingewechselt wurde. Er habe im Training unter der Woche schon Abwechslung gesucht, sagte Liverpools Trainer Jürgen Klopp nach dem Spiel. Weshalb er auch habe spielen wollen.

Nach der Partie meldete sich auch Luis Diaz, er schrieb in einer emotionalen Botschaft auf Instagram: „Heute spricht nicht der Fußballer zu euch. Heute spricht Lucho Diaz, der Sohn von Luis Manuel Diaz, zu euch. Mane, mein Vater, ist ein unermüdlicher Arbeiter, eine Stütze der Familie, und er wurde entführt. Ich bitte die ELN um die sofortige Freilassung meines Vaters, und ich bitte die internationalen Organisationen, sich gemeinsam für seine Freiheit einzusetzen.“

Liverpool-Trainer Jürgen Klopop: „Das, was wir alle hören wollen, das ist noch nicht passiert“

Außerdem schrieb Diaz: „Mit jeder Sekunde, mit jeder Minute wird unsere Angst größer. Meine Mutter, meine Brüder und ich sind verzweifelt, verängstigt und haben keine Worte, um zu beschreiben, was wir fühlen. Dieses Leiden wird erst ein Ende haben, wenn wir ihn wieder zu Hause haben. Ich bitte Sie, ihn sofort freizulassen, seine Unversehrtheit zu respektieren und dieses schmerzhafte Warten so schnell wie möglich zu beenden.“

Klopp, der Trainer, sagte noch: „Er kann nicht nichts tun, er wartet die ganze Zeit, die ganze Familie wartet die ganze Zeit.“ Die Zeichen aus Kolumbien seien „eher positiv“, ergänzte Klopp, „aber das, was wir alle hören wollen, das ist noch nicht passiert“. Nach dem Spiel ist Klopp auf Diaz zugegangen und hat ihn fest an sich gedrückt. Das unterträgliche Warten jedoch, es geht weiter.