Der französische Ausnahmestürmer hatte seine politische Meinung vor der Wahl klar kommuniziert. Frankreichs Rechte ist darüber verärgert.
Rechtsruck in FrankreichLe Pen sauer auf Superstar: „Mbappé vertritt nicht Franzosen mit Migrationshintergrund“
Die große politische Seitenverlagerung in Frankreich ist am Sonntagabend nach den Parlamentswahlen ausgeblieben. Die Spieler der französischen Fußball-Nationalmannschaft, die sich noch beim EM-Turnier in Deutschland befinden, reagierten darauf anschließend allzu erleichtert.
„Ich gratuliere allen, die angesichts der Gefahr, die über unserem schönen Land schwebte, teilgenommen haben“, schrieb Stürmer Marcus Thuram auf Instagram, der in einer Story auch gleich das Wahlergebnis teilte: „Es lebe die Vielfalt, es lebe die Republik, es lebe Frankreich. Der Kampf geht weiter.“
Kylian Mbappé zur Frankreich-Wahl: „Dürfen nicht erlauben, dass unser Land in die Hände dieser Leute fällt“
Die rechte politische Kraft Frankreichs war bei der Stichwahl zur Nationalversammlung nur drittstärkste Kraft geworden. Prognosen hatten ein enges Rennen in Aussicht gestellt. Ein Rechtsruck, der auch in Frankreichs EM-Quartier thematisiert wurde. Zahlreiche Spieler, darunter Kapitän Kylian Mbappé, hatten die Franzosen zum Wählen aufgefordert.
Der WM-Torschützenkönig, der mit Frankreich im Halbfinale am Dienstag (21.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) in München auf Spanien trifft, hatte erklärt: „Es ist eine brenzlige Situation. Wir dürfen nicht erlauben, dass unser Land in die Hände dieser Leute fällt“.
Marine Le Pen vom Rassemblement National hatte Frankreichs Superstar für dessen öffentliche Aufrufe, einen Wahlsieg der rechtsnationalen Partei zu verhindern, am Tag der Stichwahl und während der sich abzeichnenden Niederlage scharf kritisiert. „Die Franzosen haben es satt, belehrt und beraten zu werden, wie sie wählen sollen“, sagte die 55 Jahre alte frühere RN-Vorsitzende dem Fernsehsender CNN.
Marine Le Pen kritisiert Kylian Mbappé: „Mbappé vertritt nicht die Franzosen mit Migrationshintergrund“
Und weiter: „Mbappé vertritt nicht die Franzosen mit Migrationshintergrund, denn es gibt viel mehr von ihnen, die vom Mindestlohn leben, sich keine Wohnung und keine Heizung leisten können, als Leute wie Herrn Mbappé.“
Die Rechtsnationalen hatten gehofft, bei der entscheidenden Runde der Parlamentsneuwahl am vergangenen Sonntag die absolute Mehrheit zu holen und den Premier zu stellen. Am Ende entschieden sich die Franzosen nach einer äußerst hohen Wahlbeteiligung anders.
„Die Erleichterung entspricht der Sorge der letzten Wochen, sie ist riesig“, schrieb Abwehrspieler Jules Kounde auf X: „Herzlichen Glückwunsch an alle Franzosen, die sich dafür eingesetzt haben, dass dieses schöne Land nicht von der extremen Rechten regiert wird.“ Auch Aurelien Tchouameni, Profi bei Real Madrid, feierte einen „Sieg des Volkes“. (oke/dpa)