Australian OpenKölner Otte ausgeschieden – Hanfmanns großer Auftritt gegen Nadal
Melbourne – Sogar der große Rafael Nadal spendete mit nacktem Oberkörper respektvoll Applaus, als sich Yannick Hanfmann unter lautem Jubel der Fans aus der Rod-Laver-Arena verabschiedete. Der Underdog aus Karlsruhe lieferte dem Tennis-Superstar einen großen Kampf, riss das Publikum bei vier abgewehrten Matchbällen sogar von den Sitzen - die Überraschung gegen den Mitfavoriten verpasste er letztlich aber doch klar.
Der Qualifikant unterlag dem Grand-Slam-Rekordsieger in der zweiten Runde der Australian Open trotz seines guten Auftritts mit 2:6, 3:6, 4:6, Nadal musste aber 2:42 Stunden lang hart für diesen Sieg arbeiten. „Ich hatte gehofft, ihn am Ende noch ein bisschen mehr herauszufordern. Aber wenn du deine Chancen nicht nutzt, bestraft er dich“, sagte Hanfmann: „Es ist immer noch eine Niederlage, deshalb bin ich natürlich enttäuscht.“
Lob erntete er aber auch von Nadal. „Ich finde, sein Level heute war viel höher als seine Ranglistenposition“, sagte der Spanier, was Hanfmann natürlich freute. „Mit ein paar Tagen Abstand“, sagte die Nummer 126 der Welt, „werde ich schon stolz auf mich sein und das in die Saison mitnehmen.“
Die deutschen Reihen in Melbourne lichten sich
Die deutschen Reihen in Melbourne lichten sich damit aber immer mehr - nur noch Alexander Zverev am Mittwoch (2. Match nach 9.00 Uhr/Eurosport) und Philipp Kohlschreiber am Donnerstag haben die Chance auf den Einzug in Runde drei. Denn am Mittwoch schieden auch Dominik Koepfer und Oscar Otte aus.
Der gebürtige Schwarzwälder Koepfer musste sich dem US-Aufschlagriesen Reilly Opelka (Nr. 23) 4:6, 3:6, 6:7 (4:7) geschlagen geben. Der Kölner Otte verpasste den Drittrundeneinzug durch ein 6:2, 2:6, 3:6, 1:6 gegen den an Position 25 gesetzten Italiener Lorenzo Sonego.Der große Auftritt gehörte aber Hanfmann. Mit seinem ersten Sieg in einem Grand-Slam-Hauptfeld hatte sich der 30-Jährige das vielbeachtete Match gegen Nadal verdient. 2009 hatte der Spanier in Melbourne triumphiert, verlor danach noch vier Finals - und hat in diesem Jahr in Abwesenheit von Novak Djokovic die große Chance, sich am Yarra River mit seinem 21. Grand-Slam-Triumph zum alleinigen Rekordhalter zu krönen.
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Doch Hanfmann hatte freilich etwas dagegen, er startete stark. Er agierte variabel, setzte Nadal immer wieder mit Netzangriffen unter Druck, erspielte sich sogar zwei Breakchancen im ersten Satz: Aber genau in diesen Phasen zeigte der Mallorquiner Weltklassetennis.2019 bei den French Open, in Nadals Wohnzimmer, war Hanfmann schon einmal auf den Topspieler getroffen und klar in drei Sätzen unterlegen. Auf Hartplatz wollte er Nadal nun „ein bisschen mehr ärgern“ - und abgesehen von einer kleinen Schwächephase am Ende des ersten Satzes schlug er sich überaus achtbar.
Paradedoppel Kevin Krawietz/Andreas Mies sorgen für Highlight
Für ein Highlight am dritten Turniertag sorgte das wiedervereinte Paradedoppel Kevin Krawietz/Andreas Mies. Die zweimaligen French-Open-Sieger gewannen bei ihrem ersten gemeinsamen Major-Auftritt seit den US Open 2020 souverän mit 7:6 (9:7), 6:3 gegen Santiago Gonzalez/Andres Molteni (Mexiko/Argentinien) und erreichten die zweite Runde.
Mies hatte sich Anfang des vergangenen Jahres einer Knorpel-OP am Knie unterziehen müssen, nun greifen die „KraMies“ wieder an. „In dem Jahr ist mir schon nochmal klar geworden, was wir für eine geile Partnerschaft haben, was wir uns aufgebaut haben“, erzählte der Kölner Mies und fügte scherzhaft hinzu: „Das ist so, wie wenn mit der Freundin Schluss ist, du dann mit anderen datest und merkst: Die Freundin war eigentlich schon sehr gut, und dann willst du doch wieder zurück.“ (dpa)