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In ARD-PodcastBelgischer Journalist über Schumacher-Unfall: „An so einem Tag fährt man da nicht drüber“

Lesezeit 4 Minuten
Michael Schumacher beim Großer Preis von Frankreich im Jahr 2002.

Michael Schumacher beim Großer Preis von Frankreich im Jahr 2002.

Für seinen Podcast besuchte Journalist Jens Gideon den Unfallort von Michael Schumacher in den französischen Alpen.

„Nur weil es ihn gibt, wollte ich Formel-1-Reporter werden“ – so beschreibt NDR-Autor Jens Gideon seine Beweggründe für den fünfteiligen Podcast „Schumacher. Geschichte einer Ikone“ gleich zu Anfang der ersten Folge.

Der Sport-Reporter sei mit dem ehemaligen Formel-1-Superstar Michael Schumacher um die ganze Welt gereist. Er war dabei, als der deutsche Kult-Rennfahrer seine größten Erfolge feierte und erlebte ihn nach Niederlagen und Fehlern.

Jens Gideon auf der Suche: „Wer war Michael Schumacher?“

Nun wolle Gideon, fast genau zehn Jahre nach dessen folgenschweren Skiunfall, seine Geschichte über „seinen Star“ erzählen. Und auch in journalistischer Hinsicht die für ihn größte Frage klären: „Wer war Michael Schumacher?“. Denn trotz all der gemeinsamen Reisen, sei ihm das auch heute noch nicht klar. Es habe immer eine „Mauer zwischen dem Rennfahrer und dem privaten Menschen“ gegeben.

Auf seiner Suche spricht Gideon dabei mit Bruder Ralf und Sohn Mick. Er trifft sich mit Norbert Haug, Schumachers langjährigen Boss, und mit dessen Erzrivalen Mika Häkkinen. Auch Zeitzeugen wie Tommi Schmitt, Franziska van Almsick, Bastian Schweinsteiger, Dirk Nowitzki und Smudo kommen zu Wort.

Warum herrscht seit zehn Jahren Stille um Michael Schumacher?

In der Auftaktfolge beginnt Gideon seine Geschichte mit dem tragischen Unglück des einstigen Ausnahmesportlers. Am 29. Dezember 2013 war Schumacher beim Skifahren am Saulire (Skiort Meribel) in einem Pistenteil gestürzt, auf dem die Schneedecke zu gering war, und wurde anschließend mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma im Universitätsklinikum Grenoble behandelt.

„Seit zehn Jahren haben wir von Michael Schumacher selbst nichts mehr gehört. Ja, ich wüsste sehr gern, wie es ihm geht. Aber ein Recht habe ich nicht“, stellt Gideon unmissverständlich klar. Darüber entscheide nur Schumacher selbst, oder die Familie. Und: „Darum geht es in diesem Podcast nicht.“

Der Journalist macht sich vielmehr für seine Spurensuche auf zum Unglücksort des heute 54-Jährigen und trifft dort auch den französischen Skilehrer André, der damals schnell am Unfallort war. Schumacher habe seiner Einschätzung nach damals nichts ungewöhnliches getan. Er habe lediglich abseits der Piste ein wenig in den Neuschnee fahren wollen, so wie es alle machten. Das sei in Frankreich auch nicht verboten.

Michael Schumacher war nach Unfall ansprechbar, „was Zeit gekostet haben könnte“

Seine Einschätzung zum Unfall: Schumacher war wohl mit einem Ski an einem Stein hängen geblieben und schlug in der Folge mit dem Kopf voll auf einen anderen Stein. „Der Helm war zerstört, oben drauf war noch die Kamera“, so André.

Der Verunglückte sei noch ansprechbar gewesen, wodurch laut Gideon „ein falsches Bild entstanden sein dürfte“. Eine Tatsache, die „wichtige Zeit gekostet haben könnte“. Denn der Gesundheitszustand Schumachers verschlechterte sich erst im Rettungshubschrauber dramatisch. Er wurde bewusstlos und musste für eine künstliche Beatmung intubiert werden. Dafür musste der Helikopter jedoch im Ort Moutier landen.

Erst danach entschieden die Ärzte auf einen Weiterflug in die Spezialklinik nach Grenoble. Gideon führt aus: „Wenn Michael Schumacher in Meribel nicht ansprechbar gewesen wäre, dann wäre er wahrscheinlich sofort künstlich beatmet und ein Direktflug nach Grenoble veranlasst worden. Möglicherweise hätte Schumacher eine Dreiviertelstunde früher zur Behandlung in Grenoble sein können.“

Belgischer Journalist: „An so einem Tag fährt man da nicht drüber“

Doch es kam anders. Und die Frage, warum Schumacher sich überhaupt dieses Risikos ausgesetzt hatte, kommt zur Sprache. Denn der Ex-Formel-1-Pilot kannte das Skigebiet bestens, hatte mit seiner Familie ein Chatel nahe der Piste, das Gideon als abgeschirmt gelegen beschreibt.

Ein belgischer Journalisten-Kollege von Gideon, kann die Entscheidung Schumachers, abseits der Piste gefahren zu sein, bis heute nicht verstehen. „Der Belag war zu Anfang der Saison noch ganz dünn. Man kann die Steine auf den Fotos von damals sehen. An so einem Tag fährt man da nicht darüber“, sagt er.

Wegen einer dünnen Schicht Neuschnee in der Nacht seien die Felsbrocken in dem Steinfeld leicht verdeckt gewesen, ergänzt Gideon die tückische Konstellation. Die Tage davor hatte es jedoch nicht geschneit.

Im weiteren Verlauf der Folge „Fahrt in die Dunkelheit“ beschreibt Gideon noch den Kampf um das Leben Schumachers und fügt Informationen und Umstände spannend zu einem Gesamtbild zusammen, ohne dabei eine Grenze zu übertreten.