Eintracht Frankfurt hat im Achtelfinale das Rückspiel gegen den SSC Neapel mit 0:3 verloren. Überschattet wurde die Partie von heftigen Krawallen.
Champions LeagueErste Festnahmen nach „Guerillakrieg“ in Neapel – Italiens Regierung reagiert
Überschattet von schweren Fan-Ausschreitungen hat Eintracht Frankfurt das Wunder von Neapel deutlich verpasst. Die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner hatte gegen die abgezockten Erben Maradonas nicht den Hauch einer Chance und verlor das Achtelfinal-Rückspiel bei der SSC Neapel mit 0:3 (0:1). Dem krachenden Königsklassen-K.o. war ein „Guerillakrieg“ in der neapolitanischen Innenstadt vorausgegangen.
Nach einer ersten Rekonstruktion italienischer Medien war die Lage am Nachmittag eskaliert, als Napoli-Fangruppen an der zentralen Piazza del Gesù Frankfurter Anhänger und Polizisten angriffen. Die Eintracht-Ultras waren zuvor gemeinsam durch die Stadt marschiert und hatten dabei provozierende Gesänge gegen Neapel angestimmt.
Eintracht-Ultras aus Neapel weggebracht
Nach den gewalttätigen Zusammenstößen sind die Anhänger von Eintracht Frankfurt nun großteils aus der Stadt gebracht worden. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Donnerstag berichtete, wurden die gewaltbereiten Fußballfans in der Nacht und am frühen Morgen mit Bussen und unter Polizeischutz zum Flughafen von Neapel sowie nach Salerno und Rom gebracht, von wo sie ihre Heimreise nach Deutschland antreten sollten.
Der Abtransport hatte sich in der Nacht verzögert, als Hooligans des SSC Neapel zu einem Hotel am Hafen vordringen wollten, in dem sich die Frankfurter befanden. Es kam in den naheliegenden Straßen zu Zusammenstößen zwischen den Fangruppen und der Polizei. Direkt neben dem Fan-Hotel war auch die Unterkunft der Frankfurter Mannschaft.
Laut Ansa wurden wegen jener Ausschreitungen und dem Angriff der Neapel-Ultras in der Nacht zunächst sieben Menschen festgenommen, alle sollen Anhänger des italienischen Spitzenteams sein. Wie es hieß, könnten weitere Festnahmen folgen.
Frankfurts Ausscheiden von Krawallen überschattet
Die sportliche Aufarbeitung des recht chancenlosen Ausscheidens der Frankfurter dürfte von der Rekapitulierung der vielen hässlichen Szenen in den Straßen von Neapel überschattet werden. Autos brannten, Feuerwerkskörper und Stühle flogen durch die Luft, und über der Innenstadt kreiste ein Polizei-Hubschrauber: Der Corriere dello Sport schrieb angesichts der Krawalle von einem „Guerillakrieg“ im Zentrum der süditalienischen Stadt. Selbst die Tagesschau berichtete in ihrer 20-Uhr-Ausgabe.
Videobilder aus der Innenstadt von Mittwochnachmittag zeigten wilde Jagdszenen zwischen vermummten Personen beider Fanlager und der Polizei. Immer wieder waren Detonationen zu hören, Rauchschwaden durchzogen die engen Gassen rund um die Piazza del Gesu. Mehrere Autos, darunter ein Polizeiauto, sollen laut Gazetta dello Sport von deutschen Fans angezündet worden sein. Zudem seien Lokale in der Umgebung beschädigt sowie Tische, Stühle und Schaufenster von Bars und Restaurants zerstört worden.
Neapel: Randale gehen in der Nacht weiter
Auch nach dem Spiel kehrte keine Ruhe ein: Laut italienischen Medienberichten sollen sich vermummte Anhänger der SSC Neapel rund um das Hotel der deutschen Fans Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert haben. Demnach zündeten die italienischen Anhänger unter anderem Pyrotechnik, die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Die Polizei sicherte die Unterkunft der SGE-Anhänger, die sich nur rund 100 Meter entfernt vom Hotel der Mannschaft befindet.
Wie die Zeitung Corriere dello Sport berichtet, bereiteten die Sicherheitskräfte zudem die Abreise der deutschen Fans vor, die bei Tagesanbruch stattfinden soll. Auch ein Polizei-Hubschrauber kreiste in der Nacht über der Stadt.
Nancy Faeser verurteilt Krawalle in Neapel
Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilte die beschämenden Vorkommnisse noch am Mittwochabend via Twitter „aufs Schärfste“. Und selbst Eintracht-Vorstand Philipp Reschke musste eingestehen: „Es waren die Ausschreitungen, die wir seit dem Tag der Auslosung befürchten mussten.“ Es schien „ein bisschen so“, meinte er, „dass sich die Gruppen, die sich gesucht haben, auch gefunden haben“. Der Corriere dello Sport schrieb von „rund 600 Eintracht-Fans“, die trotz des Ticket-Verkaufsverbots durch die italienischen Behörden und den Verzicht der Eintracht auf das gesamte Gäste-Kontingent nach Neapel gereist waren. Rund 800 Polizisten sollten im Einsatz sein.
Italiens Regierung fordert harte Strafen nach Gewalt in Neapel
Nach den schweren Ausschreitungen hat die italienische Regierung bereits harte Strafen gefordert. „Ich hoffe, dass diese Verbrecher vor Gericht gestellt werden“, sagte der italienische Vizepremier- und Außenminister Antonio Tajani. Seine Solidarität gelte „den Polizeikräften und der Stadt Neapel angesichts dieser schwerwiegenden Gewalt“.
Die rechte Regierungspartei Lega um Matteo Salvini richtete angesichts der Zusammenstöße zwischen Anhängern der Eintracht und der SSC Neapel mit der Polizei vor dem Achtelfinal-Rückspiel auch Forderungen an die deutsche Regierung. Diese solle „für den Schaden aufkommen“, hieß es: „Das Innenministerium hatte Recht, als es ein Transferverbot für diese Hooligans gefordert hat.“
Schon am Dienstagabend war es nach der Ankunft von bis zu 400 Ultras der Hessen am Hauptbahnhof Neapels zu einem ersten Zwischenfall gekommen. Die Busse mit den SGE-Fans wurden auf dem Weg ins Hotel mit Pyrotechnik beschossen und mit weiteren Gegenständen beworfen, bei den Angreifern handelte es sich laut italienischen Medienberichten um Neapel-Anhänger. Der HR berichtete unter Berufung auf Augenzeugen von „größeren Gruppen von Napoli-Anhängern“, die „teilweise bewaffnet“ in der Stadt unterwegs gewesen seien. (oke, sid)