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„Er will doch nur spazieren gehen“So reagiert die Welt auf Djokovics Einreiseverbot

Lesezeit 3 Minuten
Djokovic Proteste GETTY 060122

Proteste vor dem Flughafen in Melbourne. Die Demonstranten hissen die serbische Flagge.

Melbourne – Tennis-Star Novak Djokovic verharrt nach der Ablehnung seines Visums weiterhin in einem Quarantäne-Hotel in der australischen Metropole Melbourne. Am Donnerstagmorgen (Ortszeit) wurde der Nummer eins der ATP-Weltrangliste die Einreise nach Australien verwehrt. Eigentlich wollte Djokovic seinen Titel bei den Australian Open Mitte Januar verteidigen.

Djokovics Einreiseverbot ist das vorläufige Ende einer Posse um den serbischen Impfskeptiker, der noch am Dienstag trotz fehlender Impfung gegen das Coronavirus eine medizinische Ausnahmegenehmigung zur Teilnahme am ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres erhalten hatte.

Genau diese Genehmigung bemängelten die Behörden nun – und widersprachen damit zwei australischen Expertengremien, die diese zuvor erteilt hatten. Djokovic darf nach einem Gerichtsentscheid vorerst bis Montag in Australien bleiben.

Novak Djokovic: Vater Srdjan spricht vom „Führer der freien Welt“

Derweil diskutieren Sport und Politik über den Fall Djokovic. Serbiens Präsident Aleksandar Vukic etwa kritisierte via Instagram die australische Regierung scharf: „Unsere Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, um die Schikanierung des besten Tennisspielers der Welt binnen kürzester Zeit zu beenden.“

Goran Ivanisevic, selbst ehemaliger Tennis-Spieler, postete auf Instagram ein Bild aus einer Flughafen-Lounge, wo er mit Teilen des Teams Djokovic auf den serbischen Tennis-Profi wartete.

Djokovics Vater Srdjan, der in den vergangenen Wochen schon harte Kritik an den Veranstaltern der Australian Open übte, sagte „Mein Sohn ist heute Nacht in australischer Gefangenschaft, aber er war noch nie freier. Von diesem Moment an ist Novak zum Symbol und Führer der freien Welt geworden, der Welt der armen und benachteiligten Nationen und Völker.“

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Djokovic selbst war in der Vergangenheit wegen kruder Heilmethoden aufgefallen, unter anderem behauptete er, giftiges Wasser durch Gebete und Emotionen reinigen zu können.

Australien: Premierminister Morrison äußert sich zum Fall Djokovic

Australiens Premierminister Scott Morrison trat am Donnerstag vor die Presse und unterstützte die Entscheidung des Grenzschutzes im Bundesstaat Victoria: „Wer nach Australien einreisen will, muss sicherstellen, dass er auch dazu berechtigt ist. Wenn man sich nicht an die Regeln hält, wird der Grenzschutz seinen Job machen - und sie haben ihren Job gemacht. „Regeln sind Regeln, vor allem, wenn es um unsere Grenzen geht“

Djokovics Konkurrent Rafael Nadal äußerte sich am Donnerstag ebenfalls zum Einreiseverbot seines Rivalen. „Ich hatte Covid, ich bin zwei Mal geimpft. Wenn du das machst, hast du kein Problem, hier und überall auf der Welt zu spielen. Das ist das Einzige, was klar ist.“ Nadal ist bereits in Australien und wird an den Australian Open teilnehmen.

„Wenn er gewollt hätte, hätte er hier problemlos spielen können. Er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen und muss nun eben mit den Konsequenzen leben“, ergänzte Nadal auf einer Pressekonferenz. Er wolle Djokovic aber nicht vorschreiben, sich impfen zu lassen.

Novak Djokovic: Proteste vor Quarantäne-Hotel

Auch in den sozialen Medien wurde Djokovics Ablehnung an der australischen Grenze heiß diskutiert: „Djokovic will in Melbourne doch nur spazieren gehen“, twitterte etwa Journalist Günter Klein, Sport-Chefreporter beim „Münchner Merkur“.

Der Journalist Saša Ozmo, der in engem Kontakt zu Djokovic und seinem Team steht, twitterte eine Fotomontage, auf der der serbische Tennisspieler mit dem Plakat des Films „Terminal“ mit Tom Hanks und Catherine Zeta-Jones zu sehen ist.

Im australischen Frühstücksfernsehen ist zudem Reporter Nathan Currie zu sehen, wie er mit einem Dauergrinsen das Geschehen vom Melbourner Flughafen schildert. Currie beschreibt den Vorfall als „absurd und kaum zu glauben“. In Australien hatte sich angesichts täglich neuer Corona-Rekordzahlen großer Unmut gegenüber Djokovics Sondererlaubnis breit gemacht.

Um Djokovic zu unterstützen, hatten sich einige Anhänger mit serbischen Flaggen vor seinem Quarantäne-Hotel versammelt. Die Polizei überwachte den Protest, bei dem Djokovics Quarantäne auch mit einem „Konzentrationslager“ verglichen wurde. (shh)