Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Boards vergriffen, Kurse ausgebuchtDer Wassersport boomt zu Corona-Zeiten

Lesezeit 4 Minuten

Eine Sportlerin zeigt auf der Wasserskibahn in Langenfeld ihr Können im kühlen Nass.

  1. Rund um Köln sind die Seen mit Boards und Booten belagert, auf den Flüssen sind die Menschen mit Kanus unterwegs.
  2. Die heißen Tage während der Corona-Pandemie locken aufs Wasser.
  3. Die hohe Nachfrage kann vielerorts gar nicht bedient werden.

Köln – Wenn Christina Bauer mit ihrem Board über den Rursee gleitet, entfernt sich der Alltag mit jedem Paddelschlag. Sie liebt das Wasser. Als sie 2008 das erste Mal auf ihrem Brett stand, war sie fast alleine auf dem See. Heute ist das anders. In diesem Sommer boomt das Stand-up-Paddling (SUP), so wie viele andere Wassersportarten.

Rund um Köln sind die Seen mit Boards und Booten belagert, auf den Flüssen sind die Menschen mit Kanus unterwegs. Die heißen Tage während der Corona-Pandemie locken aufs Wasser: Sport im Freien ist attraktiv, Abstand halten ist möglich. Viele holen ihren ausgefallenen Urlaub auf den Gewässern in der Region nach. Boards und Kanus sind vergriffen. Kurse ausgebucht. Die hohe Nachfrage kann vielerorts gar nicht bedient werden. Jeder will aufs Wasser.

SUP: Alleine auf dem See

Paddeln kann ein Work-out sein. Aber es eignet sich auch für diejenigen, die nur entspannt eine Runde auf dem See drehen wollen, betont Bauer.

Christina Bauer ist seit den Anfangen des Stand-Up-Paddeling in Deutschland dabei: Hier auf dem Rursee mit ihrem Hund.

Die 51-Jährige betreibt am Rursee ein SUP-Verleih: „Die Vielfalt an dem Sport ist das Schöne. Es kann jeder lernen, von jung bis alt – auch mit Einschränkungen. Man kann auf Fluss, See und Meer paddeln.“ In diesem Jahr sei die Nachfrage extrem angestiegen. Ob es an Corona liegt, weiß sie nicht. „SUP ist auf jeden Fall im Breitensport angekommen.“

Am Fühlinger See in Köln können Boards und Kanus am Blackfoot Beach ausgeliehen werden. Bei gutem Wetter sei alles ausgebucht. „Sobald es wieder möglich war, haben die Menschen die Aktivitäten im Individualsport auch genutzt“, sagt Lando Sinkel vom Blackfoot Beach. Die Erfahrung hat auch Milan Robinet von Wasserski Bleibtreusee gemacht. Oft seien auch hier die SUP-Bretter bereits im Vorfeld ausgebucht. Wenn er mehr Lagerfläche hätte, würde er mehr Bretter zulegen. Der Hype wundert ihn nicht: „Besser Abstand halten als alleine draußen auf dem See kann man nicht.“ Nachteil: Chaos auf dem See. Viele kreuzen die Regatta-Bahn, die der Leistungssport nutzt, oder paddeln in Rückzugsgebiete der Natur. Der Bund NRW mahnt Wassersportler, Vorschriften zum Schutze der Natur zu beachten.

Wasserski: Ein sportliches Erlebnis

Beliebt sind in diesem Jahr auch die Wasserski-Anlagen. „Es ist ein Adrenalinsport, der süchtig macht. Viele kommen wieder, viele kommen fast täglich“, sagt Milan Robinet vom Bleibtreusee. Kurse seien Wochen im Voraus ausgebucht. Auch auf der Wasserskianlage in Langenfeld ist besonders viel los. Wer das erste Mal auf den Skiern stehe, sei „überwältigt“ und vergesse das nicht mehr, sagt Johannes Süß von Wasserski Langenfeld.

Surfen: Im Wind oder auf der Welle

Für Surfer gibt es in Langenfeld auch eine Surfwelle. Sie soll das Erlebnis im Meer ersetzen. Der Brühler Surfclub, der am Bleibtreusee ansässig ist, erwartet trotz eines schwachen Starts in diesem Jahr mehr Neu-Mitglieder als gewöhnlich. Die Anfängerkurse für Windsurfen seien beliebt. Wer den Sport einmal ausprobiert hat, bleibt dabei, da ist sich der Vereinsvorsitzende Stefan Brück sicher. Auch wenn der Wind am Brühler See manchmal eher ein Lüftchen ist: Spaß mache das Surfen trotzdem.

Kanu: Ausflug statt Auslandsreise

Jesse Klein ist quasi im Kanu aufgewachsen. Sein Vater gründete vor 16 Jahren den Kanu-Verleih „Aktive Elemente“ und bietet Touren auf der Erft und der Sieg an. Jetzt hat der 22-Jährige das Geschäft übernommen. Der Kanute findet nur wenig Zeit, sich ins Kajak zu setzen und los zu paddeln, denn es gibt einiges zu tun.

Neuer Inhalt

Jesse Klein führt Kanu-Touren auf der Sieg und der Erft durch.

Die Anzahl der Buchungen sei in diesem Jahr gestiegen – besonders in den Sommerferien: „Es ist sonst eher ein Wochenendgeschäft“, so Klein. Der Grund: „Viele Familien haben ihren Urlaub zu Hause verbracht und Aktivitäten in der Umgebung gesucht. Eine Kanu-Tour ohne große Gruppenansammlungen ist da perfekt“, sagt Klein.

Das könnte Sie auch interessieren:

So hat es auch Kanu-Kollege Wilfried Kopitzke von „Sport und Spaß“ in Rhein-Erft erlebt. Dennoch: Die Saison startete verspätet, Klassenfahrten fielen aus, Betriebsausflüge ebenso. Einnahmen sind weggebrochen – da geht es allen Wassersportanbietern ähnlich. Die Verluste gleichen auch angestiegene Besucherzahlen nicht aus. „Corona hat die Saison zerschossen“, sagt Kopitzke.

Segeln und Rudern schwächeln

Andere Wassersportarten können nicht von einem Boom sprechen. So hat Günter Becker seine Segelschule am Rursee in diesem Jahr nicht öffnen können. Alle Kurse wurden wegen Corona abgesagt. Mit Abstandsregeln auf den Booten sei das Ganze wirtschaftlich nicht realisierbar. Schwierig ist die Situation auch für die Rudervereine. In Köln, Leverkusen und Bonn sei man froh, wenn sich die Mitgliederzahlen nicht negativ entwickelten, teilt der Ruder-Verband NRW mit. Ruderkurse fielen aus oder starteten erst verspätet, auch trainieren könne man wegen der Abstandsregeln noch nicht in gewohntem Umfang.