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Olympische WinterspieleAuch Großbritanniens Regierung boykottiert Peking

Lesezeit 4 Minuten
Olympishen Ringe

Die olympischen Ringe auf der Spitze des Olympiaturms in Peking

Peking – Nach den USA und Australien wird auch Großbritannien keine Regierungsvertreter zu den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking schicken. Es handle sich „effektiv um einen diplomatischen Boykott“, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch im Parlament in London. Er bespreche kritische Fragen wie Menschenrechte regelmäßig mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping. „Wie ich bereits zuvor sagte, unterstützen wir keinen sportlichen Boykott. Aber es gibt keine Pläne, dass Kabinettsmitglieder die Olympischen Winterspiele besuchen“, sagte Johnson.

Die USA hatten am Montag aus Protest gegen Menschenrechtsverletzungen in China einen diplomatischen Boykott der Spiele in Peking (4. bis 22. Februar 2022) angekündigt. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte, die Regierung von Präsident Joe Biden werde keine diplomatischen oder offiziellen Vertreter nach Peking schicken. Am Mittwoch teilte Australien mit, es folge diesem Vorbild.

FDP-Politikerin Beer fordert kompletten Olympia-Boykott

Die FDP-Europaabgeordnete Nicola Beer hatte unterdessen einen Komplett-Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking (4. bis 20. Februar) durch die Europäische Union gefordert. Die EU solle demnach „nicht nur im Windschatten der USA bleiben, sondern sich selbst für die Einhaltung von Menschenrechten auf die Hinterbeine stellen und sich für einen gänzlichen Boykott der Winterspiele aussprechen“, sagte Beer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwoch).

Australien schließt sich Boykott der USA an

Australien hatte sich dem von den USA beschlossenen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele 2022 in Peking angeschlossen. Das kündigte Premier Scott Morrison am Mittwoch in Sydney an. Für ihn sei diese Entscheidung „keine Überraschung“, fügte er hinzu. Als Grund führte er eine Reihe von Missverständnissen zwischen Canberra und Peking an, darunter Chinas Kritik an Australiens Entscheidung zur Anschaffung von nukleargetriebenen U-Booten.

Seine Regierung habe wiederum „Menschenrechtsverstöße in Xinjiang und andere Themen“ angeprangert, doch habe die chinesische Regierung keine Gesprächsbereitschaft gezeigt.

Australische Sportler sollen jedoch an den Spielen in Peking teilnehmen, betonte Morrison. „Australien ist eine große Sport-Nation, aber ich halte Fragen des Sports und der anderen politischen Angelegenheiten sehr wohl auseinander.“

Chinesische Botschaft kritisiert australische Haltung

Die chinesische Botschaft in Australien kritisierte die Entscheidung in einer Mitteilung. „Wie wir alle wissen, liegt die Schuld an der gegenwärtigen misslichen Lage der chinesisch-australischen Beziehungen eindeutig bei der australischen Seite“, so die diplomatische Vertretung. China fordere Australien nachdrücklich auf, „praktische Maßnahmen zu ergreifen, um günstige Bedingungen für die Verbesserung der bilateralen Beziehungen zu schaffen.“

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Gleichzeitig wünschte die Botschaft den australischen Athleten viel Glück bei den Spielen. Australiens Erfolg bei den Winterspielen hänge von der Leistung der Sportler ab, nicht von der politischen Haltung einiger australischer Politiker, hieß es.

China kritisiert USA für diplomatischen Boykott der Winterspiele

China hatte den diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking durch die USA zuvor ebenfalls scharf kritisiert. Washington solle aufhören, den Sport zu politisieren, sagte Außenamtssprecher Zhao Lijian am Dienstag in Peking. Er kündigte „entschiedene Gegenmaßnahmen“ an, ohne Details zu nennen. Olympia sei keine Bühne für „politische Manipulationen“. Außerdem nähmen Regierungsvertreter auf Einladung ihrer nationalen olympischen Komitees teil.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, hatte am Vortag angekündigt, die Regierung von Präsident Joe Biden werde keine diplomatischen oder offiziellen Vertreter zu den Spielen im Februar nach China schicken. Hintergrund seien der fortdauernde „Genozid“ in der autonomen Region Xinjiang und andere Menschenrechtsverletzungen.

Psaki

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki

Auf die Frage, warum die US-Regierung von einem kompletten Boykott der Spiele absehe, sagte Psaki, man habe die Sportler, die intensiv für die Spiele trainiert hätten, nicht bestrafen wollen. Auch durch diesen Schritt werde eine „klare Botschaft“ gesendet. Psaki betonte, die US-Regierung habe internationale Partner informiert und überlasse es ihnen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Verärgert reagierte Chinas Außenamtssprecher, die USA sollten aufhören, „die Winterspiele in Peking durch Worte oder Taten zu stören“. Ansonsten schadeten sie dem bilateralen Dialog und der Kooperation mit China in wichtigen Bereichen oder internationalen Fragen. Die Winterspiele finden vom 4. bis 20. Februar 2022 statt. (dpa, ksta)